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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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nicht. Ich muss das Licht angelassen haben. Sie hat es ausgemacht.«
    »Mir ist nicht aufgefallen, dass das Licht noch brannte.«
    Frank zuckte die Achseln. »Na ja, jedenfalls gut, dass sie es gesehen hat …« Er drehte sich zu Stern um und reichte ihm die Hand. »Wir müssen los«, sagte er. »Aber … vielen Dank für Ihre Hilfe – ehrlich.«
    »Kein Problem.«
    »Darf ich Sie gegebenenfalls noch mal belästigen?«
    »Tja«, sagte Stern nachdenklich. »Wenn es sein muss … aber wenn Sie sich wirklich mit dem ›Tempel‹ anlegen, rufen Sie mich nicht von zu Hause aus an. Und kommen Sie um Himmels willen nicht einfach so vorbei. Schicken Sie Rauchsignale oder etwas in der Art.«
    Frank lachte.
    Als sie in Richtung Auto gingen, sagte Annie kopfschüttelnd: »Ich bin mir sicher, dass Sie das Licht nicht angelassen haben.«
    »Also schön. Ich hab das Licht nicht angelassen, na und? Haben Sie zugehört, was er erzählt hat? Über diesen ›Chosen‹-Verein? Fünfzig Millionen Dollar? Warum bloß?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Annie. »Ich mache mir mehr Sorgen wegen dieser Vitamingeschichte oder was sich dahinter verbirgt.«
    Er öffnete die Wagentür und schob sich hinters Lenkrad. Annie sagte gerade irgendwas über Mikrovermantelungen, als er den Zündschlüssel ins Schloss steckte.
    Der Saab sprang mit einem Aufheulen an, aber das Geräusch wurde beinahe von Franks Stimme übertönt: »Verdammt, was ist das denn?«
    Annie drehte sich zu ihm um und sah, dass er seine Hände anstarrte – die, wie das Lenkrad, mit einer durchsichtigen Schmiere bedeckt waren.
    »Was ist?«, fragte Annie.
    Er hielt die geöffneten Hände hoch, wie ein katholischer Heiliger. »Keine Ahnung«, sagte er. »Da ist irgendwas Schleimiges. Geben Sie mir doch mal ein Papiertuch von hinten, ja?«
    Annie griff nach hinten, wo eine Rolle Küchenpapier auf dem Boden lag. Dann half sie ihm, die Schmiere von seinen Fingern und dem Lenkrad zu wischen. Als sie fertig waren, stopfte Frank die Tücher unter den Vordersitz, schaltete in den ersten Gang und fuhr los, zu Annies Haus in Mount Pleasant.
    »Das war diese Frau«, sagte Annie.
    »Was war sie?«
    »Sie hat das Zeug aufs Lenkrad geschmiert, oder was meinen Sie?«
    »Ich weiß nicht. Ich meine, es war eklig.«
    Annie durchlief ein Schauder. »Da stimmt was nicht.«
    »Sie hatte ein Baby bei sich. Wahrscheinlich ist es nur irgend so ein Babyzeug«, sagte Frank. »Was sie an den Fingern hatte.«
    Die Fahrt zu Annies Haus dauerte rund zwanzig Minuten, und als sie dort ankamen, fühlte er sich irgendwie schlecht.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Er nickte. »Ja, ja, alles in Ordnung. Bloß ein bisschen geschafft. Ich hab den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    Annie musterte ihn skeptisch, als sie aus dem Wagen stieg. Dann wandte sie sich um und lehnte sich durchs offene Fenster. »Ganz ehrlich?«, fragte sie.
    »Ja. Wahrscheinlich zu viel Tee oder so.«
    Und dann fuhr er weiter, schlängelte sich durch den dichten Verkehr Richtung Columbia Road, vorbei an Kneipen und Nightclubs und Polizeiwagen … Er musste auf so vieles achten – beispielsweise auf die Betrunkenen an der Ecke, auf die Hunde und den Kiosk.
    Als er die Columbia Road erreichte, bemerkte er verwundert, dass er schwitzte, säuerlichen kalten Schweiß, als bekäme er Fieber. Und er fühlte sich wirklich gar nicht gut. Sein Herz raste, und er hatte so ein zittriges Gefühl in Magen und Brust – wie Lampenfieber, nur dass es nichts gab, wovor er Lampenfieber hätte haben müssen. Er saß in seinem Wagen, und das Adrenalin kochte völlig grundlos in ihm hoch. Er fuhr auch nicht schnell. Tatsächlich fuhr er – wie viel? Zehn Kilometer die Stunde.
    Kein Wunder, dass ihn alle anhupten.
    Irgendwas stimmte nicht, und er wusste auch was: Plötzlich war er sich jeder Möglichkeit bewusst, und in jeder Möglichkeit sah er eine Gefahr. Wenn er beispielsweise das Steuer ein wenig nach links drehte, würde der Wagen auf die Gegenfahrbahn gelangen und einen Unfall verursachen. Dabei war unwichtig, dass es ja keinen Grund für ihn gab, das Steuer nach links zu drehen. Entscheidend war: Er könnte es. Und diese Möglichkeit war beängstigend, weil natürlich viele Menschen verletzt würden. Und wenn er den Wagen vor dem Herumreißen des Lenkrads noch beschleunigen würde, könnte er bis auf den Bürgersteig fliegen und Gott weiß wie viele Menschen ins Verderben reißen.
    Das reinste Blutbad.
    Die Angst, die er empfand, war wie ein

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