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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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schnell, wie sie gekommen war, verschwand die Erinnerung wieder. Er stand nur noch mit einem schlanken, weinenden Mädchen auf den Armen da. Er verschloss sein Herz, da er wusste, dass ihn bloß ihre Zauberei dazu bringen wollte, freundlich zu ihr zu sein.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt in Richtung Kellertreppe. Zwei Türen? Seit wann gab es zwei Türen, die in den Keller führten? Als er heraufgekommen war, hatte er das gar nicht bemerkt. Schulterzuckend trat er durch die hintere Tür. Niemand stellte sich ihm in den Weg.
    Er stapfte die Stufen hinunter und hielt nach etwas Ausschau, womit er die Hexe fesseln konnte. Ihr die Hände frei zu lassen, wäre töricht. Der Himmel mochte wissen, welches Unheil sie damit heraufbeschwören konnte. Seine erste Wahl fiel auf die Ringe an der Wand, doch die Handgelenke der Hexe waren zu schmal dafür. Am Boden entdeckte er ein Stück Seil und hob es auf. Vor einer Säule stellte er die Hexe auf die Füße und band ihr die Arme dahinter zusammen.
    »Oh, Kendrick«, flehte sie. »Bitte wach auf!«
    »Ich bin wach, und gerade noch rechtzeitig«, blaffte er. »Wo ist Richard? Ich schwöre, ich werde dafür sorgen, dass sein Kopf noch vor Mittag auf einer Lanze aufgespießt ist!« Er steckte das Schwert wieder in die Scheide, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf das Weibsbild hinab. »Die Wahrheit, wenn du dessen überhaupt fähig bist.«
    »Richard ist tot«, sagte sie mit rauer Stimme. »Matilda auch. Kendrick, wir sind im Jahr 1996. Sie alle sind vor Hunderten von Jahren gestorben.«
    »Lügen«, fauchte er. »Was dir Matilda bezahlt hat, damit du deine Kräfte gegen mich einsetzt, war es nicht wert. Ich werde Richard und seine Hure finden und dafür Sorge tragen, dass ihnen ihr Spielchen heimgezahlt wird. Du wirst sterben, dann rufe ich meine Brüder, und wir legen diese Burg in Schutt und Asche. Vision oder keine, ich werde nicht an einem Ort des Bösen hausen.«
    »Kendrick, bitte«, bat das Weibsbild. »Du hast das Gedächtnis verloren ...« Sie schnappte nach Luft. »Du hast dein Gedächtnis verloren! Kendrick, lass mich dir helfen, dich wieder zu erinnern! Hör mir zu und versuche zu begreifen, was ich sage.«
    Kendrick hielt sich die Ohren zu. Bei allen Heiligen, das Frauenzimmer wollte, dass er sich widerstandslos ihrer schwarzen Magie ergab! Sie musste sterben, und das schnell. Aber durch welche Waffe? Solange er auf Artane gewesen war, hatte es dort nie eine Hexe gegeben, obschon ihm zu
    Ohren gekommen war, dass man in Schottland viele von ihnen gefunden hatte. Wie brachte man eine Zauberin um? Mit Feuer?
    Er erschauderte. Trotz der zahllosen Männer, die er auf dem Kreuzzug erschlagen hatte, gab es doch so manches, was er nicht über sich brachte, unter anderem, eine Frau zu verbrennen. Sollte er ihr den Kopf abschlagen? Er sah sie an. Sogar im schwachen Schein der Fackeln war ihre Schönheit deutlich erkennbar. Hexerei oder nicht, sie war lieblich anzusehen. Nay, er konnte sie weder köpfen noch ihr das Messer in die Brust stoßen und ihr Leben auf diese Art beenden.
    Sein Blick fiel auf die Armbrust, die am Boden lag. Dort, wo Richard sie hatte fallen lassen. Der Bolzen war nicht eingelegt, wie er es sein müsste, um abschussbereit zu sein. Kendrick blickte zu der Wand, an der man ihn angekettet hatte.
    »Und was ist mit Jonathan? Erinnerst du dich denn nicht an das Bild, das er von deiner Familie gemalt hat? Es hängt oben in deiner Höhle, Kendrick, wo auch dein Fernseher steht, und der Computer, den ich dir zu Weihnachten geschenkt habe. Du brauchst nur zu sprechen, und der Computer macht, was du willst. Erinnerst du dich nicht an die vielen Spiele, die ich dafür mitgebracht habe? Und all die Spiele der Raiders, die wir zusammen im Fernsehen angeschaut haben ...«
    Wie seltsam, dass der Bolzen hier lag. Als wäre er abgeschossen worden.
    Aber war denn nicht genau das geschehen? Er hatte Richard direkt ins Gesicht geblickt und ihn kalt lächeln sehen. Er hatte das Geräusch des abgeschossenen Bolzens gehört und einen wahnsinnigen Schmerz gespürt, als dieser Knochen und Sehnen durchschlug. Er hatte den harten metallischen Geschmack von Blut im Mund gehabt.
    »Und weißt du denn nicht mehr, wie unmöglich Nazir sich aufgeführt hat, bis wir ihm erlaubt haben, sein Zimmer selbst einzurichten? All die Stunden, die wir damit zugebracht haben, den Standort der Möbel auf dem Boden zu markieren, nur um dann festzustellen, dass er sie in der

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