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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Treppe hinuntergingen. »Nur wenn du versprichst, es Royce gegenüber nie zu erwähnen.«
    »Warum nicht?«
    In Kendricks Augen blitzte der Schalk auf. »Weil ihm genau das passiert ist.«
    Genevieve lächelte und ließ ihre Gedanken wandern, als Kendrick zu singen begann.
    Ihr Lächeln galt der Ironie ihrer Lage. Endlich hatte sie einen Mann gefunden, der sie achtete, und was musste er ausgerechnet sein? Ein Gespenst. Genauso unerreichbar wie die Ritter in strahlender Rüstung, von denen sie ihr Leben lang geträumt hatte.
    Irgendwie passte das.
    Und beklagen würde sie sich bestimmt nicht.

14
    Genevieve wachte auf, streckte sich und freute sich darüber, wie ausgeruht sie sich fühlte. Keine Albträume. Keine Gespenster, die Streitäxte schwangen und sie mit dem Tod bedrohten. Das Einzige, worin sich ihr galantes Gespenst in der letzten Woche hervorgetan hatte, war trockener Humor und ein Lächeln zum Niederknien.
    Nein, von einem Gespenst zu sprechen, war nicht mehr richtig. Er war ihr Recke.
    Sie verspürte das wahnwitzige Verlangen, sofort aufzustehen und ihm ein Band zu nähen, das er am Ärmel tragen konnte. Ob Kendrick und Nazir wohl ein Schauturnier für sie veranstalten würden?
    Sie war in der Nacht aufgewacht und hatte festgestellt, dass sie auf der Überdecke eingeschlafen war, nachdem sie sich die halbe Nacht mit Kendrick unterhalten hatte, was in den letzten Tagen zur Regel geworden war. Die Decke, mit der sie zugedeckt war, hatte sie ganz bestimmt nicht selbst über sich gebreitet. Kendrick hatte sie sanft lächelnd angesehen. Ihre Sorge wegen möglicher Folgen dieser Anstrengung hatte er mit einem Augenzwinkern und der Bemerkung abgetan, er hätte trainiert. Wie sollte sie sich auch mit einem Mann streiten, der Gewichte stemmte, damit er sie zudecken konnte, wenn nötig.
    »Kendrick?«, fragte sie laut.
    Aye, Liebste. Seine Stimme flüsterte wie eine Liebkosung in ihrem Kopf.
    Wo bist du?
    Auf dem Wehrgang. Vermisst du mich?
    Sie lächelte. Und das von einem Mann, der noch vor
    knapp einem Monat ihren Tod im Sinn gehabt hatte. Was für eine Veränderung.
    »Fürwahr.«
    Sie zuckte zusammen, als sie seine Stimme neben ihrem Ohr hörte. Er hatte direkt neben ihr im Bett Gestalt angenommen. Wenn ein Mann schon am frühen Morgen so gelassen und rundum zufrieden aussah, konnte das nur eine Sünde sein. Sein Grinsen wurde breiter, während er sie ansah.
    »Hast du von mir geträumt?«
    »Das würdest du wissen.«
    »Du hast gesagt, ich soll mich von deinen Gedanken fernhalten. Ich war folgsam.«
    »Wieso habe ich das Gefühl, dass dir das schwerfällt? Bei der Vorstellung, wie viele graue Haare die liebe Lady Anne wohl deinetwegen bekam, schaudert es mich.«
    Kendrick grinste erneut. »Meine Mutter hielt mich für ein absolut gelungenes Kind. Die Schelte wegen meiner Streiche übernahm mein Vater.«
    Genevieve drehte sich zur Seite, um ihn anzusehen. Oh, wie genoss sie es, den Morgen mit ihm im Bett zu verbringen! Am liebsten wäre sie nie wieder aufgestanden.
    »Erzähl mir mehr«, drängte sie ihn.
    »Die Liste meiner Eskapaden ist lang.«
    »Ach, langweile mich doch ein paar Minuten.«
    Er stützte den Kopf in die Hand. »Nun ja«, sagte er und gab sich den Anschein, einen tiefgreifenden Gedankengang erläutern zu wollen. »Ich denke, man könnte mich als ausgesprochen wissbegieriges Kind bezeichnen ...«
    »Ein Tunichtgut«, verdeutlichte sie.
    »Hochintelligent ...«
    »Eine Nervensäge ...«
    »Einfallsreich ...«
    »Deine arme Mutter«, lachte sie.
    »Sie fand mich reizend«, sagte er und spielte den Gekränkten. »Sie hat sich überhaupt nicht aufgeregt, als ich die Zugbrücke zerlegt habe, um zu sehen, wie sie funktioniert.«
    Genevieve schnappte nach Luft. »Ist nicht wahr. Wie ist dir das denn gelungen?«
    »Bei Nacht«, erwiderte Kendrick stolz. »Ich hatte nur Glück, dass unsere Feinde nichts davon erfuhren, denn sonst stünde dir kein so gut aussehender Ritter zu Diensten.«
    Sie überging seine Eitelkeit. »Was hat dein Vater getan?«
    »Mich für meinen forschenden Geist gelobt und mich dann so angebrüllt, dass ich dachte, ich würde taub. Damals kam ich noch gut weg. Als ich die Esse unseres Schmieds abgebaut habe, sah mein Vater fast so aus, als wollte er mich schlagen.«
    Genevieve stöhnte über sein diebisches Grinsen.
    »Mein Bruder Phillip war dabei«. Kendrick lachte bei der Erinnerung daran. »Ich hör ihn noch immer flehen: Kendrick, Vater wird die Gerte nehmen! Ich bitte dich,

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