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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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geklappt hatte. Ihr Geschäft hatte ihr Eltern, Freunde und den Liebhaber ersetzt. Es war ihr Leben gewesen. Und Kendrick hatte es zerstört.
    Er hatte sich genau so mitfühlend gezeigt wie Matilda.
    Worthington sah mit auf dem Rücken verschränkten Händen zu, wie Genevieve die Stufen hinunterging. Sie wirkte, als hätte man ihr alles entrissen, was sie je geliebt hatte. Was wahrscheinlich der Wahrheit sehr nahe kam. Und das, nachdem Kendrick und sie so glücklich miteinander geworden waren. Worthington schüttelte den Kopf. Was für eine katastrophale Wendung.
    »Sie rufen an?«, fragte er leise.
    Genevieve nickte.
    »Und Sie kommen bald wieder heim.« Er bemühte sich, es wie eine unausweichliche Selbstverständlichkeit klingen zu lassen.
    Wie gerötet diese schönen, haselnussbraunen Augen waren! Worthington tat das Herz weh.
    »Ich weiß nicht, Worthington«, sagte sie mit einem dünnen Stimmchen, das heiser vor Kummer war. »Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn ich es weiß.«
    Worthington nickte, da es für ihn nichts mehr zu sagen gab. »Fahren Sie vorsichtig.«
    Sie lächelte grimmig. »Ich werde das Spielzeug Seiner Lordschaft schon nicht kaputtmachen.«
    »Zum Teufel mit dem Wagen.«
    Genevieve ging auf den tiefergelegten Jaguar zu, blieb stehen und blickte dann plötzlich auf. Was sie da sah, schien sie offensichtlich zu bekümmern, denn sie wandte sich hastig ab und glitt hinter das Lenkrad. Sie ließ den Wagen an, und er schnurrte brav, eigens für sie. Worthington sah ihr mit feuchten Augen nach, als sie den Weg entlang und unter dem Torhaus hindurch fuhr. Auch er ging die Stufen hinunter und blickte nach oben.
    Kendrick stand am Fenster, die Hände an die Scheibe gedrückt.
    »Da habt Ihr ja einen schönen Schlamassel angerichtet, Mylord«, sagte Worthington und kehrte mit traurigem Kopfschütteln ins Haus zurück.

15
    Kendrick stand an seinem üblichen Platz auf dem Wehrgang und hoffte vergeblich, sich von den Wellen trösten zu lassen. Das hatte er schon die ganze Woche getan, immer mit derselben Hoffnung. Aber wie sollten die Wellen ihn trösten, wenn er es weder im Leben noch im Tod so sehr verdient hatte, zu leiden? Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, holte tief Luft und blickte zum Himmel. Gott steh ihm bei, er hätte ihr von der Übertragungsurkunde für die Burg erzählen sollen. Er hätte die Worte herausschreien sollen, als er sie durch Erschrecken zum Gehen bewegen wollte. Gewiss hätte sie in Rekordzeit gepackt.
    Aber nay, er hatte dem selbstsüchtigen Verlangen nachgegeben, Genevieve um sich zu haben. Statt sie gehen zu lassen, wie er es hätte tun sollen, hatte er Pläne und Ränke geschmiedet, sie bei sich zu behalten. Und was hatte ihm das eingebracht? Eine Woche Glückseligkeit, gefolgt von der entsetzlichsten Woche, die er in über siebenhundert Jahren je erlebt hatte.
    Sie hier zu behalten, war nicht der schrecklichste Fehler, den er begangen hatte. Sein Vergehen lag darin, ihr gegenüber nicht ehrlich gewesen zu sein. Er hätte sich eines Abends mit ihr ins Bett kuscheln und ihr behutsam von dem Fluch erzählen sollen. Und wie er davon befreit werden könnte. Vielleicht hätte sie seine Erleichterung darüber geteilt, nach siebenhundert Jahren des Spukens einen legalen Weg gefunden zu haben, den Fluch aufzuheben, der ihn an die Steine der Burg fesselte, solange er nicht der rechtmäßige Eigentümer war. Bestimmt hätte sie verstanden, warum er sie so abscheulich behandelt hatte, und dann hätte er sie um
    Verzeihung gebeten wie noch nie jemanden zuvor. Falls Genevieve bereit gewesen wäre, die Entschuldigung anzunehmen, hätte er ihr tief in die Augen geblickt und ihr die Worte gesagt, die ihm an dem verhängnisvollen Nachmittag im blauen Gemach in der Kehle stecken geblieben waren, als er ihr seine Rolle beim Ablauf der Ereignisse enthüllt hatte.
    Er wollte nicht, dass sie die Übertragungsurkunde unterschrieb.
    Kendrick stöhnte, und es kam aus tiefster Seele. Nicht einmal diese Worte konnten wiedergutmachen, was er getan hatte, um sie nach England zu bringen. Rücksichtslos und gezielt hatte er ihren Ruf zerstört. Aye, er war wirklich ein edler Recke. Er hatte seine Beute ausgemacht, das Gelände ausgekundschaftet, systematisch alle Mauern um sie herum eingerissen, und das alles so zielstrebig und innerlich unbeteiligt wie ein erfahrener Söldner. Etwas anderes hätte sie ihm vielleicht verziehen, aber das niemals.
    Wie sehr er sich nach diesem Verzeihen sehnte! Er

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