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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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nur noch darin, seine Pfeifen zu stopfen und sein Glas zu füllen bis zu dem Augenblick, in dem das Scheusal zu schnarchen begann, was ich mir zunutze machte, um hierher zurückzukehren.«
    Von diesem Tage an mußte Jane Buxton tatsächlich täglich gegen drei Uhr zu Harry Killer gehen, bei dem sie bis acht Uhr blieb. Nach dem, was sie darüber berichtete, wurde das Abkommen auch weiterhin in friedlicher Form eingehalten. Alle Nachmittage verliefen auf die gleiche Art. Bei ihrer Ankunft fand sie den Despoten noch in Gesellschaft seiner Ratgeber vor, denen er seine Befehle erteilte, die übrigens von seinem hellwachen Verstande zeugten. Diese Instruktionen, die sich auf die Verwaltung der Stadt und die landwirtschaftlichen Arbeiten bezogen, enthielten nichts besonders Bemerkenswertes, und an der Leitung von Blackland wäre nichts Geheimnisvolles festzustellen gewesen, hätte sich nicht Harry Killer von Zeit zu Zeit zu einem seiner Mitarbeiter geneigt und ihm eine geheime Mitteilung, deren Natur Jane verborgen blieb, ins Ohr geflüstert.
    Die Ratsitzung dauerte in der Regel bis vier Uhr, dann zogen sich alle zurück, während Jane Buxton bei Harry Killer blieb. Nicht lange darauf jedoch ließ er sie jeweils allein. Täglich punkt halb fünf Uhr verschwand er durch eine kleine Tür, deren Schlüssel er immer bei sich trug. Wohin ging er dann? Jane wußte darüber absolut nichts.
    An den drei ersten Tagen hatte sie auf Harry Killers Rückkehr gewartet, und dann waren einige Minuten nach seinem Abgang merkwürdige Töne an ihr Ohr gedrungen, Töne, die sich wie Klagelaute aus der Ferne anhörten, so wie etwa ein Mann sie ausstoßen könnte, der gefoltert wird. Dieses Stöhnen hielt etwa eine Viertelstunde an, hörte dann aber auf, und nach etwa halbstündiger Abwesenheit öffnete Harry Killer wieder die kleine Tür, durch die er hinausgegangen war, und kehrte in ausgezeichneter Laune zurück. Jane stopfte ihm seine Pfeifen und füllte ihm sein Glas, und darauf trank er, bis er gänzlich berauscht war.
    Drei Tage lang hatte also Jane Buxton in dem Zimmer, in dem er sie zurückließ, auf Harry Killer gewartet. Da aber bald die fernen Klagen, die ihr ein Leiden offenbarten, zu dessen Linderung sie außerstande war, unerträglich wurden, nahm sie die Gewohnheit an, während dieser Stunde, in der sie sich selbst überlassen blieb, in dem Palast umherzugehen, dessen Personal, ob Räte, schwarze Diener oder Merry Fellows vom Dienst sie zu kennen begannen und sie mit einer gewissen Ehrfurcht behandelten.
    Jeden Abend kam ein Augenblick, in dem seine Trunkenheit Harry Killer ihr auf Gnade und Ungnade auslieferte. Es wäre dann dem jungen Mädchen ein Leichtes gewesen, diesen Tyrannen und Säufer umzubringen, indem sie mit dem Dolche zustieß, der ein Erbteil aus dem Besitz ihres unglücklichen Bruders war. Doch abgesehen von dem natürlichen Abscheu, den Jane davor empfand, einen wehrlosen Mann zu erstechen – wie widerwärtig er auch sein mochte –, wozu hätte dieser Mord genützt? Wenn Harry Killer tot war, hätte es doch auch weiterhin die Bande von Briganten gegeben, die er als seine Ratgeber bezeichnete, die Neger mit den Raubtiergesichtern, die die Schwarze Garde bildeten, und die ganze zusammengewürfelte Menge, aus der die Bevölkerung von Blackland bestand. Die Lage der Gefangenen wäre nicht besser, sondern eher schlimmer geworden durch den Tod des einzigen Mannes vielleicht in dieser Stadt, der in seinen lichten Momenten den Beweis eines wirklichen Verstandes erbrachte und die Vorteile relativer Milde zu begreifen in der Lage war. Als Jane Buxton ihre Gefährten über diesen Punkt um Rat gefragt hatte, waren alle mit ihr einig gewesen. Nein, um keinen Preis durfte man Harry Killer töten.
    Doch es gab vielleicht ein anderes, besseres Projekt. Konnte man nicht, da Jane Buxton das Vertrauen des Despoten genoß, dieses am Ende nutzbar machen, um sich seiner Person zu bemächtigen? Von da an hätten die Geiseln ihrerseits eine solche und könnten bei gleichen Machtverhältnissen Verhandlungen führen.
    Unglücklicherweise stieß dieser Plan auf große Schwierigkeiten. Wie sollte man angesichts des Personals, das dauernd im Palast umherging, und der Männer, die vor der Tür der Gefangenen ständig Wache hielten, Harry Killers habhaft werden? Und könnte es nicht sein, daß nach Überwindung der ersten Schwierigkeit die Bevölkerung von Blackland, glücklich, von ihrem Despoten befreit zu sein, zu keiner Verhandlung

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