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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Erstaunlich. Sie sollten Wahrsagerin werden! Ich meine, Sie brauchen dafür nicht mal eine Hand – mein Gott, Sie sind ja ein Naturtalent.«
    Sie gingen zu ›Bob’s‹, um ein Eis zu essen. Irgendwann kamen sie auf das Thema Familie. Ihre war ganz anders als seine, mit einem Stammbaum, der bis zur Mayflower zurückreichte, New-England-Clan, viele Akademiker und erfolgreiche Finanzleute.
    »Sie arrangieren dauernd irgendwelche Wohltätigkeitsbälle. Für meine Mutter eine Gelegenheit, ein Heidengeld für Kleidung auszugeben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.«
    »Mit dem legendären ›Familienvermögen‹?«
    »Sozusagen. Aber so legendär auch wieder nicht. Granddad hat während der Depression mit Spekulationsgeschäften ordentlich abgesahnt. Geben und Nehmen. Er hat ›genommen‹. Und Ihre Familie?«
    »Ehrlich gesagt … ich habe keine Familie – ich meine, keine richtige.«
    Annie runzelte die Stirn. »Jeder hat eine Familie.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe ein paar Tanten und Cousinen, aber wir haben keinen Kontakt. Keine Geschwister. Mom ist tot. Dad und ich haben uns zerstritten.«
    »Das ist traurig.«
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Sie würden es verstehen, wenn Sie meinen Alten Herrn kennen würden.«
    Sie gingen zurück zu ihrem Haus. Es war kühler, und am Horizont grollte ein Gewitter. Sie war jetzt unbefangener im Umgang mit ihm, entspannter, lehnte sich ab und zu gegen ihn, berührte ihn am Arm, wenn sie besonders engagiert redete.
    Selbst er fand seine Zurückhaltung erstaunlich. Nicht ein Wort über Kopervik, bis auf ein einziges Mal, und das war im Scherz. Und als sie dann vor ihrer Haustür standen und sie eine Einladung stammelte, doch noch auf einen Sprung reinzukommen – »ich könnte uns einen Kaffee machen« –, lehnte er ab. Wenn er mitginge, würde er seine Hände nicht von ihr lassen können. Und das könnte wunderbar werden – oder problematisch.
    Und so standen sie vor der Tür, ein wenig verlegen, bis er sagte: »Also, es war ein toller Abend, ich rufe Sie an« – und mit einem Wink zum Abschied drehte er sich um und ging die Stufen hinab zu seinem Saab.
    Auf der Fahrt nach Hause hörte er Jazz im Radio und dachte über den Abend mit Annie Adair nach. Er wusste, seine Zurückhaltung würde sich bei ihr auszahlen, aber in welcher Weise sie sich auszahlen würde, wusste er nicht. War es Annie, die er wollte – oder ging es ihm um Kopervik? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Er fühlte sich von ihr angezogen, aber schließlich fühlte er sich von vielen Frauen angezogen. Und dann wieder fühlte er sich von ihr nicht nur angezogen. Er mochte sie. Sie war sympathisch und klug und lustig …
    Er wollte beides: Annie und Kopervik. Kopervik und Annie.
    Die Reihenfolge war egal.
    In der Woche danach erhielt Frank Standardantwortschreiben von etlichen Behörden, die den Eingang seiner Anfrage auf der Grundlage des Gesetzes zur Informationsfreiheit bestätigten. Kurz darauf bekam er noch eine Antwort, einen ziemlich dicken Umschlag.
    Es war ein Päckchen von der National Science Foundation, und auch ohne es geöffnet zu haben, wusste Frank, dass das darin befindliche Material enttäuschend sein würde. Sonst wäre es ihm nicht so schnell zugeschickt worden.
    Trotzdem, er musste es lesen – schließlich konnte man ja nie wissen.
    Er setzte sich an den Küchentisch, öffnete den Umschlag und zog sechzig Seiten Unterlagen heraus. Zuoberst war ein Brief, der besagte, dass mit dem zugesandten Material seinem Antrag vollständig Genüge geleistet worden sei und dass es keine weiteren Sendungen geben würde. Auf zwei anhängenden Blättern wurden die verschiedenen Fälle erläutert, in denen einer Anfrage unter Berufung auf das Gesetz zur Informationsfreiheit nicht entsprochen werden musste.
    Die ersten siebenundfünfzig Seiten bestanden überwiegend aus dem ursprünglichen Antrag auf Finanzierung eines Forschungsprojektes, den Kicklighter und Adair zwei Jahre zuvor an die NSF gestellt hatten. Frank überflog den Antrag von Anfang bis Ende, doch er enthielt nichts, was er nicht schon wusste.
    Damit blieben noch drei Seiten übrig.
    Die erste war ein Ablehnungsschreiben vom 11. Januar 1997 mit dem Briefkopf der National Science Foundation, adressiert an Dr. Kicklighter, und es begann mit folgendem Wortlaut:
    Wir bedauern, dass die Stiftung sich gezwungen sieht, Ihren Antrag auf Finanzierung eines Forschungsprojektes (Aktenzeichen 96-14.739) abzulehnen.

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