Das Erdportal Band 1-4 Spirits vom Licht (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
wird dir doch alles zuviel. Die ganze Arbeit und die volle Verantwortung. Was, der Mann kann seinen Stammbaum bis 1720 in unsere Gaststätte zurückverfolgen. Dann hat der ja schon fast einen moralischen Anspruch auf das Erstkaufrecht. Also Papa, das musst du ihm auf jeden Fall geben. Und denk doch mal an die wahnsinnigen Restaurierungskosten, die demnächst auf uns zukommen. Du weißt doch wie baufällig die Substanz des Gebäudes ist. Was das alles kostet bei den Bauvorschriften für die Erhaltung historischer Häuser.
Natürlich wurde ihm die Arbeit nicht wirklich zuviel. Denn der Betrieb lief ja fast von allein. Natürlich musste man aufpassen, dass einem die Belegschaft nicht betuppt. Und er wusste, dass sein Gedächtnis nicht mehr so gut war, wie vor 10 Jahren. Das merkte er schon, wenn er bei der Buchführung saß. Mussten die Kinder aber nicht wissen. Also gut, er wollte verkaufen. Aber nur, weil ihm der Herr Johannes Stadler so sympathisch war. Somit würde er noch vor seinem Tod entscheiden, in wessen Hände sein Lebenswerk überging. Die Kinder reagierten erleichtert. Seine Tochter versprach, am späten Nachmittag zu kommen, um sich den Herrn Stadler anzusehen. Sein Sohn, der Herr Staatsanwalt, konnte erst gegen Abend anreisen.
Er frühstückte appetitlos, sah auf die Uhr. Es war halb Neun. Rief den Stadler an. Der war sofort dran. Gut so, also kein Langschläfer. Sagte, dass er jetzt in die Gaststätte fahren wolle und den ganzen Tag da wäre. Und: „Also meine Kinder sind für den Verkauf und wollen vorbeikommen. Als wenn die mehr Ahnung von so was hätten als ich. Aber wenn Sie mir noch mal Ihr Konzept für die Führung der Gaststätte näher erläutern wollten, dann kommen Sie doch noch heute im laufe des Tages, am besten bis 15 h, bevor meine Kinder auftauchen, vorbei, und wir können noch einmal in aller Ruhe über alles sprechen, ehe die Kinder da sind und sich in alles einmischen.“
Danach räumte er das benutzte Geschirr in die Spülmaschine und fuhr dann mit dem Taxi in das Lokal. Es war noch niemand da. Auch nicht der Kochlehrling und die beiden Kellner oben aus dem Dachgeschoss. Wehmütig ging er durch alle Räume, strich mit den Händen über die Stühle und Tische, streichelte das dunkle von Jahrhunderten schwarz geadelte Eichenholz, wischte hier und da einen einsamen Krümel beiseite. Abgesehen davon war alles in Ordnung. Ein gut geführtes Lokal über dessen Sauberkeit und Ordnung der Eigentümer jeden Tag wachte, von morgens früh bis abends spät.
Er ging in sein Büro, schaltete den Computer ein, sah sich die Mails an. Da war eine von dieser Maklerin, die für den sympathischen Herrn Stadler arbeitete, mit Betreff „Verkauf des Restaurant Zum Postler.“
Er öffnete die Datei, die als Anhang einen Kaufvertrag enthielt. Er druckte den Kaufvertrag aus und begann zu lesen. Keine Fallen, keine Tricks. Er dachte an seine beiden Kinder, die ihn sowieso seit Jahren zum Verkauf drängten, die sich selber persönlich nicht und nie um das Lokal kümmern wollten noch würden. Sie hatten oft darüber gesprochen, dass ein Lokal nur gut läuft, wenn der Inhaber selber ständig präsent ist, damit alles flutscht und brummt. Verdammt noch mal, wenn dieses Restaurant verkauft werden sollte, dann nicht auf Drängen seiner Kinder, sondern weil es seine eigene Entscheidung war. Zornig unterschrieb er. So, das war vollbracht, abgesehen davon, dass die Sache noch vom Notar beglaubigt werden musste, und damit stellte er nun seine Kinder vor vollendete Tatsachen. Ich habe schon unterschrieben. Hier. Die Sache habe ich entschieden. Nicht ihr.
Er wollte kein Gefeilsche haben, dass aus dem Käufer vielleicht noch ein paar hunderttausend Euro mehr rauszuholen wären. Er wollte nicht, dass seine Kinder ihn für einen alten Mann hielten, der zu senil oder unfähig wäre, selber über Verkaufen oder Nicht-Verkaufen zu entscheiden, dass sie dachten, sie hätten Einfluss und Anteil an seiner Entscheidung. Dies war ganz und gar seine eigene Sache.
Anschließend griff er nach der Tageszeitung, konnte sich aber nicht konzentrieren, legte sie wieder auf den Schreibtisch und ging lieber in den Weinkeller, um die Weinbestände zu überprüfen.
Geräusche ließen ihn aufhorchen. Woher kam das? Waren hinter dem Haus Tiefbauarbeiten im Gange? Dann hörte das Geräusch auf und er vergaß darüber nachzudenken. Ging wieder nach oben. Von dem Ahrweiler 2006 waren nur noch 6 Flaschen da. Der war
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