Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
Vom Netzwerk:
vorherrschende Virus, das sich auf der ganzen Welt ausbreitet«, sagte Karalekis.
    »Wie eine Epidemie«, warf Voorhis ein.
    Epstein schüttelte den Kopf. »Nein, eine Pandemie ist nicht ›wie eine Epidemie‹. Eine ›Pandemie‹ ist global. Eine Epidemie ist – wie im Falle von Tasi-ko – ein lokal begrenzter Ausbruch.«
    »Damit hätten wir es – strenggenommen – mit einem nordkoreanischen Problem zu tun«, stellte Gleason klar.
    Karalekis zog die Augenbrauen hoch. »Nun ja«, sagte er, »das hätten wir … es sei denn …«
    »Es sei denn, die Epidemie breitet sich aus«, schloss Epstein. Einen Augenblick lang schenkten die beiden Ärzte einander ein warmes Lächeln.
    Voorhis rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Aber manche Epidemien sind schlimmer als andere, nicht wahr? Je nach … Virus.«
    »Genau«, erwiderte Epstein. »Manche Viren sind virulenter als andere, und manchmal befallen sie verschiedene Bevölkerungsgruppen. Die Spanische Grippe hatte es auf junge Menschen abgesehen. Kinder. Jugendliche. Menschen unter dreißig.«
    »Wieso das?«, fragte Wasserman.
    Epstein schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    Fitch blickte finster, und Karalekis sagte an ihn gerichtet: »Das weiß keiner.«
    »Wieso nicht?«, fragte Fitch.
    Karalekis zuckte die Achseln. »Weil sich die Forschung bislang nicht eingehend damit befasst hat.«
    »Mit der Grippe?«, fragte Fitch.
    »Nein. Mit diesem bestimmten Virus, um das es hier geht«, sagte Epstein. »Niemand hat es bisher unter einem Mikroskop gesehen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil Viren submikroskopisch sind. Sie sind nur unter einem Elektronenmikroskop zu erkennen, das erst 1937 erfunden wurde, also fast zwanzig Jahre nachdem die Krankheit ausgebrochen und wieder verschwunden war.«
    »Dann hat also niemand das Virus je gesehen?«, fragte Fitch.
    Karalekis nickte.
    »Einschließlich der Koreaner?«, fügte Fitch hinzu.
    Karalekis und Epstein blickten einander an. Dann sagte Epstein: »Ja … einschließlich der Nordkoreaner.«
    »Was bedeutet«, fuhr Fitch fort, »dass der Mann aus Pjöngjang –«
    »Der Arzt«, ergänzte Wasserman.
    »Was auch immer er ist. Es bedeutet, er hat eine Vermutung geäußert – als er die ›Spanische Dame‹ erwähnte, hat er eine Vermutung geäußert.«
    »Nun …« Karalekis dachte darüber nach.
    »Es muss so gewesen sein«, sagte Fitch mit Nachdruck. »Sie haben eben gesagt –«
    Epstein schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht.«
    Fitch blickte verwirrt. »Wieso nicht?«
    »Weil er die Patienten gesehen hat. Weil er Symptome behandelt hat. Den Verlauf der Krankheit beobachtet hat.«
    »Und auf dieser Grundlage«, sagte Karalekis beipflichtend, »hat er die Krankheit mit der Spanischen Grippe verglichen.«
    Eine Weile sagte niemand etwas, dann ergriff Janine Wasserman das Wort. »Nicht unbedingt«, sagte sie. »Er hat keinen Vergleich angestellt. Er hat gesagt, es sei die Spanische Grippe. Punkt aus.«
    Voorhis verdrehte die Augen. »Der Übersetzer sagt. Der Arzt sagt. Der Überläufer sagt.« Er hielt inne und blickte sich in der Runde um. »Bin ich hier der Einzige oder –«
    Neal Gleason schnaubte herablassend, sah dann auf die Uhr und schob seinen Stuhl zurück. Mit gespielt bedauernder Miene stand er auf und sagte: »Das ist ja alles sehr interessant, aber ich habe um zwei Uhr einen Termin in der Marinewerft, also, äh … halten Sie mich auf dem Laufenden, okay?« Und damit nahm er sein Jackett und verließ den Raum.
    Wasserman schien nichts davon mitzubekommen. Sie beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf den Konferenztisch und tippte leicht mit den Fingerspitzen gegeneinander. Einmal, zweimal. Dreimal. Dann wandte sie sich stirnrunzelnd Karalekis zu und sagte: »Was mir zu denken gibt, George … nun ja, vermutlich geht es Ihnen allen nicht anders, ist die Reaktion der Koreaner.«
    »Natürlich.«
    »Denn wenn ich mich nicht irre, lässt sich eine Grippeepidemie nicht dadurch eindämmen, dass man die Menschen tötet, die die Krankheit haben –«
    »Wieso nicht?«, fragte Voorhis.
    »Weil –«, setzte Epstein an.
    »Es mehr als einen Vektor gibt«, erklärte Karalekis.
    »Genau.«
    Voorhis blickte von einem Arzt zum anderen, als würde er bei einem Tennismatch zusehen. Schließlich sagte er: »Was ist ein ›Vektor‹?«
    »Ein Überträger«, sagte Epstein.
    »Zum Beispiel?«, fragte Fitch.
    »Menschen. Nagetiere. Enten«, antwortete Karalekis. »Bei der Grippe spielen

Weitere Kostenlose Bücher