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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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schon, wenn sie jede zweite Nacht mal vier Stunden schlafen konnten!« Stern hielt inne und atmete einmal tief durch. »Es war eine gottverdammt effektive Rekrutierungsmaschine«, sagte er. »Sie hatten den kritischen Punkt erreicht. Kurz zuvor war das dieses Ökologiegrüppchen namens ›Verdure‹ gewesen, mit, wenn’s hoch kommt, zweihundert Mitgliedern, und schon zwei Jahre später gibt es Tausende von Menschen, die mit glasigen Augen rumlaufen und sich ›Tempel des Lichts‹ schimpfen.«
    »Wo ist der Zucker?«, rief Annie aus der Küche.
    »Keiner mehr da«, sagte Stern.
    »Wie viele Mitglieder hat denn nun der ›Tempel‹?«, wollte Frank wissen.
    »Ihren Angaben nach?«, fragte Stern zurück. »Dreißigtausend. Aber in Wahrheit? Vielleicht ein Viertel davon. Aber selbst bei dieser Anzahl gibt es einen inneren und einen äußeren Zirkel.«
    »Und wie funktioniert das?«
    »Wie man erwarten würde. Die im inneren Zirkel sind Hardliner – arbeiten rund um die Uhr. Vielleicht tausend Leute verteilt auf rund sechs Städte. Plus die auf dem Anwesen. Da haben sie zirka dreihundert.«
    »Wo?«
    »Auf dem Anwesen – in der Nähe von Lake Placid. Sie haben eine ehemalige Schule gekauft und zu ihrer Zentrale umfunktioniert.«
    »Und der äußere Zirkel?«
    »Das sind Leute, die Schecks schicken, den Rundbrief abonniert haben und Solanges Vitaminpillen kaufen.«
    »Erzähl uns mehr davon«, sagte Annie, die mit der Teekanne auf einem Tablett wieder ins Zimmer kam. »Erzähl uns von der Vitaminfabrik auf dem Anwesen.« Sie stellte das Tablett auf den Überseekoffer, goss sich Tee ein und ging mit ihrer Tasse hinüber zum Fenster.
    »So exotisch ist die gar nicht«, sagte Stern. »Ich meine, sie machen homöopathische Mittelchen und Produkte für die Aromatherapie. Ginseng. Zedernöl. Und die Vitamine.«
    »Bringt das viel ein?«
    »Einiges. Außerdem haben sie Patente.«
    »Worauf?«, fragte Annie und wandte sich vom Fenster ab.
    »So Sachen zur verzögerten Freisetzung von bestimmten Chemikalien. Die werden in Polymere gehüllt, damit sie sich unterschiedlich schnell auflösen.«
    »Was zum Beispiel? Was für Chemikalien?«, fragte Frank.
    »Alle möglichen. Schmerzmittel. Insulin. B-12. Was ihr wollt. Wie diese kleinen bunten Dinger in manchen Kapseln, nur noch kleiner.«
    »Er meint Mikrovermantelungen«, sagte Annie, die zum Fenster hinausstarrte, über die Schulter.
    »Genau. Hab ich doch gesagt, oder? Na jedenfalls«, fuhr Stern fort, »ich hab Frank vorhin schon erzählt, dass es einen inneren Zirkel gibt – und darin dann noch mal einen inneren Zirkel! Und das müsst ihr wissen, weil ihr nämlich mit denen zu tun bekommen werdet – die Abteilung für besondere Angelegenheiten.«
    »Was ist das?«, fragte Frank.
    »Spione«, erwiderte Stern. »Der interne Geheimdienst des ›Tempels‹. Und die sind gut, sehr professionell. Äußerst verschwiegen und finanziell üppig ausgestattet. Außerdem haben sie eine Menge Externe auf ihrer Gehaltsliste – Privatdetektive, Journalisten, Cops, Akademiker … was ihr wollt.«
    »Klingt beeindruckend.«
    »Und ob. Der reinste Albtraum. Und dann haben sie noch ihre Spezialteams.«
    »Wofür? Zum Bierholen?«
    Stern lächelte schwach. »Nein«, sagte er. »Für Entführungen.«
    »Das ist doch wohl ein Witz?«
    Stern schüttelte den Kopf. »Versteht ihr denn nicht: Wenn ihr euch mit denen anlegt, nehmen sie euch ins Visier. Und eines Tages wacht ihr dann auf, und – peng! – seid ihr weg.«
    »Das kann ich ja nun gar nicht leiden«, sagte Frank und rührte in seinem Tee. »Ich werde immer richtig sauer, wenn ich verschwinde.«
    »Das ist nicht lustig«, sagte Stern.
    Frank nickte. »Ich lache ja auch nicht. Aber noch mal zurück zu der Geldfrage … womit machen sie die meisten Profite? Vitamine? Patente?«
    Stern schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Plus die Spenden«, sagte Frank. »Von den Mitgliedern. Und ich vermute, dass sie auch noch Beiträge verlangen –«
    »Das ist nicht der springende Punkt«, sagte Stern. »Die richtig dicke Knete kommt woanders her.«
    Frank sah ihn verwundert an. »Woher denn?«
    Stern drückte seine Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an. »›Chosen Soren‹«, sagte er.
    Frank überlegte einen Moment, dann erinnerte er sich an den Namen: »Ach, dieser japanische Verein«, sagte er. »Der im Rundschreiben erwähnt wurde.«
    »Stimmt«, antwortete Stern. »Nur dass ›Chosen Soren‹ keine japanische Organisation

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