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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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verstärken … «
    Annie war todmüde, als sie zu ihrem Wagen ging, und trotz des warmen Abends zitterte sie vor Kälte. Lichtkegel ergossen sich von den Straßenlampen. Sie hörte das Brausen des Verkehrs drüben auf der Wisconsin Avenue und dem Beltway. Sie hatte all ihre Energie im Labor aufgebraucht, und der Weg über den riesigen und fast völlig leeren NIH-Parkplatz kam ihr sehr lang vor. Sie war froh, als sie endlich ihren Honda erreichte. Sie wollte nur noch nach Hause und ins Bett.
    Sie wollte gerade in die Straße einbiegen, die Richtung Wisconsin Avenue führte, als der Wagen gegen ihren stieß. Der Aufprall war so wuchtig, dass ihr Körper nach vorn geschleudert wurde. Metall knirschte gegen Metall. Der Sicherheitsgurt wirkte wie ein Gummi, und als er seine größtmögliche Ausdehnung erreicht hatte, riss er ihren Körper heftig zurück in den Sitz.
    Oh … nein, dachte sie, das hat mir gerade noch gefehlt. Sie putzte sich die Nase und löste müde den Sicherheitsgurt, um auszusteigen und sich den Schaden anzusehen, der sicherlich nicht unerheblich war. Ihr würde die mühselige Prozedur – Versicherungsnummern austauschen und eventuell auf die Polizei warten – wohl nicht erspart bleiben.
    Der junge Mann, der den Unfall verursacht hatte, war schon aus seinem Wagen gestiegen und betrachtete ihr eingedrücktes Heck mit bekümmerter Miene. Er hatte eine Baseballmütze mit dem Schirm nach hinten auf dem Kopf. »Mannomann«, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. »Mein Dad reißt mir den Kopf ab.« Die Stoßstange hatte einen Knick, und das Nummernschild hing nur noch an einer Ecke fest. Splitter des geborstenen Rücklichts lagen auf dem Asphalt. »Es tut mir so leid, Ma’am. Ich hab bloß …« Sie stand an der Nahtstelle der beiden Wagen – sein schwarzer Kleintransporter überragte ihren kleinen Civic. Das linke Hinterrad wurde anscheinend von dem Kotflügel blockiert.
    Er trat neben sie. »Meinen Sie, wir sollten die Polizei holen?«
    »Ich denke schon«, sagte Annie.
    Ein großer Wagen von U-Haul hielt neben ihnen. Ein rothaariger Mann lehnte sich aus dem Fenster. »Kann ich irgendwie helfen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er aus und kam zu ihnen. »Donnerwetter«, sagte er zu dem jungen Mann. »Du hast sie ja ganz schön gerammt.«
    »Ja, ich –«
    Und dann schlang der Fahrer des Kleintransporters seine Arme um ihre Schultern, presste sie an sich und drückte ihr einen feuchten, süßlich riechenden Lappen auf Mund und Nase. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie, dass die Ladetür des U-Haul-Wagens aufgestoßen wurde. Sie geriet in Panik, wand sich und versuchte zu kämpfen, doch in Sekundenschnelle war sie im Innern des Transporters. Und mit ihr noch jemand anders. Und dann schloss sich die Tür, und das Licht in ihrem Kopf erlosch.
    Der eine Cop war groß und der andere klein – wie Pat und Patachon, und Frank fragte sich, wer im Ernstfall wohl den guten und wer den bösen Bullen spielen würde.
    »Sind sie versichert?«, fragte der Große, der gerade das Türschloss inspizierte.
    Frank bejahte.
    »Dann empfehle ich Ihnen, das Schloss auszutauschen. Sie liegen sowieso ganz sicher über der Selbstbeteiligung, und in den meisten Fällen übernehmen sie auch die Kosten dafür. Sie sollten sich wirklich ein besseres Schloss anschaffen.«
    Er reichte Frank einen Zettel mit der Nummer des Polizeiberichts. »Falls Sie irgendwie die Seriennummern rauskriegen können – ich meine von den Computern –, rufen Sie uns bitte an. Obwohl Sie ihre Schätzchen vermutlich nie wiedersehen werden. Die schlachten die aus wie Autos. Nächste Woche um diese Zeit ist Ihr Motherboard schon in Hongkong und Ihre Festplatte in Mexiko.« Er nickte seinem Partner zu, und die beiden strebten in Richtung Tür.
    »Das war’s schon?«, fragte Carlos. »Mehr machen Sie nicht? Sie nehmen Fingerabdrücke. Sie sprechen mit Frank. Sie fragen ihn, was passiert ist. Und was ist mit mir? Ich will eine Aussage machen. Und sollten diese Männer jemals gefasst werden, erstatte ich sogar eine Anzeige wegen Körperverletzung.«
    Frank war gelangweilt, die Cops waren gelangweilt, aber Carlos blieb in seinem Zustand höchster Erregung.
    Der große Cop warf Carlos einen Blick zu. »Wie bitte?«
    »Ich will, dass ein Phantombild gezeichnet wird. Ich will, dass die Beschreibung der Männer an die Presse gegeben wird. Ich wäre gern persönlich bei der Gegenüberstellung dabei. Ich bin ein Belastungszeuge.«
    Der Große

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