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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Drama in Koubo, der entehrenden Anschuldigung, die gegen George Buxton erhoben worden war, von dessen Tod, der Scham und der Verzweiflung Lord Glenors. Sie nannte das hochgesteckte Ziel, das sie sich gesetzt hatte: das Ansehen ihres Bruders wiederherzustellen, ihn von dem Makel reinzuwaschen, der seinem Namen anhaftete, und dem alten Mann, der sein Leben in der düsteren Einsamkeit seines Schlosses in Uttoxeter beschloß, den Frieden zurückzugeben.
    Tiefe Bewegung teilte sich allen ihren Zuhörern mit. Sie bewunderten diese junge Person, die aus so edlen Motiven heraus gewagt hatte und noch weiter wagen würde, so viele Anstrengungen und Gefahren auf sich zu nehmen.
    »Miss Buxton«, sagte, als sie schließlich geendet hatte, Amédée Florence nicht ohne eine gewisse Härte im Ton, »ich gestatte mir, Ihnen einen Vorwurf zu machen.«
    »Einen Vorwurf? … Mir? …« fragte verwundert Jane, die sich von ihrer Erzählung eine ganz andere Wirkung versprochen hatte.
    »Ja, einen Vorwurf, und einen ernsten sogar! … Was für eine sonderbare – und nicht eben schmeichelhafte – Meinung haben Sie denn, Miss Buxton, von den Franzosen im allgemeinen und von Amédée Florence im besonderen?«
    »Was wollen Sie damit sagen, Monsieur Florence?« brachte Jane Buxton verwirrt hervor.
    »Was wohl!« rief der Reporter in empörtem Ton. »Sie haben sich so einfach eingebildet, Amédée Florence werde Ihnen gestatten, ohne ihn einen kleinen Ausflug nach Koubo zu unternehmen?«
    »Oh, Monsieur Florence! …« antwortete tief bewegt Jane Buxton, die zu begreifen begann.
    »Wirklich reizend! …« fuhr indessen Amédée Florence, noch immer lebhafte Empörung heuchelnd, fort. »Und zudem äußerst egoistisch!«
    »Aber ich sehe nicht …« bemühte sich Jane, jetzt halb lächelnd, ihm in die Rede zu fallen.
    »Lassen Sie mich bitte ausreden«, unterbrach Amédée Florence sie in strengem Ton. »Haben Sie denn vergessen, daß ich Journalist bin, Reporter im engeren Sinne, und daß ich eigentümlicherweise über mir einen Chef habe? Wissen Sie, was dieser Chef zu mir sagen würde, wenn er erführe, daß ich mir eine derart sensationelle Reportage über den Fall Buxton hätte entgehen lassen? Dann hören Sie gut zu! Er würde zu mir sagen: ›Mein lieber Florence – Sie sind ein ausgemachter Esel!‹ Und darauf hätte er mich im Handumdrehen vor die Tür gesetzt. Ich aber lege Wert auf meine Stellung und reise also mit Ihnen.«
    »Oh! Monsieur Florence! …« wiederholte Jane, aufs tiefste bewegt.
    Der Reporter blickte sie an.
    »Ich reise mit Ihnen, Miss Buxton«, erklärte er energisch. »Und verlieren Sie gar nicht erst Ihre Zeit mit dem Versuch, mich vom Gegenteil überzeugen zu wollen, denn ich weiß besser Bescheid als Sie, nehme ich jedenfalls an.«
    Jane hielt dem braven, mutigen Burschen ihre Hand entgegen.
    »Ich nehme Ihr Angebot an, Monsieur Florence«, sagte sie, während zwei große Tränen aus ihren Augen tropften.
    »Und was ist mit mir, Miss Buxton, nehmen Sie mich ebenfalls mit?« ließ sich plötzlich Dr. Châtonnays kräftige Stimme vernehmen.
    »Sie, Doktor? …«
    »Ja, natürlich ich! Eine solche Expedition kann auf einen Arzt nicht verzichten. Da Sie offenbar vorhaben, sich in Stücke hacken zu lassen, muß ich doch wohl, scheint mir, zur Stelle sein, um Sie wieder zusammenzuflicken.«
    »Oh! Doktor! …« stammelte nochmals Jane, die nun endgültig weinte.
    Wie groß aber wurde erst ihre Ergriffenheit, als sie nun auch Barsacs Stimme hörte, in der dumpfer Zorn zu grollen schien.
    »Nun? Und ich? … Ich zähle wohl überhaupt nicht mehr, da ja offenbar niemand daran denkt, nach meiner Meinung zu fragen?«
    Barsac war ernstlich wütend. Auch er hatte sofort daran gedacht, Miss Buxton zu begleiten. Er würde auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, da der Reiseweg des jungen Mädchens dem von ihm geplanten sehr ähnlich verlief und da so die etwa vorliegende Unvorsichtigkeit durch einen Zweck gerechtfertigt wurde, dessen edlen Ursprung er würdigte. Konnten im übrigen vier Männer, vier Franzosen, kaltherzig diese junge Person ihrem Geschick überlassen und gestatten, daß sie sich ganz allein in ein gefährliches Abenteuer begab? Florence und Dr. Châtonnay hatten ihn also ›an die Wand gespielt‹, wie es im Theater heißt, und das ist und bleibt eine unangenehme Sache.
    »Ich spreche nicht für Monsieur Florence«, fuhr er fort, wobei er seine üble Laune nach außen hin noch etwas

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