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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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nicht erspart wurde, hergekommen sei. Die Gefangenen vermieden es, sie nach Tongané zu befragen, von dem sie, nach ihrem offensichtlichen Kummer zu urteilen, sicher auch ihrerseits keine Nachricht hatte.
    Zwei Stunden nach Maliks Auftauchen ereignete sich ein zweiter Zwischenfall ganz anderer Natur. Es war ungefähr fünf Uhr, als Tchoumouki durch die Galerie herbeigeeilt kam. Mit allen Anzeichen lebhafter Aufregung erklärte er den Gefangenen, daß er von Harry Killer mit dem Befehl abgesandt worden sei, Mademoiselle Mornas, die er beharrlich als seine zukünftige Gattin betrachtete, zu ihm zu bringen.
    Einstimmig beschlossen die Gefangenen, Tchoumoukis Aufforderung mit einer ausdrücklichen Weigerung zu beantworten, so daß dieser sich trotz aller Gegenargumente zurückziehen mußte. Sobald er gegangen war, wurde Harry Killers Einladung von den Zurückgebliebenen lebhaft diskutiert. Alle waren sich darin einig, daß ihre Reisegefährtin sich unter keinem Vorwand von ihnen trennen dürfe.
    »Ich danke Ihnen, liebe Freunde«, sagte Jane Buxton zu ihnen, »für den mutigen Schutz, mit dem Sie mich umgeben, aber glauben Sie nicht, ich sei völlig wehrlos, falls ich mich trotz allem einmal allein in Gegenwart dieses Rohlings, der ja schließlich nicht unverwundbar ist, irgendwo aufhalten müßte. Als man Sie durchsucht hat, hielt man es nicht für nötig, die gleiche Vorsichtsmaßnahme bei einer Frau anzuwenden, und so hat man mir diese Waffe hier gelassen.«
    Bei diesen Worten wies Jane Buxton den Dolch vor, den man im Grabe ihres Bruders gefunden hatte und den sie seither an ihrem Gürtel trug.
    »Sie können ganz sicher sein«, schloß sie, »daß ich von ihm gegebenenfalls Gebrauch zu machen wüßte.«
    Kaum hatte sie den Dolch wieder an seinen Platz geschoben, der von den Schößen ihrer Taille zugedeckt wurde, als Tchoumouki ganz außer sich zurückkam. Harry Killer war über die Antwort von Mademoiselle Mornas in rasenden Zorn geraten und ließ ihr jetzt mit allem Nachdruck erklären, sie habe sich auf der Stelle zu ihm zu begeben. Beharre sie bei ihrer Weigerung, so würden die sechs Gefangenen alle sofort aufgehängt werden.
    Zögern war nun nicht mehr am Platze, und da Jane Buxton unmöglich diejenigen, die sie in dieses Abenteuer hineingezogen hatte, jetzt derart in Gefahr bringen durfte, entschloß sie sich ungeachtet der Beschwörungen ihrer Gefährten nachzugeben. Diese versuchten vergeblich, sich mit Gewalt ihrem Aufbruch zu widersetzen. Auf Tchoumoukis Rufen hin drang ein halbes Dutzend Neger in die Galerie ein und verurteilte die fünf Männer zu völliger Wehrlosigkeit, bis Jane Buxton verschwunden war.
    Sie kam erst gegen acht Uhr am Abend zurück, nach einer Abwesenheit von langen drei Stunden, während welcher Zeit ihre Gefährten, vor allem der unglückliche Saint-Bérain, der heiße Tränen vergoß, sich ihretwegen den schlimmsten Befürchtungen überließen.
    »Nun? …« fragten sie gleichsam im Chor, als sie sie kommen sahen.
    »Je nun, es ist sehr gut verlaufen«, antwortete sie, obwohl sie noch immer zitterte.
    »Was hat er denn von Ihnen gewollt?«
    »Nichts, oder vielmehr er wollte mich sehen, nicht mehr als das. Als ich ankam, hatte er schon zu trinken angefangen, wie es offenbar seine Gewohnheit ist und war bereits halb berauscht. Er hieß mich niedersitzen und fing an, mir auf seine Art Komplimente zu machen. Er sagte mir, ich gefiele ihm, es würde ihm angenehm sein, eine kleine Hausfrau wie mich um sich zu haben, er rühmte seine Macht und seine Reichtümer, die nach dem, was er sagt, ungeheuer sind und deren ich mich wie er erfreuen könnte, sobald ich seine Frau geworden sei. Ich habe ruhig zugehört und mich darauf beschränkt zu antworten, er habe uns doch eine Bedenkzeit von einem Monat gewährt, von dem erst eine Woche verstrichen sei. So seltsam Ihnen das auch scheinen mag, hat er sich dagegen nicht aufgelehnt. Ich bilde mir wirklich ein, auf diesen Wahnwitzigen etwas wie Einfluß zu haben. Er hat mir bestätigt, er werde einen Monat verstreichen lassen, ohne einen Entschluß zu fassen, jedoch unter der Bedingung, daß ich ihm jeweils den Nachmittag widmete.«
    »Du mußt also wieder hin, meine arme Kleine!« rief Saint-Bérain verzweiflungsvoll aus.
    »Das läßt sich nicht umgehen«, antwortete Jane Buxton, »aber nach diesem ersten Tag glaube ich nicht, daß ich mich dabei einer großen Gefahr aussetze. Vor sieben Uhr war er schon völlig betrunken, und meine Rolle bestand

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