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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Matilda, alles wieder so schnell putzen zu lassen. Nach all den Männern, die Nazir, Royce und er getötet hatten, war es gewiss angebracht, den Boden zu schrubben. Blut und Körperteile überall. Noch seltsamer allerdings war, dass die Halle leer war. In den Kaminen brannte kein Feuer. Aus den Küchen schlug ihm kein Gestank von verdorbenem Fleisch entgegen. Nicht einmal ein Jagdhund döste auf dem Boden vorm Kamin. Ihm war, als hätte man jede lebende Seele aus dem Bergfried entfernt.
    Vielleicht lagen sie alle draußen auf der Lauer. Kendrick packte sein Schwert fester. Um das zu erkunden, gab es nur einen Weg. Er schritt auf die Eingangstür zu, schob den Querbalken hoch und riss sie auf.
    Und wäre beinahe vor Überraschung zu Boden gegangen. Bei allen Heiligen, was war mit dem Turnierplatz geschehen? Kendrick griff sich an den Kopf in dem Versuch, wieder klar zu sehen. Als er gestern auf den Burghof von Seakirk geritten war, hatte er noch über dessen schäbigen Zustand geseufzt; jetzt blickte er auf eine bestens gepflegte Fläche.
    Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Die Gebäude standen noch, wenn auch verwitterter als zuvor, aber nach wie vor in passablem Zustand. Doch statt der Erde, die den Bergfried umgeben hatte, lagen dort sorgfältig ausgerichtete Steinplatten; statt des Drecks und des Sandes auf dem Turnierplatz wuchs dort Gras. Und der Garten! Heilige im Himmel, was für ein schöner Garten!
    Aber weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Kendrick fühlte sich äußerst unbehaglich. Was für ein Hexenzauber war das? Er ging auf den Rasen hinaus und blickte in die Runde. Diese vollkommene Leere war ihm unbegreiflich.
    »Verdammt, Richard!«, brüllte er. »Zeig dich endlich! Komm her und kämpfe mit mir, du Feigling!«
    Nichts. Keine Antwort.
    »Du verfluchter Hurensohn, komm her!«, donnerte Kendrick und wurde von Minute zu Minute wütender. »Komm hinter Matildas Röcken hervor und kämpfe wie ein Mann!«
    Beim Klang dieses heiseren Gebrülls fuhr Genevieves Kopf hoch. Was zum Kuckuck war denn jetzt los? Sie runzelte die Stirn. Der breite Akzent machte die Worte des Mannes nahezu unverständlich. Mühsam erhob sie sich und stapfte zur Tür. Wahrscheinlich war es noch so ein Schurke, der sie entführen wollte.
    Sie verließ Kendricks Arbeitszimmer, ging den Korridor hinunter und lief schneller, je lauter das Gebrüll wurde. Du liebe Zeit, wo war Worthington, wenn man ihn brauchte? Sie rannte die Treppe hinunter und durch den Rittersaal. Die Tür war nicht verriegelt, und dieser Anblick ließ sie innehalten. Was ging da vor?
    Sie öffnete die Tür und sah hinaus. Das Gebrüll ertönte weiter, inzwischen so laut, dass sie die Stimme deutlich hören konnte. Sie war der von Kendrick sehr ähnlich, nur war sie tiefer, voller, härter.
    Als käme sie aus der Brust eines Mannes.
    Nein, das konnte nicht sein. Sie schüttelte den Kopf, während sie die Stufen hinuntereilte. Denk nicht mal daran, Buchanan! Lieber Gott, was für ein niederschmetternder Schlag wäre das! Sich einzubilden, er lebte, nur um dann festzustellen, dass sie sich geirrt hatte? Nein, das würde sie nicht überleben.
    »Verdammt, Richard, du elender Hurensohn! Zeig dich!«
    Genevieve blieb fast die Luft weg, dann rannte sie weiter um den Bergfried herum zum Rasen hinter den Steinplatten das Hofes.
    Kendrick stand in der Mitte des Rasens und brüllte mit heiserer Stimme nach Richard und Matilda. Er trug die Sachen, die eigentlich oben in den schönen Glasvitrinen hängen sollten. Sein edelsteinbesetztes Schwert hielt er in der Hand; die Klinge blitzte in der frühen Morgensonne.
    Genevieves Atem ging stoßweise, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Kendrick erblickte die Weibsperson, als sie um die Ecke des Bergfrieds bog. Sie rannte auf ihn zu und rief seinen Namen. Bei allen Heiligen, was für eine Art Gewand war denn das? Sie war von Kopf bis Fuß in grünen Pelz gekleidet, ein Grün, das er in seinem Leben noch nie gesehen hatte. Wer war sie? Ein keltischer Elf aus den schottischen Wäldern?
    Mit einem Dutzend schneller Schritte war er bei ihr und packte sie am Arm.
    »Wer bist du, Weibsstück?«, knurrte er sie an.
    »Kendrick«, erwiderte die junge Frau panisch, »ich bin’s, Genevieve. Mein Liebster, erkennst du mich nicht?«
    »Woher weißt du meinen Namen?«, blaffte er und wunderte sich über ihren fremdländischen Akzent. Sie sprach das Englisch der Bauern, und das auch noch schlecht.

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