Das Erbe in den Highlands
sagte er sanft.
»Werden wir das überleben? Willst du wirklich nicht, dass ich die Papiere unterschreibe ...«
»Auf keinen Fall!« Er atmete tief ein und langsam wieder aus. »Ich begnüge mich mit dem, was ich an dir habe. Das muss reichen.«
»Aber ...«
»’s ist so viel besser als die Alternative.«
Sie kaute auf der Lippe und sah ihn an. »Aber du warst so elend.«
»Der Winter macht mich immer verdrossen.«
»Tut er nicht.«
Er fuhr sich durchs Haar. »Ich habe viel zu viel Zeit damit verbracht, mir etwas zu wünschen, das ich nicht bekommen kann, Liebste. Damit werde ich aufhören. Vielleicht machen wir später am Tag mit den anderen Zimmern weiter. Etwas Ablenkung würde uns im Moment guttun.
Und du musst eine Hochzeit planen. Juni, fand ich, war schon immer ein guter Monat für Hochzeiten.«
Sie blickte nach unten. »Wann hattest du vor, Matilda zu heiraten?«
»Mitten im Winter.«
Das brachte ein Lächeln auf ihre Lippen, doch sie hob den Kopf nicht hoch genug, dass er die volle Wirkung hätte sehen können. »Dann sei es Juni, Mylord.«
»Hol dir die Decke, meine Liebste, und kuschle dich neben mich. Soll ich Worthington wecken und ihn ein Feuer anschüren lassen?«
»Nein, es geht schon so«, erwiderte sie, stand auf und nahm die Decke vom Stuhl neben der Tür. »Lass uns fernsehen, Kendrick. Ich brauche die Ablenkung.«
»Für etwas Vernünftiges ist es noch zu früh.«
»Ist mir egal«, sagte sie und setzte sich wieder neben ihn. »Hauptsache irgendwas.«
»Ich habe das Spiel der Raiders aufgenommen. Sollen wir das anschauen?«
»Später Kendrick. Wir haben noch nicht einmal Frühstückszeit. Football ertrage ich erst, wenn ich etwas Energie getankt habe.«
»In Ordnung, Liebste. Du übernimmst die Fernsteuerung.«
»Die Steuerung. Das gefällt mir.«
»Das dachte ich mir.«
Sie wickelte sich in die Decke, die Augen immer auf ihn gerichtet. »Du bist ein wundervoller Mann.«
»Sprich weiter.«
»Lies meine Gedanken. Ich bin jetzt zu müde zum Reden.«
Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und ließ es gut sein. Später, wenn sie abgelenkt war, würde er ihr schon noch ein paar Komplimente entlocken. Je eher sie den Schrecken von gestern vergaß, desto besser. Wahrscheinlich würde noch vor Mittag der Inspektor kommen, und Kendrick wollte nicht, dass sich Genevieve früher als absolut nötig darüber Gedanken machte.
»Schau nur«, sagte sie atemlos.
Kendrick sah auf den Bildschirm und verdrehte die Augen. »Das ist ja ein Zeichentrickfilm, Gen. Bestimmt gibt es irgendwo auf der Welt ein Footballspiel. Das da ist nicht einmal echt.«
»Das ist Cinderella. Vermutlich die größte Liebesgeschichte aller Zeiten.«
»Die größte?«
Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an. »Außer unserer.«
Bei ihrem schwermütigen Lächeln schnürte es Kendrick die Brust zu.
»Aye«, sagte er leise. »Außer unserer.«
»Und nun sei still und schau hin. Der Prinz sieht sehr gut aus.«
»Besser als ich?«
»Niemand sieht besser aus als du«, verkündete sie, den Blick auf den Bildschirm gerichtet.
Er gab nach. Hatte er sich nicht Ablenkung gewünscht? Im Moment schienen Wünsche tatsächlich in Er füll ung zu gehen. Ihm war klar, dass er Genevieves ungeteilte Aufmerksamkeit erst erlangen würde, wenn der Film zu Ende war. Auch gut. Sie stieß bereits ihren romantischen Seufzer aus, und Kendrick hatte den Eindruck, dieser Zeichentrickfilm würde sie in gute Stimmung versetzen. Das beabsichtigte er voll auszunützen. Vielleicht war es genau das Richtige, um ihn von seiner eigenen miesen Laune zu befreien.
Der Gedanke an ein Nickerchen schien ihm verlockend, bis er doch von dem Film mitgerissen wurde. Über die Mäuse mit ihren quiekenden Stimmen musste er grinsen, und der Anblick der guten Fee brachte ihn zum Lachen. Eindeutig ein Abklatsch von Adelaide. Wie schade, dass
Adelaide nicht in Wirklichkeit eine gute Fee war. Kendrick wusste genau, was er sich von ihr wünschen würde.
Ach, süße Romantik. Tränen strömten über Genevieves Gesicht, als der Film zu Ende war, und auch Kendrick musste heftig gegen das verräterisch Brennen in seinen Augen anblinzeln. Hilf Himmel, er weinte über einen Zeichentrickfilm! Er wandte sich seiner Lady zu und lächelte über ihr Schniefen.
»Aber Gen, du hast so ein weiches Herz.«
»Die Geschichte ist so schön«, sagte sie und sah ihn mit verträumten Augen an. »Findest du nicht?«
»Doch.« Fing er nun wirklich zu weinen an? Er räusperte sich
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