Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
des Senegal.
Sektion Bammaro.
Der Oberst.
Befehl an Hauptmann Pierre Marcenay und seine Abteilung, sich sofort in Eilmärschen nach Ségou-Sikoro und von dort aus auf dem Niger nach Timbuktu zu begeben, wo er sich dem Platzkommandanten zur Verfügung zu stellen hat. Die Pferde der Abteilung des Hauptmann Marcenay bleiben bei der Intendantur in Ségou-Sikoro zurück.
Leutnant Lacour vom 72. Regiment der Kolonialinfanterie, der eine Abteilung von zwanzig sudanesischen Freiwilligen befehligt, wird den hier vorliegenden Befehl in Sikasso dem Hauptmann Marcenay übergeben und sich dem Herrn Abgeordneten Barsac, dem Chef der außerparlamentarischen Expedition zum Nigerbogen (Erste Sektion) zur Verfügung halten und die Sektion bis zu ihrem Ausgangspunkt zurückbegleiten.
Der Oberst-Kommandant der Sektion Bammako
SAINT-AUBAN
Während ich mich fieberhaft meiner Abschrift widme, macht Monsieur Barsac weiter seiner Mißstimmung Luft.
»Das ist unqualifizierbar!« sagt er. »Uns zwanzig Mann Eskorte mitzugeben! … Und das ausgerechnet in dem Augenblick, in dem wir auf die schlimmsten Schwierigkeiten stoßen! … Oh! So geht es ja nun freilich nicht! … Gleich nach meiner Rückkehr nach Paris werden wir ja sehen, ob die Kammer es sich gefallen läßt, daß man so mit einem seiner Mitglieder umspringt.«
»Inzwischen heißt es gehorchen«, sagt Hauptmann Marcenay, der nicht einmal den Versuch macht, seinen Kummer zu verbergen.
Monsieur Barsac zieht den Hauptmann auf die Seite, aber mit meinem geschulten Reporterohr höre ich dennoch sehr wohl, was er sagt.
»Was meinen Sie, Herr Hauptmann, wenn der Befehl nun nicht authentisch ist?« gibt Monsieur Barsac halblaut zu bedenken.
Der Hauptmann nimmt eine straffere Haltung ein.
»Nicht authentisch! …« wiederholt er. »Das glauben Sie doch wohl selbst nicht, Herr Abgeordneter. Leider besteht keinerlei Zweifel. Der Brief ist mit allen offiziellen Stempeln versehen. Im übrigen habe ich selbst unterm Kommando Oberst Saint-Aubans gestanden und kenne sehr wohl seine Unterschrift.«
Mißstimmung entschuldigt vieles. Dennoch finde ich, daß Monsieur Barsac zu weit geht. Gut, daß Leutnant Lacour ihn nicht hört. Er würde sich nicht gerade geschmeichelt fühlen.
Monsieur Barsac weiß nichts zu entgegnen. Er schweigt.
»Würden Sie mir gestatten, Herr Abgeordneter, Ihnen Leutnant Lacour vorzustellen«, sagt der Kapitän, »und mich sodann von Ihnen zu verabschieden?«
Bevor Monsieur Barsac noch zustimmen kann, hat die Vorstellung schon stattgefunden.
»Kennen Sie, Herr Leutnant«, fragt darauf Monsieur Barsac, »die Gründe für den Befehl, dessen Überbringer Sie sind?«
»Gewiß, Herr Abgeordneter«, gibt der Leutnant zur Antwort. »Die Touareg Aoulimmiden sind in Aufruhr begriffen und bedrohen unsere Linien. Dadurch ergibt sich die Notwendigkeit, die Garnison Timbuktu zu verstärken. Der Oberst trommelt alles zusammen, was ihm erreichbar ist.«
»Und wir? …« wirft der Expeditionsleiter ein. »Ist es klug, unsere Eskorte auf zwanzig Mann zu verringern?«
Leutnant Lacour lächelt.
»Dagegen spricht wirklich nichts«, versichert er, »da diese Gegend hier ja absolut ruhig ist.«
»Hieß es nicht aber gerade«, wendet Monsieur Barsac ein, »– der Kolonialminister persönlich hat diese Tatsachen auf der Tribüne der Kammer zur Sprache gebracht und der Resident in Konakry sie uns gegenüber bestätigt – daß die Regionen in Nigernähe der Schauplatz höchst beunruhigender Vorgänge seien?«
»Das war einmal wahr«, antwortet immer noch lächelnd Leutnant Lacour, »aber jetzt ist keine Rede mehr davon. Diese Geschichte ist überholt.«
»Immerhin haben wir selbst doch feststellen können …« versucht Monsieur Barsac seinen Standpunkt zu verteidigen, worauf er den Leutnant über unsere persönlichen Abenteuer informiert.
Dieser scheint jedoch davon nicht tiefer berührt zu sein.
»Sie müssen doch sehen«, sagt er, »daß dieser Unbekannte, der Sie zu beunruhigen scheint, im Grunde ein armer Wicht ist. Was liegt denn vor? Er hat Ihrer Meinung nach Ihnen den Weg zu verlegen versucht und sich nichts Besseres einfallen lassen, um Sie aufzuhalten? … Aber das alles ist doch nicht ernst zu nehmen, Herr Abgeordneter.«
Da Monsieur Barsac selbst im Grunde zu den gleichen Folgerungen gekommen ist, fällt ihm keine Entgegnung mehr ein.
Hauptmann Marcenay nähert sich den beiden.
»Gestatten Sie mir, Herr Abgeordneter, mich von Ihnen zu verabschieden«,
Weitere Kostenlose Bücher