Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
bereit wäre, bei der es um die Befreiung des Despoten ging? Und wenn sogar diese Hypothese nicht zuträfe und zuguterletzt ein Friedensvertrag zustande käme, mit welchen Mitteln wollte man dann seine Durchführung sichern? Alles das waren Probleme, deren Lösung äußerst mißlich war.
Neben diesem Entführungsplan hegte Jane Buxton persönlich noch einen anderen, über den sie sich ihren Gefährten noch nicht anvertraut hatte. Sowohl ihre Neugier wie ihr Mitleid waren wachgeworden, jene infolge der regelmäßig wiederkehrenden Abwesenheit Harry Killers, dieses jedoch durch die fernen Klagelaute, die zu diesem Zeitpunkt des Tages immer wieder zu vernehmen waren. Wenn sich am Abend Harry Killer im Zustand der Trunkenheit vollkommen gehen ließ, hatte sie schon mehr als einmal den Wunsch verspürt, ihm den Schlüssel zu der Tür wegzunehmen, durch die er jeden Nachmittag verschwand, um nachzusehen, was sich dahinter befände. Bislang hatte ihr dazu jedoch immer der Mut gefehlt, und so hatte sie diesem Verlangen widerstanden, dessen Befriedigung ernste Folgen hätte haben können.
Es war ein Stein von beträchtlicher Größe.
Fünf Tage verliefen in dieser Weise, man schrieb nunmehr den 8. April.
An diesem Tage, ein wenig nach neun Uhr abends, erkundigten sich die Gefangenen, die auf der Plattform der Bastei versammelt waren, unter denen sich auch Malik befand, bei Jane gerade nach den Begebenheiten des Tages, der im übrigen ebenso wie die vorhergehenden verlaufen war. In dem darunterliegenden Stockwerk beendete Tchoumouki sein Tagewerk, bevor er bis zum nächsten Morgen wieder verschwand.
Schwere Wolken, die aller Wahrscheinlichkeit nach sich bald in Regen auflösen würden, machten die Nacht sehr dunkel, obwohl der Mond noch nicht in seinem letzten Viertel angelangt war. Auf der Plattform, bis zu der die Lichter vom anderen Ufer nicht reichten, herrschte tiefe Dunkelheit.
Plötzlich fiel etwas auf den Fliesenboden und verursachte beim Aufschlagen ein kurzes Geräusch. Überrascht brachen die Gefangenen ihre Unterhaltung ab. Woher kam dieses Objekt, das ihre Augen nicht einmal zu unterscheiden vermochten, und was mochte es sein?
Amédée Florence fand als erster zu seiner gewohnten Kaltblütigkeit zurück. Im Nu entdeckte er das geheimnisvolle Projektil. Es war ein Stein von beträchtlicher Größe, an dem eine Schnur befestigt war, deren anderes Ende offenbar über das Geländer hinweg in den Red River hinunterhing.
Was bedeutete dieser Vorfall? Verbarg sich dahinter vielleicht irgend eine Falle, oder aber hatten die Gefangenen in Blackland einen unbekannten Freund, der ihnen eine Botschaft übersandte? Um es in Erfahrung zu bringen, brauchte man nur die Schnur heraufzuziehen, an deren anderem Ende sich in diesem Fall eine Botschaft befinden würde. Ohne länger zu warten, machte Amédée Florence sich daran, diese Schnur einzuholen, wobei er sich von Dr. Châtonnay helfen ließ. Da sie jedoch zu dünn war, glitt sie ihm infolge des Gewichts, das sie trug, zwischen den Fingern davon. Es konnte sich also keinesfalls um ein bloßes Briefchen handeln.
Endlich erreichte man das Ende, das an einem sehr viel dickeren Strick befestigt war. Wie zuvor die Schnur, versuchte man nun, den Strick heraufzuwinden. Als man ihn dreißig oder fünfunddreißig Meter heraufgeholt hatte, wurde ein Widerstand spürbar, nicht so, als ob das Seil an einem festen Gegenstand vertäut gewesen wäre, sondern elastisch, wie ihn ein Mann hervorrufen konnte, indem er am unteren Ende zog. Einen kurzen Augenblick lang wußte man nicht recht, was tun. Wie sollte man verfahren?
»Befestigen wir doch das Seil«, schlug Amédée Florence vor. »Wir werden dann ja sehen, ob es das ist, was derjenige will, der es uns heraufgeschickt hat.«
So geschah es denn auch.
Auf der Stelle spannte sich das Seil. Bestimmt stieg jemand hinauf, den die Gefangenen, über das Geländer gebeugt, zu erkennen versuchten, und tatsächlich konnten sie eine menschliche Gestalt unterscheiden, die rasch an der Mauer heraufkletterte.
Der unbekannte Besucher führte seinen Aufstieg zu Ende. Einen Augenblick später überstieg er das Geländer und befand sich mitten unter den verdutzten Gefangenen.
»Tongané! …« riefen alle mit erstickter Stimme aus.
V.
Neue Gefangenschaft
Nicht nur war Tongané nicht getötet, sondern sogar, wie er später erklärte, bei dem Überfall in Koubo nicht einmal verwundet worden. Da die Strahlen der Scheinwerfer nicht bis
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