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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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einen langen Augenblick unverwandt in die Augen. Dann schluckte er schwer und wandte sich an Fitch. »Ich glaube, Sie rufen besser in Atlanta an«, sagte er.
    »Atlanta? Wieso Atlanta?«, sagte Fitch.
    »Da sitzt das CDC, das Center for Disease Control, unsere oberste Gesundheitsbehörde«, sagte Karalekis. »Wenn es stimmt, was euer Kang da sagt, dann könnten daran mehr Menschen sterben, als im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sind.«

3
    In den Wochen darauf erhielt die ›Tasi-ko-Arbeitsgruppe‹ einen eigenen Decknamen (B LINDSIDE ) und wurde um zwei Mitglieder ›verstärkt‹, Dr. Irving Epstein, einen Grippespezialisten von den National Institutes of Health (NIH), und Neal Gleason, einen schlaksigen FBI-Agenten, der für die Kooperation mit der CIA zuständig war.
    Fitch ging die Ernennung von Gleason genauso gegen den Strich, wie er sich über Epstein als neuen Mitarbeiter freute, aber er konnte nichts gegen den FBI-Mann tun. Gleasons Aufgabengebiet war es, mit der CIA in Sachen chemische und biologische Waffen zusammenzuarbeiten, was (theoretisch) eine Ausweitung des FBI-Auftrages bedeutete, das Land gegen interne terroristische Aktivitäten zu schützen. In Wahrheit (zumindest nach Fitchs Überzeugung) war Gleasons Teilnahme an der Arbeitsgruppe ein weiteres Beispiel dafür, wie rücksichtslos das FBI seit dem Ende des kalten Krieges versuchte, seinen Einfluss auszuweiten.
    Gleason war auch nicht sonderlich an Fitchs kleinem Team interessiert. Er hatte Wichtigeres zu tun, denn er pendelte zweimal im Monat zwischen Washington und Amman hin und her, wo er sich regelmäßig mit amerikanischen Angehörigen der Inspektionsteams der Vereinten Nationen im nahegelegenen Irak traf. Wie zu erwarten, befand er sich fast permanent im Jetlag – ein Zustand, den er hinter gespielter Gelassenheit und einer Maui-Jim-Sonnenbrille verbarg.
    Für den FBI-Mann war das Tasi-ko-Team nur eine von gut einem Dutzend Gruppen, deren Treffen er lediglich als ›Gasthörer‹ besuchte (wenn er mal nicht gerade an irgendeinem Flughafen auf seinen Abflug wartete). »Betrachten Sie mich einfach als eine Fliege an der Wand«, sagte er zu Fitch. »Ich werde keinen Mucks von mir geben.« Und so war es auch meistens.
    Epstein war da schon ein ganz anderes Kaliber. Er war ein kleiner, dicker, redseliger Mann von Anfang sechzig und kleidete sich mit Vorliebe im Stil der dreißiger Jahre, einschließlich Fliege, Hosenträger und Leinenanzug. Er fand es insgeheim spannend, der ›Geheimwelt‹ (wenn auch nur leihweise) anzugehören, und es machte ihm sichtlich Spaß, die Feinheiten der Grippe im allgemeinen und der Spanischen Grippe im besonderen zu erläutern. Die ›Spanische Dame‹, so erklärte er, war ein Spitzname für die Krankheit, der in Spanien unzählige Menschen zum Opfer gefallen waren. Karikaturen aus der Zeit zeigten häufig eine aufreizende Frau in verlockender Pose – hinter deren Mantilla aus Spitze ein grinsender Schädel lauerte.
    Mit Karten von Asien und einem Laserzeiger ausgerüstet, erklärte der Epidemiologe begeistert, dass das Influenzavirus empfindlich ist und sich ständig verändert. Je nach seiner Antigenstruktur –
    »Seiner was?« Die Stimme gehörte Fitch, aber die Frage hätte auch von allen anderen kommen können – das heißt, von fast allen.
    »Er meint die Proteinhülle«, erklärte Karalekis. »Die typischen Oberflächenmerkmale des Virus.«
    Fitch grunzte.
    »Je nach seiner Proteinhülle«, fuhr Epstein fort, »klassifiziert man das Virus als eins von drei Grundtypen: A, B und C. Es gibt noch andere, aber das sind die wichtigsten.«
    Fitchs Stirn legte sich in Falten – er ließ sich nicht gern belehren –, aber Janine Wasserman hielt ihn mit einer sanften Berührung am Arm zurück.
    »Innerhalb jedes dieser Typen«, sagte Epstein, »gibt es alles in allem eine unendliche Zahl von Varianten –«
    »Wenn wir also von der Grippe sprechen«, warf Voorhis ein, »sprechen wir im Grunde von einer Klasse von Krankheiten.«
    Epstein zuckte die Achseln. »Ich würde es zwar nicht so ausdrücken, aber so könnte man es durchaus sagen. Wichtig dabei ist, dass wir jedes Jahr einen neuen Impfstoff produzieren müssen, da durch die Mutation des Virus die pandemische Variante aus dem Vorjahr ihrer Nachfolgerin Platz macht.«
    Epstein bedachte seine Zuhörer mit einem gütigen Lächeln, aber Fitch ließ sich nicht so einfach abspeisen. »Doc, Sie benutzen hier ständig Wörter –«
    »Er meint das

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