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Das ermordete Haus

Das ermordete Haus

Titel: Das ermordete Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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Halswirbel gebrochen, als er sie ansprang. In so einem Fall gibt es keinen Schrei …« – »Aber das Gebell der Hunde müssen Sie doch gehört haben?« Darauf der Sohn des Pächters: »Nein. Diese Hunde bellten nicht. Sie heulten manchmal wie die Wilden, das war alles. Gebellt haben sie normalerweise nie.« – »Wer hatte den Schlüssel für das Vorhängeschloß?« – »Ich«, hatte der Sohn des Pächters gesagt.
    »Aber ich hab mich nich’ getraut, ihn zu benutzen. Ich hab sie auch gefüttert, aber ich hab ihnen ihr Futter durch die kleine Klappe bei den Salzlecksteinen reingeschoben und dabei noch höllisch aufgepaßt! Nein, ich mag Hunde, ich hab selber drei. Aber diese Biester, die waren eher wie Menschen … Die hatten einen Killerinstinkt. Die waren aufs Töten abgerichtet. Die hingen an niemandem. Monsieur Patrice hatte davon gesprochen, sie töten zu lassen. Unglücklicherweise …« Der Gendarm hatte schamhaft Auslassungspunkte im Protokoll verwendet, obwohl dies nicht den Vorschriften entsprach. »Unglücklicherweise haben Sie ihn festnehmen lassen«, ergänzte der Richter im stillen.
    »Warum nicht der Pächterssohn?« begann er sich zu fragen. Ein kräftig gebauter, lebensvoller, aber verschlossener Junge – warum nicht er? Eine recht anziehende Kriegerwitwe. Ein Anfall von Eifersucht. Sie hatte ihre Gunst dem Straßenarbeiter geschenkt, da hatte er sie den Hunden ausgeliefert. So könnte es doch gewesen sein. Und diese Bluthunde? Sollten die ihn friedlich seiner Wege haben ziehen lassen, nachdem er sie freigelassen hatte? Und dann war da schließlich noch Gaspard. Zwei Verbrechen im selben Haus von zwei verschiedenen Tätern? Denn wenn der Pächterssohn auch kräftig aussah, so schien er doch die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gefressen zu haben. Um aber auf die Idee zu kommen, den Rand des Wasserbeckens einzuseifen, mußte man schon ziemlich einfallsreich sein.
    Im übrigen waren der Pächter, sein Sohn und seine Tochter bis zu dem Augenblick, als sie die Schüsse hörten, die die Blonde mit den aufgelösten Zöpfen abgefeuert hatte, nicht allein gewesen. Sie hatten den ganzen Abend lang Trester auf den Lastwagen des Schnapsbrenners geladen und waren dann zusammen mit ihm herangeeilt, um den Schaden zu begutachten.
    »Die Mutter vielleicht?« fragte sich der Richter. Sie saß dort hinten zusammengesunken auf dem Sofa, den Kopf zwischen den Händen. Die Pächterin, die um die zwei Zentner wiegen mußte, hatte sich schützend neben ihr aufgebaut. »Die Mutter? Taub und somit vermutlich auch sonst von recht begrenzten Fähigkeiten.« Er zuckte mit den Schultern. »Welchen Grund hätte sie haben können, die Mutter?«
    »Wir haben sie mit größter Schonung verhört«, stand im Polizeibericht. »Wir mußten sie daran hindern, sich über die Leiche ihrer Tochter zu werfen.«
    Blieb noch diese Hausangestellte in dem Kleid aus Sackleinen, deren schwarze Augen das blonde Mädchen durchbohrten, als wolle sie sie umbringen. »Und Sie? Wie kommt es, daß Sie an besagtem Ort bei der Leiche Ihrer jungen Herrin erschienen sind – mit einem Gewehr in der Hand?« – »Ich hab ihr Auto gehört. Ich war noch auf. Ich trauerte um meinen armen Herrn. Ich bin an meine Dachluke getreten und habe gesehen, daß das Auto vor der Garage stand. Charmaine hatte vergessen, die Scheinwerfer auszumachen. Ich bin runtergegangen, um es ihr zu sagen.« – »Mit dem Gewehr?« – »Ich habe es immer bei mir, besonders seit …« – »Und mit diesem Gewehr haben Sie auf Séraphin Monge gezielt?« – »Ja.« – »Und Sie hätten abgedrückt?« – »Ja. Wenn diese dumme Gans mich nicht umgestoßen hätte … Bestimmt hätte ich ihn erwischt! Im übrigen erstatte ich Anzeige. Dieses Mädchen hat mein Gewehr zerschlagen.« – »Wollten Sie Séraphin Monge töten, weil Sie glaubten, er hätte Ihre Herrin umgebracht?« – »Nein. Als ich die Allee erreicht habe, war Charmaine schon tot, und er war da hinten vollauf mit den Hunden beschäftigt.« – »Und Sie kamen nicht auf die Idee, ihm zu helfen, wo Sie doch bewaffnet waren?« – »Helfen, dem da? Ich hab zu mir gesagt: Keine Frage, gleich sind sie fertig mit ihm, ils vont l’accaber. « – »Wie bitte?« Die Gendarmen stammten offensichtlich nicht aus der Gegend. – »Sie werden ihn zerfleischen, wenn Ihnen das besser gefällt! Denkste! Umgekehrt, er hat die Hunde erledigt! Das beweist doch nur, was ich sage: Um diese Bestien umzubringen, muß man mit dem Teufel im

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