Das Erbe in den Highlands
gefühlvoller Hingabe von der Zunge hatte gleiten lassen?
Allerdings war es diesmal etwas anderes. Das hier war seine Frau. Diese Worte waren für ihre Ohren bestimmt, seine Hände waren für ihren liebreizenden Körper gemacht und sein Mund nur dazu, den ihren zu liebkosen.
»Meine Liebste«, hauchte er an ihrem Mund. »Süße, süße Genevieve. Sag mir, dass es kein Traum ist.«
»Es ist ein Geschenk. Ein unwahrscheinliches Geschenk. Wie lange wird es ...«
Sein Mund schnitt ihr die Worte ab. Er ertrug den Gedanken nicht, sie möglicherweise jetzt zu verlieren. Wenn das geschah, würde er sich vor Gram entleiben. Er wischte die quälenden Ängste beiseite und widmete sich wieder der in seinen Armen bebenden Frau. Erneut teilte er ihre Lippen und küsste sie innig.
Nay, es war zu früh. Er war zu forsch für sie. Eigentlich hatte er das schon immer gewusst. Genevieve musste man sehr sanft den Hof machen, ihren Mund und ihren Körper nicht so stürmisch in Besitz nehmen. Kendrick hob den Kopf, zog sie an seine Brust und streichelte beruhigend ihren Rücken.
»Meine Gen«, murmelte er. »Wie habe ich mich danach gesehnt, dich in meinen Armen zu halten.«
»Geh mit mir ins Bett. Jetzt.«
Er lehnte sich zurück. »Was?«, fragte er ungläubig.
»Solange wir die Möglichkeit haben, Kendrick.« Sie zitterte so sehr wie in der ersten Nacht, als er sie fast zu Tode erschreckt hatte. »Wir müssen es jetzt tun.«
»Es ist noch zu früh ...«
»Vielleicht ist es unsere einzige Chance«, sagte sie verzweifelt. »Bitte, Kendrick. Ich habe keine Angst.«
Das war glatt gelogen. Er schloss die Augen, und seine Vernunft rang mit seinem Verlangen.
Sein Verlangen gewann. Ohne Vorwarnung hob er sie hoch und stand auf, alles in einem einzigen Schwung. Mit düsterer Mine blickte er in ihr Gesicht hinunter.
»Willst du das wirklich?« - »Du nicht?«
»Ich möchte dich vorher heiraten«, sagte er heiser. »Aber ich fürchte, dafür ist nicht genug Zeit.«
»Dann liebe mich.« Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihre Wange an seine. »Liebe mich, solange es möglich ist.«
Ach, süße Genevieve, so mutig im Angesicht sicheren Schreckens. Was war sie doch für eine tapfere Kriegerin! Er konnte es angenehm für sie machen, dafür sorgen, dass es ihr so wenig wie möglich wehtat. Wenn er Glück hatte, blieb ihm die Zeit dafür. Er schritt auf die Tür zu.
Und dann spürte er, wie ihm Genevieve durch die Arme glitt.
Sie schrie vor Schmerz auf, als sie auf dem Boden aufschlug, und drückte sich das Handgelenk an die Brust. Mit offenem Mund blickte Kendrick auf sie hinunter. Er streckte die Hand aus, um ihr hochzuhelfen.
Und berührte nichts.
»Verdammte Scheiße«, brüllte er und ballte die Fäuste.
Genevieve rappelte sich hoch und ließ sich auf das Sofa fallen. Ihr heiseres Schluchzen wühlte sein Innerstes derart auf, dass ihm war, als würde ein Messer in seinem Bauch umgedreht.
Kendrick ertrug es nicht länger. Er ging durch die Tür und rannte zum Wehrgang hinauf, wartete aber, bis er oben war, bevor er seinem gequälten Schrei freien Lauf ließ. Er stand an den Zinnen und weinte, während die ersten Strahlen der Sonne am Horizont aufleuchteten.
Oh ihr Heiligen im Himmel, wie viel schlimmer konnte es noch werden?
Genevieve hörte den Schrei im gesamten Bergfried und in ihrem Herzen widerhallen. Es war so ungerecht! Warum nur?, schluchzte sie mit zum Himmel erhobenem Gesicht. Warum hatte sie ihn halten dürfen, wenn er ihr gleich wieder entrissen wurde? Warum hatte sie lange genug in seinen Armen liegen dürfen, um Glückseligkeit zu empfinden, und wurde dann wieder in die Hölle gestürzt?
Wie eine Woge brach Verzweiflung über sie herein und raubte ihr den Atem. Kaum hatte sie sich halbwegs an die Oberfläche ihres Kummers gekämpft, wurde sie wieder in dessen Tiefen zurückgeworfen. Mühsam kam sie auf die Beine und tastete sich zu Kendricks privatem Arbeitszimmer vor. Sie musste dem ein Ende bereiten. So konnten sie nicht weitermachen, nicht nach dem, was geschehen war. Sie würde die Schriftstücke unterzeichnen, Kendrick seine Freiheit geben und sich dann für der Rest ihres Leben grämen. Vielleicht würde ihr Leben nur kurz sein. So Gott wollte, würde es so sein; dann würde sie ihre Röcke raffen und hinauf in den Himmel eilen, wo Kendrick auf sie wartete. Das wäre besser, als das zu überleben, was so schlagartig und mit absoluter Endgültigkeit zu der entsetzlichsten Situation geworden
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