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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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nachkam und sich einen möglichst weit von ihm entfernten Platz suchte, fuhr Greg schmunzelnd fort: “Ich glaube, ihr beide kennt euch schon, seid einander aber noch nicht vorgestellt worden …”
    Camilla begegnete dem Blick des alten Mannes, ahnte plötzlich, was jetzt kommen würde, und lächelte gezwungen, während sie darauf wartete, dass Greg weitersprach.
    “Miss Holden, ich möchte Sie mit meinem Großvater bekannt machen. Großvater, das ist Miss Camilla Holden.”
    Ihre – wenn auch späte – Vorahnung hatte sich also bewahrheitet. Ebenso wie sie Greg beim ersten Zusammentreffen fälschlicherweise für einen einfachen Schafhirten gehalten hatte, hatte sie seinen Großvater als Gärtner abgestempelt. Offenbar war es ihr Schicksal, sich gegenüber den McKeowns immer wieder zu blamieren.
    Mit vor Verlegenheit geröteten Wangen wandte sie sich dem alten Herrn zu. Dabei wich sie Gregs erheitertem Blick sorgsam aus. “Es tut mir leid. Als wir uns gestern trafen, hatte ich keine Ahnung, dass Sie Lord Crannach sind. Ich dachte …” Abrupt verstummte sie. Wenn sie ihren Irrtum jetzt erklärte, machte sie vermutlich alles nur noch schlimmer.
    Der alte Herr lächelte sie freundlich an und streckte ihr die wettergegerbte schwielige Hand entgegen.
    “Als wir uns begegneten, hatte sich der Lord gerade einen Tag von seinen Pflichten freigenommen”, meinte er augenzwinkernd. “Angus McKeown. Ich freue mich sehr darüber, dass wir unsere Bekanntschaft erneuern können.”
    Ebenso wie am Morgen zuvor, an dem sie sich bei den Rhododendronbüschen mit dem alten Herrn unterhalten hatte, fand Camilla ihn freundlich und warmherzig. Er ist so ganz das Gegenteil seines anmaßenden Enkels, dachte sie, bevor der Lord sie in ein Gespräch zog, als seien sie schon seit Jahren befreundet.
    Es entging Camilla nicht, dass Greg sie beobachtete, während der alte Lord sie mit Fragen über ihr Leben und ihre Arbeit in London überschüttete. Sie war erleichtert, als Greg plötzlich aufstand.
    “Ich werde jetzt veranlassen, dass Ihr Auto geholt wird. Sie können hier darauf warten, wenn Sie möchten, ich kann es aber auch zum Hotel bringen lassen, falls Ihnen das lieber ist.”
    Camilla merkte nicht sofort, dass er mit ihr sprach. Dann jedoch drehte sie sich zu ihm um. Sie fühlte sich ein wenig schuldbewusst, hatte keinen Gedanken an ihren Leihwagen verschwendet. Unbewusst war sie wohl davon ausgegangen, dass Greg sich schon darum kümmern würde. Als ihr das klar wurde, wuchs ihr Unbehagen. Sie hatte weder das Recht, irgendetwas von ihm zu erwarten, noch den Wunsch, ihm verpflichtet zu sein.
    “Vielen Dank”, erwiderte sie höflich. “Es wäre mir lieber, wenn der Wagen hierher gebracht würde, denn ich möchte die frühe Stunde nutzen und einige Aufnahmen machen. Ich fange mit Außenmotiven an, wenn Ihnen das recht ist.”
    “Ich habe nichts dagegen.” Greg schaute auf die Uhr. “Mein Großvater hat den Schlüssel. Er kann Sie in den Raum lassen, wo die Sammlung aufbewahrt wird. Mich müssen Sie entschuldigen. Ich habe zu arbeiten.” Einen Moment lang hielt er ihren Blick fest. “Allerdings muss ich darauf bestehen, dass Sie den Goldnebel erst im Freien fotografieren, wenn Maggie oder ich dabei sind. Heute wird das nicht möglich sein, denn Maggie hat ihren freien Tag, und ich habe ziemlich viel zu tun.” Greg lächelte dem alten Lord voll Zuneigung zu. “Ich bin sicher, dass Großvater Ihnen den Gefallen gern tun würde, aber ich fürchte, das kann ich nicht zulassen. Er ist erst kürzlich krank gewesen, und es wäre zu viel erwartet, dass er Ihnen hinterherläuft, um auf den Schmuck aufzupassen.”
    “Selbstverständlich würde ich das nie erwarten …” Camilla betrachtete den alten Herrn besorgt und wandte sich dann wieder zu Greg um. “Außerdem hatte ich ohnehin nicht vor, den Goldnebel heute schon zu fotografieren. Das Prachtstück der Sammlung wollte ich mir eigentlich bis zum Schluss aufheben.”
    “Wenn das so ist, können Sie kommen und gehen, wie Sie wollen. Allerdings gehe ich davon aus”, fuhr er mit einem warnenden Unterton in der Stimme fort, “dass Sie auch die weniger wertvollen Stücke mit Sorgfalt und Vorsicht behandeln.”
    Camilla presste die Lippen zusammen und antwortete nicht. Sie empfand seine Warnung als Beleidigung. Wusste er denn nicht, dass er ihr in dieser Hinsicht blind vertrauen konnte?
    Vielleicht war das der Grund, warum ihre Stimme leicht gereizt klang, als sie ihn fragte:

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