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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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war, die sie je erlebt hatte.
    Genevieve riss die Schubladen auf, warf Papiere hinter sich und suchte verzweifelt nach der Überschreibungsurkunde, die sich irgendwo im Schreibtisch befinden musste. Sie wühlte sich durch die seitlichen Schubladen, durch die mittlere Schublade, durch die Fächer, die nur Schreibpapier und Briefmarken enthielten.
    Dann entdeckte sie die Urkunde. Unter der Schreibunterlage. Beim Herausziehen zitterten ihre Hände derart, dass sie das Dokument kaum festhalten konnte. Vorsichtig legte sie es hin und tastete dann blind nach einem Stift. Nur eine simple Unterschrift. Kein Problem. Im Laufe ihres Lebens hatte sie schon Hunderte von Papieren unterschrieben. Dieses Dokument zu unterzeichnen, brächte sie auch noch fertig.
    Sie setzte den Stift auf die Unterschriftslinie. Jemand hatte mit einer altmodischen Schreibmaschine ihren Namen darunter getippt. Genevieve Buchanan. Zwei einfache Worte. Das würde sie schaffen.
    Sie kritzelte etwas auf das Papier, das nach einer zittrigen Imitation ihrer Unterschrift aussah, und schleuderte Stift und Urkunde durch das Zimmer. Dann sank sie auf die Knie und weinte, bis ihr schlecht war.
    Erst die Stille brachte sie schließlich wieder zur Vernunft.
    Kendricks Schrei hallte nicht mehr in ihrem Kopf wider.
    Sie rief im Geiste nach ihm, wie er es ihr beigebracht hatte.
    Schweigen.
    Genevieve legte sich auf den kalten Steinfußboden und weinte - tiefe, herzzerreißende Schluchzer aus reinem, unverfälschtem Kummer.
    Es war vorbei.
    Er war fort.

21
    Der brennende Schmerz in seiner Brust war verschwunden. Überrascht riss Kendrick die Augen auf. Er hörte das Geräusch des losschnellenden Bolzens und fühlte ihn wie einen Hammer in seine Brust schlagen. Zuerst hatte ihm der Schmerz den Atem geraubt, dann schien ihn eine verführerische Dunkelheit zu locken, die Frieden und ein Nachlassen der Qualen verhieß. Aber jetzt war er wieder zum Leben erweckt worden? Allein bei dem Gedanken ergriff ihn Panik. Hektisch zerrte er an den Ketten, mit denen seine Hände gefesselt waren, und sie fielen ab, als hätte es sie nie gegeben. Seine Fußgelenke konnte er genauso leicht befreien.
    Denk nach, de Piaget. War das wieder eine List von Matilda? Warteten Richards Mannen schon oben, bewaffnet und zum Kampf gegen ein einzelnes glückloses Opfer bereit? Wenn doch Royce und Nazir noch leben würden! Ihr Dreigespann hatte mehr als eine ausweglose Situation überlebt. Er sah sich um. Ihre Leichen waren verschwunden! Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. Bei der Kehle des Heiligen Georgs, er verlor den Verstand!
    Nay, sein Hauptmann und sein Sarazenenkrieger waren tot. Das hatte er mit eigenen Augen gesehen, und es würde ihm für immer im Gedächtnis bleiben. Richard würde für diesen Zeitvertreib teuer bezahlen. Diesmal würde er mit seinem letzten Gefangenen nicht so leichtes Spiel haben.
    Kendrick entdeckte sein Kettenhemd in einer Ecke des Raumes, wo es gelandet war, nachdem man es ihm ausgezogen hatte. Er lief zu seiner Ausrüstung, schlüpfte eilends in das Kettenhemd und ergriff den Wappenrock mit dem
    Emblem seines Vaters. Allen Heiligen sei Dank, auch sein Schwert lag dort. Er packte es und stahl sich die Treppe hinauf, da ihm klar war, dass das geringste Geräusch den sicheren Tod bedeuten würde.
    Aber - war er denn nicht schon gestorben?
    Energisch schüttelte er den Kopf, um die verwirrenden Gedanken und Bilder zu verscheuchen, die ihm ständig in den Sinn kamen. Wenn er endlich aus Seakirk freigekommen war, wäre immer noch Zeit, all das zu klären. Er würde nach Artane reiten, seine Brüder und Vettern zusammentrommeln und zurückkehren, um sich zu rächen. Richard täte gut daran, die letzten Tage seines Lebens zu genießen. Hätte ihn Kendrick erst in Reichweite, würde der Mann um die Gnade winseln, die Ewigkeit in der Hölle verbringen zu dürfen. Nie zuvor in seinem Leben hatte Kendrick derart blindwütigen Hass empfunden. Aye, der Mann würde um seinen Tod betteln, lange bevor der eintrat.
    Kendrick erreichte die Halle ohne Zwischenfall und hielt Ausschau nach Richards Mannen. Von ihnen war keine Spur zu sehen. Dann blieb er wie angewurzelt stehen. Beim letzten Mal, als er den Rittersaal gesehen hatte, war der verdreckt gewesen, und es hatte schlimmer als in der übelsten Herberge gestunken, in der er je eingekehrt war. Nun war die Halle sauber und wohlriechend. Und was war mit dem Binsenstreu geschehen?
    Er lächelte grimmig. Wie aufmerksam von

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