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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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bis jetzt habe ich nichts gefangen. Deswegen dachte ich, ich probiere es hier am See einmal. Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Ich wusste nicht, dass jemand hier ist.” Er sprach in dem weichen Tonfall der Hochländer, der sich anhörte wie Musik.
    Camilla schüttelte den Kopf. “Du störst mich nicht. Von mir aus kannst du gern hierbleiben.” Es wäre sogar schön, nette Gesellschaft zu haben, dachte sie. In den letzten beiden Tagen hatte ich die nicht gerade im Übermaß.
    “Danke.” Der Junge begann, seine Angelschnur zu richten. “Sie sind nicht von hier, nicht wahr? Machen Sie Urlaub?”
    “Eigentlich nicht.” Camilla stand auf und stellte sich neben ihn. “Ich bin hier, um Fotos für ein Buch zu machen. Fotografieren ist nämlich mein Beruf.”
    Der Junge betrachtete sie voll Interesse. “Was denn für Fotos?” Er grinste spitzbübisch und warf die Angel aus. “Vielleicht könnten Sie mich auch einmal fotografieren – vorausgesetzt, ich fange etwas. Übrigens, ich heiße Charlie.”
    Camilla machte dann nicht nur eine, sondern mehrere Aufnahmen von Charlie.
    Als er am Ufer stand und stolz mit seinem vierten Fang posierte, meinte er: “Von mir aus können Sie öfter kommen. Sie bringen mir nämlich Glück. Wenn Sie in der Nähe sind, streiten sich die Fische geradezu um den Köder.”
    Camilla lachte und zerzauste ihm das Haar. “Sei nicht so bescheiden. Ich würde eher sagen, dass du deine reiche Beute deiner Technik zu verdanken hast.”
    Die Zeit, die sie mit Charlie verbrachte, empfand Camilla als die angenehmste, die sie seit ihrer Ankunft im Hochland erlebt hatte. Während Charlie ihr half, die Reste des mehr als reichlichen Picknicks zu vertilgen – Mrs. Cameron hatte genug für zwei hungrige Männer eingepackt! –, spürte Camilla, wie auch die restliche Spannung von ihr abfiel und damit auch die Reizbarkeit, die Greg McKeown geweckt hatte. Camillas Sinn für Humor und ihre Heiterkeit kehrten zurück, und zum ersten Mal seit Tagen hatte sie das Gefühl, wieder sie selbst zu sein.
    Es war schon nach fünf, als Charlie zum Himmel aufschaute und dann rasch seine Sachen zusammenpackte. “Ich mache mich jetzt lieber auf den Heimweg. Und wenn ich Sie wäre, würde ich mich beeilen, ins Hotel zurückzukommen. Wie es ausschaut, steht uns ein Wolkenbruch bevor.”
    Camilla blickte stirnrunzelnd in den Himmel. “Das kann ich nicht glauben.” Die Sonne war zwar hinter Wolken verschwunden, aber das waren nur leichte, flockige Wolken, die überhaupt nicht bedrohlich wirkten. “Für mich sieht das gar nicht nach Regen aus.”
    Charlie schüttelte ernsthaft den Kopf und deutete auf die Berge im Westen. “Das schlechte Wetter kommt von dort. Seit Mittag braut sich da etwas zusammen, und ich schätze, die Regenfront erreicht uns in weniger als einer Stunde. Hier oben schlägt das Wetter oft schnell um, manchmal ohne die geringste Vorwarnung.”
    Gregs Warnung fiel Camilla plötzlich wieder ein, und sie blickte gen Westen. Tatsächlich hatte sich der Himmel hinter den Bergen verdunkelt. Es ärgerte sie, dass Greg sich auf diese Weise wieder in ihre Gedanken drängte – und noch mehr, dass er recht gehabt haben könnte.
    Nachdem sie sich Charlies Adresse aufgeschrieben und ihm versprochen hatte, ihm Abzüge ihrer Aufnahmen von ihm zu schicken, verabschiedete der Junge sich – und sie machte den großen Fehler, ihre übliche Vorsicht außer Acht zu lassen. Von der Gereiztheit beeinflusst, die die Erinnerung an Greg von Neuem angefacht hatte, fuhr Camilla nicht auf schnellstem Weg zum Hotel zurück, sondern hielt bei dem Andenkenladen, um die Ansichtskarten für Eric zu kaufen. Anschließend verbrachte sie eine Viertelstunde damit, die ausgestellten Mützen und Schals im Schottenkaro zu bewundern.
    Als Camilla wieder ins Freie trat, war der Himmel fast schwarz, und es hatte angefangen zu regnen. Zitternd stieg sie in den Wagen, denn es war auch empfindlich kühl geworden.
    Besonders klug ist es nicht gewesen, in einem leichten Kleid loszufahren, ohne eine Jacke mitzunehmen, dachte sie und tröstete sich dann, während sie den Motor anließ: Aber so schlimm ist das auch nicht. In einer guten halben Stunde werde ich im Stag Hotel sein und mich bei einer Tasse Tee aufwärmen können.
    Leider stellte sich später heraus, dass sie sich geirrt hatte.

5. KAPITEL
    Eine halbe Stunde später war Camilla nicht nur nicht im Hotel, sondern hatte auch völlig die Orientierung verloren, wusste nicht, wo

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