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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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zu sagen, begab ich mich auf die Suche nach ihm. Ich hatte das Glück, sofort auf seinen Bedienten Tongané zu stoßen.
    »Du wollen Mossié Agénor sehen?« fragte er mich. »Du kommen leise. Wir ihn sehen aus Versteck. Er sehr komisch!«
    Tongané führte mich an das Ufer eines kleinen Wasserlaufs jenseits der Wachtpostenlinie, und hinter einem Baobab versteckt erkannte ich tatsächlich Saint-Bérain. Er schien dort sehr beschäftigt zu sein und hielt zwischen seinen Fingern ein Tier, das ich nicht gut erkennen konnte.
    »Ist ein ntori «, sagte Tongané zu mir.
    Ein ntori ist eine Kröte.
    Saint-Bérain öffnete weit das Maul des Tieres und führte in seinen Körper einen an beiden Seiten zugespitzten Stahlstab ein. In der Mitte des Stabes war eine starke Schnur befestigt, die er an einem Ende festhielt.
    Das Merkwürdigste dabei ist, daß während dieser ganzen Operation Saint-Bérain keinen Augenblick aufhörte, herzzerreißende Seufzer auszustoßen. Er sah so aus, als ob er grausam litte, und ich verstand überhaupt nicht, weshalb. Seitdem jedoch habe ich des Rätsels Lösung gefunden. Saint-Bérain litt tatsächlich, aber nur, weil er einen unglücklichen ntori einer so barbarischen Behandlung unterziehen mußte. Während er seiner Leidenschaft für das Angeln mit Wonne frönte, erhob sein zartes Empfinden dennoch Einspruch.
    Nachdem er die Kröte auf dem Ufergras abgelegt hatte, versteckte er sich mit einem dicken Stock in der Hand hinter einem Baum und wartete ab. Wir machten es wie er.
    Wir brauchten nicht lange zu warten. Fast auf der Stelle fand sich ein höchst seltsames Tier, eine Art von riesiger Eidechse, ein.
    »Du sehen«, sagte Tongané leise zu mir, »ist schöne ›Gueule tapée‹ (platte Schnauze)!«
    ›Platte Schnauze‹ … Der Doktor erklärt mir am folgenden Tag, daß man so eine bestimmte Art von Leguanen bezeichnet.
    Die ›platte Schnauze‹ also verschlang den Frosch und wollte dann den Weg zurück ins Wasser nehmen. Als sie sich durch die Schnur festgehalten fühlte, strampelte sie, und die Eisenspitzen drangen ihr dadurch ins Fleisch. Sie war gefangen. Saint-Bérain zog das Tier zu sich heran und hob seinen Stock …
    Was soll ich sagen? Der Stock sinkt kraftlos herab, während Saint-Bérain ein wundes Stöhnen von sich gibt … Einmal, zweimal, dreimal hebt sich drohend der Stock, einmal, zweimal, dreimal sinkt er, von jammervollem Seufzen begleitet, wieder herunter, ohne irgend etwas bewirkt zu haben.
    Tongané verliert die Geduld. Er bricht aus unserem Versteck hervor und bereitet selbst durch einen kraftvollen Schlag der Unsicherheit seines Herrn und zugleich den Lebenstagen der ›platten Schnauze‹ ein Ende, die niemals zuvor ihren Namen so sehr mit Recht verdient hatte.
    Saint-Bérain stößt noch einmal einen Seufzer – diesmal als Zeichen der Befriedigung – aus. Schon hat Tongané sich des Leguans bemächtigt.
    »Morgen«, sagt er, »gibt es ›platte Schnauze‹ zu essen. Ich ihn lassen kochen. Ist bestimmt viel gut.«
    »Viel gut« wurde die Mahlzeit denn auch in der Tat.
    Am 16. Dezember brachen wir schon im Morgengrauen zur Weiterreise auf. Wir beschrieben zunächst einen Bogen um das Dorf, in dem wir zu dieser frühen Stunde nur wenige Bewohner bemerkten. Der gottlose alte Dolo Sarron sah uns vorüberziehen, und ich glaubte zu erkennen, daß er uns von weitem eine drohende Gebärde zusandte.
    Einen Kilometer von dort entfernt durchquerten wir einen Wald aus Schibutterbäumen, Ntabas und Bans, wie wenigstens Dr. Châtonnay uns belehrte.
    »Der Ntaba«, erklärte er uns, »ist eine Feigenart von besonderer Größe. Seine Blätter, die fünfundzwanzig bis dreißig Zentimeter messen, werden benutzt, um die Lager abzusichern. Seine im Juni reifenden Früchte umschließen drei oder vier große Bohnen, die in einem sehr süßen Saft schwimmen. Die Eingeborenen schätzen sie überaus. Wir Europäer ziehen die Sabafrucht vor, die an unsere Kirschen erinnert. Der Ban, dessen Frucht, wie Sie sehen, an unsere Tannenzapfen erinnert, ist eine Palmenart. Aus seinen Zweigen werden Dächer für die Hütten sowie Transportkörbe geflochten, wie wir selbst einige in unserem Train mit uns führen. Aus den Blättern werden Hüte, Matten und Tragbeutel hergestellt. Schließlich liefern noch die getrockneten und gespaltenen Zweige ausgezeichnete Fackeln. Mit solchen Fackeln übrigens beleuchten auch wir uns hier.«
    Kurz vor neun Uhr kamen wir an eine Stelle, an der unser Weg durch einen

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