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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Dringendste zuerst erledigen. Ich bitte Sie also, meine Nachlässigkeit zu entschuldigen, wenn ich …«
    Bis hierher verläuft alles noch sehr gut. Hauptmann Marcenay hat sich wegen seiner Unterlassung entschuldigt, und Monsieur Barsac kann sich damit zufriedengeben. Leider – und es ist nicht ausgeschlossen, daß eine Rivalität anderer Art auch mitgespielt haben mag – ist der Hauptmann nervös und wird gleich einen Ausspruch tun, der wie ein Funke im Pulverfaß wirkt.
    » … diese Formalität außer acht gelassen habe«, vollendet er seinen Satz.
    »Formalität! …« wiederholt Monsieur Barsac, dessen Gesicht jetzt von Zorn gerötet ist.
    Er stammt eben aus Südfrankreich, dieser Monsieur Barsac, und die Leute aus Südfrankreich sind bekannt dafür, daß sie Quecksilber in ihren Adern haben. Ich spüre, daß es jetzt zu Dummheiten kommen wird.
    Zornbebend fährt Monsieur Barsac fort:
    »Und jetzt endlich werden Sie geruhen, mir die Gründe bekanntzugeben, die ja wirklich sehr zwingend sein müssen, damit Sie derart übereilte Schritte tun?«
    Was habe ich gesagt? Die Situation verschlimmert sich. Jetzt ist es an dem Hauptmann, gekränkt zu sein.
    »Ich hatte erfahren«, antwortet er in kühlem Ton, »daß gegen uns ein Komplott im Gange ist.«
    »Ein Komplott! …« ruft in ironischem Ton Monsieur Barsac aus. »Und das hier bei diesen braven Negern! … Fünfunddreißig Kilometer von Timbo entfernt! … Ich muß schon sagen! … Und wer hat es Ihnen denn aufgedeckt, dieses … Komplott?«
    Man müßte hierzu sehen, wie Monsieur dieses Wort ›Komplott‹ ausspricht. Er bläst die Backen auf und blickt mit rollenden Augen um sich! Mein Gott, wie ganz und gar ist er ein Marseiller in diesem Augenblick!
    »Malik«, gibt der Hauptmann lakonisch zur Antwort.
    Monsieur Barsac stimmt ein Gelächter an. Und was für ein Gelächter!
    »Malik! … Diese kleine Sklavin, für die ich fünfundzwanzig Sous bezahlt habe! …«
    Monsieur Barsac übertreibt. Zunächst einmal ist Malik keine Sklavin, da es ja auf französischem Boden überhaupt keine Sklaven gibt. Als Abgeordneter müßte Monsieur Barsac das wissen. Ferner ist Malik eine sehr teure Frau, die rund fünfundzwanzig Francs gekostet hat, wozu noch ein Gewehr und ein Stoffballen kamen.
    Indessen fährt Monsieur Barsac unbeirrt fort.
    » … fünfundzwanzig Sous! … Eine schöne Autorität, in der Tat. Ich begreife, daß Sie Angst bekommen haben …«
    Der Hauptmann hat den Stich durchaus verspürt. Bei dem Wort ›Angst‹ verzieht er schmerzlich die Miene. Er beherrscht sich, aber man merkt, daß er innerlich tobt.
    »Sie werden mir gestatten«, fährt, zunehmend erregt, Monsieur Barsac inzwischen fort, »mich Ihren Befürchtungen gleichwohl nicht anzuschließen. Ich für meine Person lege Wert darauf, ein Held zu sein. Ich werde also ins Dorf gehen, dort schlafen und diese Räuberhöhle ganz für mich allein erobern.«
    »Das würde ich Ihnen nicht raten«, antwortet der Hauptmann wie aus der Pistole geschossen. »Ich kann nicht sagen, ob Malik sich irrt oder nicht, habe jedoch für den Zweifelsfall den Entschluß gefaßt, der durch die Vorsicht geboten war. Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich, wie ich schon sagte. Meine diesbezüglichen Instruktionen sind eindeutig, und ich werde mich an sie halten, notfalls sogar gegen Ihren Willen.«
    »Gegen meinen Willen! …«
    »Wenn Sie also versuchen sollten, die Befehle des militärischen Kommandierenden zu überschreiten und das Lager verließen, müßte ich Sie zu meinem Bedauern unter ausreichender Bewachung in Ihrem Zelt in Gewahrsam nehmen. Und nun gehorsamster Diener, Herr Abgeordneter. Ich muß das Aufschlagen des Lagers überwachen und habe keine Zeit, länger zu diskutieren. Habe die Ehre! …«
    Bei diesen Worten führt der Hauptmann die Hand an sein Käppi, macht in vorgeschriebener Form rechts kehrt und entfernt sich, während der Abgeordnete des Departements Süd nicht weit von einem Schlaganfall entfernt zurückbleibt.
    Im übrigen bin auch ich, wenn ich ehrlich sein soll, nicht gerade in großer Form.
    Monsieur Barsacs Zorn ist um so heftiger, als diese Szene sich in Anwesenheit von Mademoiselle Mornas abgespielt hat. Er steht im Begriff, dem Hauptmann zu folgen und es mit ihm zu einem Streit kommen zu lassen, der einen tragischen Ausgang haben könnte, als unsere liebenswürdige Begleiterin ihn mit einem Wort daran hindert.
    »Bleiben Sie hier, Monsieur Barsac«, sagt sie zu ihm. »Gewiß war es

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