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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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Eric erwähnte, verspürte sie ein Frösteln, das mit der Temperatur nichts zu tun hatte. “Ich bin sicher, dass er Ihnen auf ewig dankbar sein wird.”
    Fast der gesamte Rest der Fahrt verlief schweigend. Greg konzentrierte sich auf die Straße, während Camilla zusammengekauert dasaß und in den Nebel starrte. Doch obwohl sie den Blick nicht von den Lichtkegeln der Scheinwerfer wandte, waren all ihre Sinne auf die Gegenwart des Mannes neben ihr gerichtet.
    Sie empfand seine Nähe als beunruhigend, und das nicht nur körperlich, sondern auch gefühlsmäßig. Er wirkte so selbstsicher, als habe er alles unter Kontrolle, was er berührte, und Camilla befürchtete, ebenfalls in seinen Einflussbereich gezogen zu werden, wenn sie sich nicht vorsah.
    Schützend verschränkte sie die Arme vor der Brust und warf sich vor, sich Greg durch eigene Dummheit in die Hand gegeben zu haben. Sie war so froh gewesen, ihm wenigstens zeitweise entronnen zu sein, und nun das!
    Aber wenigstens werde ich seine Gesellschaft nicht viel länger ertragen müssen, tröstete Camilla sich, als sie ein Straßenschild entdeckte, das die Entfernung nach Glen Crannach mit sieben Kilometern angab. Bald werde ich im Stag Hotel sein und die lange überfällige Tasse Tee genießen.
    Das glaubte sie, bis Greg auf eine Straße abbog, die in die dem Stag Hotel entgegengesetzte Richtung führte.
    “Sie haben sich verfahren!”, rief Camilla. “Zum Hotel geht’s da lang!”
    “Das weiß ich auch”, antwortete Greg gleichmütig. “Aber ich habe nicht die Absicht, auch noch einen Umweg zu machen, um Sie ins Hotel zu bringen.” Sein Lächeln erinnerte sie an das eines Vampirs, den sie kürzlich im Kino gesehen hatte. “In meiner Herzensgüte habe ich beschlossen, Ihnen für diese Nacht meine Gastfreundschaft anzubieten.”
    In seiner Herzensgüte!, dachte Camilla aufgebracht, als Schloss Crannach endlich aus dem Nebel auftauchte. Greg McKeown zwingt mich nur deshalb, die Nacht im Schloss zu verbringen, weil er genau weiß, dass ich lieber ins Hotel möchte. Mit anderen Worten – es geht ihm wieder einmal darum, seinen Kopf durchzusetzen. Er hat sich die Mühe gemacht, mich zu retten – nach eigenem Eingeständnis höchst widerstrebend –, und nun lässt er mich dafür bezahlen.
    Greg brachte Camilla in einen Teil des Schlosses, den sie noch nicht kannte. Der Weg führte durch lange, mit dicken roten Teppichen ausgelegte Gänge, an deren Wänden goldgerahmte Gemälde hingen. Schließlich öffnet Greg eine mit Schnitzereien verzierte Eichentür. “Das Rosenzimmer. Es steht Ihnen für die Dauer Ihres Aufenthaltes zur Verfügung.”
    Meines sehr kurzen und vor allem unfreiwilligen Aufenthaltes, dachte Camilla. Laut sagte sie: “Sehr freundlich, vielen Dank.” Sie gab sich keine Mühe, ihren Sarkasmus zu verbergen.
    “Ich hoffe, Sie werden es bequem haben.” Erheiterung funkelte in seinen Augen. Offenbar entsprach die Situation seinem verdrehten Sinn für Humor.
    Camilla unterdrückte einen Seufzer und betrat den Raum. Greg folgte ihr, lehnte sich neben der Tür an die Wand.
    “Toilettenartikel und frische Handtücher finden Sie im angrenzenden Bad.” Er deutete in die Richtung und schob die Hände dann in die Hosentaschen. Die Ärmel des dunkelroten Pullovers hatte er zurückgeschoben.
    Camilla vermutete, dass er unter dem Pullover nichts trug, denn in dem weiten Ausschnitt waren nur Gregs braune Haut und einige dunkle Haare zu sehen. Unwillkürlich stellte sie sich die breite, sonnengebräunte und dicht behaarte Brust vor, die von dem Pullover verdeckt wurde.
    Errötend senkte Camilla den Kopf. Was war nur in sie gefahren? Sie zog den Mann ja förmlich mit den Augen aus!
    “Ich kann leider nicht mit Ihnen essen”, erklärte er, “weil ich beschäftigt bin. Sie können nach unten ins Esszimmer gehen, oder, wenn Sie wollen, werde ich Maggie bitten, Ihnen etwas zu bringen.”
    Sie schaute auf. “Ich würde lieber hier essen. Danach werde ich sofort zu Bett gehen.”
    “Wie Sie wünschen. Ich werde der Küche entsprechende Anweisung erteilen.”
    Trotz seiner Worte rührte Greg sich nicht vom Fleck, sah Camilla unverwandt an. Seine hochgewachsene athletische Gestalt wirkte auf sie plötzlich bedrohlich, allerdings nicht körperlich, sondern eher seelisch. Es lag an der Art, wie er dastand, dass Camilla sich wie eine Gefangene vorkam. Wie schon zuvor im Auto spürte sie, dass er versuchte, ihr seinen Willen aufzuzwingen, und obwohl sie nicht

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