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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Tee«, sagte Annie und stand auf. Wortlos nahm sie die Teekanne von dem Koffer und ging damit in die Küche.
    Stern sah Frank an. »Wissen Sie«, sagte er, »das Einzige, was sie nicht versucht haben, war, mich umzubringen.«
    »Ja, aber … es ist noch nicht aller Tage Abend.«
    »Aber sie hätten mich erledigt. Ich meine, wenn ich für sie nicht bloß ein kleines Ärgernis gewesen wäre.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Ich weiß es. Und ich erwähne das nur, weil – ich weiß nicht, was Sie und Annie vorhaben –«
    Frank wollte etwas sagen, aber Stern fiel ihm ins Wort.
    »–  und ich will es auch nicht wissen. Ich denke nur, Sie sollten vorsichtig sein. Um Annies willen.«
    »Das werde ich«, sagte Frank. »Ich mag sie nämlich sehr.« Er schwieg einen Moment, dann sprach er weiter. »Aber was uns am ehesten weiterhelfen würde, wären Informationen.«
    Stern zuckte die Achseln. »Was kann ich euch sagen? Wie viel wisst ihr?«
    »Solange ist Schweizer.«
    Stern nickte. »1982 ist er in die Staaten gekommen. Man sagt, dass er pleite war.«
    »Warum hat er sein Land verlassen?«
    »Ich denke, er wollte eine größere Spielwiese. Wahrscheinlich war die Schweiz ihm für seine Ziele zu eng geworden. Und dann ging ungefähr zur selben Zeit sein Unternehmen bankrott.«
    »Was war das für ein Unternehmen?«
    »Er hatte eine homöopathische Klinik in Montreux, und zwei seiner Patienten sind an Nierenversagen gestorben. Irgendeine Kräutermedizin hatte versagt.«
    »Also kam er nach Amerika.«
    »Ja. Und er eröffnete eine Klinik in Los Angeles. Lief ganz gut. Er hat sich in der Umweltpolitik engagiert und eine Gruppe ins Leben gerufen, die sich ›Verdure‹ nannte, ein bisschen wie ›Earth First‹, nur wesentlich undurchsichtiger. Die Presse wurde auf ihn aufmerksam, seine Anhängerschaft wuchs. Er fing an, Vorträge im ganzen Land und im Ausland zu halten.«
    »Und dann?«
    Sterns Zigarette war schon lange aus, also zündete er sich eine neue an und blies einen langen Rauchstrahl in die Luft über Franks Kopf.
    »Nun ja, sein Einfluss wurde größer. Und größer. Ich glaube, es war 1992, da kam ein Typ, der früher bei der Moon-Sekte war, und übernahm das Rekrutierungsamt.«
    »Was soll das heißen, ›Amt‹?«
    »Sie haben für alles ein ›Amt‹: Finanzen, Rekrutierung, Geheimdienst.«
    »Geheimdienst?«
    Stern nickte. »Die haben einen internen Geheimdienst, wie er effektiver nicht sein könnte. Jedenfalls dieser Typ von den Moonies – ich meine, der früher bei den Moonies war, kommt also an, setzt sich hin und entwickelt eine völlig neue Rekrutierungsstrategie. Plötzlich sind sie richtig aggressiv. Und diabolisch. Und sie haben es besonders auf zwei Gruppen abgesehen: Leute in den Zwanzigern, weil die die nötige Energie haben; und Leute in den Achtzigern, weil die das nötige Geld haben. Sie gründen Non-profit-Organisationen, um unverheirateten Müttern zu ›helfen‹, ›beraten‹ Jugendliche mit Drogenproblemen und ›kümmern‹ sich um alte Menschen. In Wirklichkeit geht es ihnen natürlich nur darum, Kontakt zu möglichst vielen hilfsbedürftigen Menschen zu bekommen – weil die nämlich am ehesten zu gewinnen sind. Sie haben sogar in einem halben Dutzend Städten Clubs für einsame Herzen gegründet, um Treffen zu ermöglichen zwischen Mitgliedern und Menschen, die sie für ihre Zwecke begeistern wollen.«
    »Ich verstehe, warum Sie das als ›diabolisch‹ bezeichnen«, sagte Frank.
    »Es war verblüffend. Die haben zehntausend Dollar für eine Datenbank bezahlt, die nur verkrachte Existenzen enthielt. Ich meine Leute, die bis über beide Ohren verschuldet waren. Sie haben sich deren finanzielle Situation angeguckt und zu jedem einzelnen ein Dossier angelegt. Dann sind sie zu denen nach Hause gegangen, haben an die Tür geklopft und ihnen einen Ausweg angeboten. ›Du bist ein Opfer‹, haben sie gesagt. ›Es ist nicht dein Fehler. Amerika ist dafür verantwortlich. Amerika wird vom Konsum terrorisiert! Pack deine Sachen, verbrenne deine Rechnungen, und komm zu uns. Wir geben dir einen Job, Freunde und ein Zuhause.‹ Und das haben sie auch getan. Nur haben sie dabei ganz vergessen zu erwähnen, dass der Job unbezahlt war und das Zuhause ein Schlafsaal, in dem jeweils vier Leute untergebracht waren. Aber das spielte dann ohnehin keine Rolle mehr. Die Leute waren mittlerweile von jeder Tussi oder jedem Typen der Organisation bis zum Gehtnichtmehr vernascht worden und freuten sich

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