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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Nacht aus Protest anders verteilt hatte? Und all die Nächte, die wir auf dem Sofa in deinem Arbeitszimmer verbracht haben, zusammengekuschelt vor dem Feuer, und über unsere Hoffnungen und Träume gesprochen haben, über Dinge, von denen wir sicher waren, dass sie nie wahr würden? Und mein Ring. Erinnerst du dich nicht, wie du mir den Ring geschenkt hast? Du hast ihn mir selbst übergestreift ...«
    Kendrick stützte sich mit der Hand an die Mauer. Er hatte den Bolzen in die Brust bekommen. Oder etwa nicht? Erinnerungen suchten ihn heim wie Dämonen, die aus dichtem Nebel nur so lange auftauchen, um ihn dann zu verlocken, hinter ihnen herzuhasten. Griff er nach einer Erinnerung, entschlüpfte sie ihm und ließ eine andere an ihrer Stelle zurück. Wer war Jonathan Buchanan?
    Matildas Enkel. Aber woher konnte er das wissen? Er hatte das Gefühl, in einem Gefängnis eingesperrt zu sein und nicht einmal etwas berühren, schmecken oder riechen zu können. Er erinnerte sich, durch die Burg gewandert zu sein, die Binsenstreu am Boden gesehen zu haben, ohne sie berühren zu können. Die Ställe waren voll verdreckter Männer und Pferde gewesen, doch der scharfe Geruch nach Stallmist und Schweiß fehlte. Auf einem Tisch stand Essen vor ihm, von dem jedoch kein Duft aufstieg. Seine Hand griff ins Leere, wenn er etwas davon zum Mund führen wollte.
    »Hör auf!«, brüllte er, wirbelte herum und sah die Weibsperson an, die fortfuhr, Unsinn zu schwatzen. Sie belegte ihn mit einem Zauber. »Hör mit deinem Geplapper und deiner Hexerei auf!«
    »Du liebst mich«, beharrte sie. »Verdammt, Kendrick de
    Piaget, das hier ist unsere Chance, und du vermasselst sie! Erinnere dich endlich an mich, du Mistkerl!«
    »Der Teufel ist dein Meister«, zischte er, »und ich hör mir deine Lügen nicht weiter an.« Er hob den Bolzen auf und legte ihn in die Armbrust ein.
    »Kendrick, denk an die Dinge, die du liebst«, warf sie schnell ein. »Deinen Jaguar. Meinen roten Schlafoverall. Zu hören, wie Nazir dir von den frechen Streichen erzählt, die er ausgeheckt hat.«
    »Ruf deinen Meister, denn du wirst bald mit ihm vereint sein«, entgegnete Kendrick kalt und zog den Spannhebel zurück, bis es einrastete.
    »Oh, Kendrick«, sagte sie leise. »Bitte erinnere dich. Bitte erinnere dich daran, dass ich dich mehr liebe als mein Leben. Ich habe die Schriftstücke unterzeichnet, Kendrick. Deshalb bist du wieder da, das weiß ich! Um eine zweite Chance zum Leben zu bekommen, um das Leben zu führen, das Richard dir gestohlen hat.«
    Kendrick richtete sich zu seiner vollen Größe auf und zielte.
    Kendrick, du hast die Pflicht, Kinder und Frauen zu beschützen.
    Aber Hexen nicht. Diese Frau ist eine Hexe.
    Beflecke nie deine Ehre damit, einer Frau Leid zuzufügen, nur um dich selbst mächtig zu fühlen, mein Sohn. Töte einen Mann, wenn es nötig ist, aber niemals eine Frau. Sie sind Gottes wertvollstes Geschenk an uns.
    Vater, hör auf.
    Kendrick, ich bin so stolz auf dich und auf den Mann, der aus dir geworden ist. Denk daran, dass dein Vater und ich auf dich warten werden, wenn deine Zeit kommt.
    Mutter, wovon sprichst du? Wenn welche Zeit kommt? Kendrick legte die Hand an die Stirn und drückte sie fest dagegen. Was war das für eine Zauberei, dass er die Stimme seiner Mutter so seltsame Worte sprechen hörte? Wieder blickte er auf die Hexe. In ihrem Gesicht lag so viel Trauer und Bedauern. Was war diese andere Empfindung, die von ihren Augen ausging?
    Liebe?
    Unmöglich. Das war ein Zauber. Sie hatte ihn verhext, als er dagestanden hatte wie ein Knappe, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist. Erneut hob er die Armbrust und sah der Hexe ins Gesicht.
    »Irgendwelche letzten Worte?«, fragte er mit heiserer Stimme. »Irgendwelche wahren Worte?«
    Ach, diese Trauer in ihren Augen!
    »Das hier ist Wahrheit«, flüsterte sie. »Ich liebe dich, mein galantes Gespenst.«
    Zuerst war da gar nichts. Jegliche Empfindung und jeglicher Gedanke schwanden aus seinen Sinnen wie Wasser, das sich vom Ufer zurückzieht. Dann schlugen Erinnerungen wie eine riesige Woge über ihm zusammen. Er strich sich mit der Hand über die Augen, doch die Erinnerungen ließen sich nicht abwehren. Alles war verschwommen. Die Armbrust entglitt seinen zitternden Fingern, und er taumelte zurück. Ihm war schwindeliger als je in seinem Leben, mehr als nach der wütendsten, anstrengendsten Schlacht. Und noch immer brachen die Erinnerungen über ihn herein.
    Die Geburt von

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