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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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gut«, sagte Frank.
    Und wundersamerweise stimmte das auch, denn er war wieder mal in eine jener Zeitblasen geistiger Klarheit geglitten, die er als ›normal‹ erkannte. Die Ärzte versicherten ihm, dass die Nachwirkungen der Droge in den kommenden Tagen immer schwächer werden und ›Anfälle‹ immer seltener auftreten würden, dass er immer längere Phasen relativen Wohlbefindens erleben würde. Nur noch ein paar Tage, und er müsste eigentlich völlig genesen sein – obwohl ein gelegentlicher Rückfall nicht ganz auszuschließen war.
    »Bist du sicher?«, fragte Annie. Sie wollte zur Arbeit und hatte sich eines ihrer Kindergärtnerinnen-Outfits angezogen. »Ich weiß nicht.« Als sie sich hinunterbeugte, um ihm einen Kuss zu geben, zog er sie zu sich in den Sessel und verzog schmerzlich das Gesicht, als er das Gewicht ihres Körpers spürte.
    »Geh nicht«, sagte er schwach. »Mir wird doch ganz komisch.«
    Sie kicherte. »Frank …«
    »Schon gut. Raus mit dir.«
    Nach Franks Drogenrausch war er in der psychiatrischen Klinik in Georgetown gelandet. Dort war man bestens ausgerüstet, um mit jemandem fertig zu werden, der geradezu beängstigende Halluzinationen hatte. Er hatte die Sanitäter angegriffen, die auf Annies panischen Anruf hin gekommen waren – ein Vorfall, den er als den verzweifelten Versuch in Erinnerung hatte, vor Männern zu fliehen, die ihn zu Boden drückten, um ihn zu zerstückeln. Als Polizisten eintrafen, um ihn unter Kontrolle zu bringen, hatte er auch die wie ein Berserker attackiert. Der Saab wurde von der Columbia Road abgeschleppt, wo er einen denkwürdigen Stau verursacht hatte.
    Annie hatte den ganzen Tag unter Aufbringung all ihrer Hartnäckigkeit gebraucht, um die Ordnungskräfte davon zu überzeugen, dass Frank tatsächlich Opfer eines Verbrechens war und kein Drogensüchtiger, der wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt belangt werden müsste. Der Saab wurde sichergestellt und nach Fingerabdrücken untersucht. Außerdem wurde die lederne Lenkradverkleidung entfernt und ins Labor geschickt.
    Man kam zu dem Schluss, dass die Droge – die als psychotrope Substanz namens BZ identifiziert worden war – mit Hilfe eines gewerblichen Lösungsmittels verabreicht worden war – von Sportlern mitunter als eine Art Superliniment benutzt –, das direkt in den Blutkreislauf und das tiefer liegende Gewebe eindrang. Mit Hilfe dieses Mittels konnten Arzneistoffe – oder eben auch Gifte – transdermal verabreicht werden.
    Nach vier Tagen in der geschlossenen Abteilung war Frank in ein normales Krankenzimmer verlegt worden. Nach zwei weiteren Tagen ließen sie ihn gehen, wenn auch vollgepumpt mit Tranquilizern, um die Nachwirkungen einer, wie es in seiner Akte hieß, ›unfreiwilligen akuten, nicht genau bestimmbaren Rauschmittelvergiftung‹ zu lindern.
    Sein Körper hatte die unvermeidlichen Auswirkungen einer gewaltsamen Freiheitsbeschränkung durch vier ausgewachsene Männer zu spüren bekommen. Aber zumindest pinkelte er kein Blut mehr. Er schlurfte zum Badezimmer wie ein alter Mann, spritzte sich Wasser ins Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Am ersten Tag nach dem ›Zwischenfall‹ hatte sein Gesicht ausgesehen wie ein Klumpen Hackfleisch. Mittlerweile waren die Schwellungen abgeklungen, und nur um ein Auge herum war die Haut immer noch aufgedunsen und blassgrün verfärbt. Mit blauen Streifen. In der Vertiefung über dem Kinn war zu sehen, wo er genäht worden war, nachdem er sich durch die Unterlippe gebissen hatte.
    Abgesehen von seinem malträtierten Gesicht hatte er noch zwei gebrochene Rippen davongetragen, als einer seiner Retter sich etwas zu schwungvoll auf ihn geworfen hatte. Außerdem waren Daumen und Mittelfinger der rechten Hand – die er bei dem Versuch, den Sanitätern zu entkommen, durchs Küchenfenster gerammt hatte – genäht, geschient und bandagiert.
    Wenn er schon gerade eine seiner ›klaren‹ Phasen hatte, sollte er auch arbeiten, dachte er. Er ging langsam die Treppe zu Annies Zimmer hinauf. Mit der verletzten Hand war es schwierig, zu tippen oder die Maus zu bedienen, aber irgendwie ging es doch. Allerdings konnte er unmöglich am Laptop arbeiten, den Annie für ihn aus seiner Wohnung geholt hatte.
    Gestern hatte er sich das Gespräch mit Tom Deer ausdrucken lassen, und während Annies Computer startete, überflog er es erneut.
    Deer: Damit könnte man niemandem Furcht einflößen. Man könnte sie nur einsetzen. Und dann würden die Vögel

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