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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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wurde deutlich, dass ihre Mutter zugleich auch ihre beste Freundin war. Das Gespräch zwischen den beiden war vertraut und angeregt, mädchenhaft und liebevoll.
    »O neiiiin«, sagte Annie. »Du machst Witze.«
    Während sie sich unterhielten, dachte Frank: Vielleicht sollte ich die Sache jetzt bringen, die Story einfach schreiben – und nicht versuchen, sie zu lösen. Auch ohne alle Fragen geklärt zu haben, war es eine echte Titelgeschichte. Eine Topstory. Und wenn er sie veröffentlichte, würden die Geheimdienstler irgendwie reagieren müssen. Gleason & Co. konnten vielleicht ihm ausweichen, aber nicht der gesamten amerikanischen Presse.
    Andererseits, sobald die Story erschien, würde sie nicht mehr ihm gehören. Da war es schon besser, so lange zu warten, bis er sicher war, wirklich alles versucht zu haben. Und dessen war er sich nicht sicher – ganz und gar nicht. Es gab noch immer Dinge, die er tun konnte, Fragen, auf die er eine Antwort zu finden hoffte. Zum Beispiel: Welche Art von Waffe konnte man mit der Spanischen Grippe produzieren? Es gab Leute, die ihm darauf eine Antwort geben konnten – tatsächlich kannte er jemanden, der ihm das sagen konnte. Er hatte ihn auf einer Konferenz zum Thema Terrorismus kennen gelernt. Vor zwei Jahren, in Baltimore. Er sah noch immer das Gesicht vor sich. Ein breites Gesicht, hohe Wangenknochen, schwarzes Haar. Komischer Name. Ein irgendwie komischer Name. Wie hieß der Typ noch gleich?
    Annie ging aus dem Zimmer, und als sie wieder hereinkam, hielt sie ihren Kontaktlinsenbehälter in der Hand. Während sie weiter mit ihrer Mutter sprach, nahm sie sich die Linsen aus den Augen. Als sie zu Frank aufsah, bemerkte er, dass sie den irren, verschwommenen Blick eines extrem kurzsichtigen Menschen hatte.
    Er winkte ihr leicht zu, als wollte er sagen: Hier bin ich – und sah, dass sie lächelte.
    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie ins Telefon. »Ich hab dich lieb!« Sie küsste den Hörer sogar, bevor sie ihn zurück auf die Gabel legte. Sie kam zum Tisch zurück, rieb sich mit den Knöcheln die Augen und starrte dann kurzsichtig auf das Satellitenfoto.
    »Ich mach mich auf die Socken«, sagte Frank. »Es gibt viel zu tun.« Er wollte die Bücher von den Bilderecken nehmen, doch Annie hielt seinen Arm fest.
    »Moment, Moment, Moment«, sagte sie. »Nicht so schnell.«
    Frank sah zuerst sie an, dann das Foto. Schließlich sagte er: »Was?«
    Sie zeigte auf den Hubschrauber. Von oben aufgenommen wirkte der Rumpf wie eine Art länglicher Tropfen, und die dunklen Rotorblätter hoben sich deutlich gegen den Schnee ab. »Schauen Sie mal da«, sagte sie.
    Frank legte den Kopf schief und blinzelte. »Was denn? Den Hubschrauber?«
    »Die Streifen«, sagte sie.
    Frank starrte noch angestrengter auf das Foto. »Was für Streifen?«
    »Auf dem Rumpf.«
    Er sah genau hin und schüttelte den Kopf. »Ich sehe keine Streifen.«
    »Da.« Sie zeigte auf ein paar verwischte Punkte am Rumpfende.
    Er fixierte die Stelle. »Ich seh immer noch nichts«, sagte er.
    »Das ist eine amerikanische Flagge.«
    »Das kann nicht sein!«
    »Sie müssen die Augen zusammenkneifen!«
    Er kniff die Augen zusammen. Beugte sich vor.
    »Ich verbringe die Hälfte meines Lebens so, sitze im Dunkeln und starre durch ein Elektronenmikroskop auf Bilder, die noch viel undeutlicher sind als das da. Es ist eine Flagge«, wiederholte sie. »Eine amerikanische Flagge.« Sie ergriff seine Hand und beschrieb mit seinem Zeigefinger ein winziges Rechteck in der Luft über dem Foto. »Die Streifen verlaufen so«, sagte sie und zeichnete parallele Linien über dem Rumpf. »Sehen Sie?«
    Sie hatte Recht. Es war das ›Gitter‹, das er gesehen hatte oder gemeint hatte zu sehen. Die parallelen Linien waren Streifen, und wenn man gezielt danach suchte, waren sie kaum zu übersehen – mit einem Vergrößerungsglas aber unmöglich zu erkennen.
    »Jetzt bin ich total durcheinander«, sagte Frank. »Das ergibt keinen Sinn. Überhaupt keinen.«
    »Meinen Sie, das ist ein Militärhubschrauber?«
    Er schüttelte den Kopf. »Könnte sein. Vielleicht aber auch nicht. Er könnte auch von einem Schiff kommen, das unter amerikanischer Flagge fährt.«
    Annie hockte sich auf einen Stuhl. »Das versteh ich nicht«, sagte sie und unterdrückte ein Gähnen.
    »Eine Frage«, sagte er und nickte Richtung Foto. »Wenn Kopervik hier war, wo war dann euer Schiff – die Rex Mundi?«
    Sie überlegte einen Moment und deutete dann auf

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