Das erste Gesetz der Magie - 1
Sie sah ihn bedeutungsvoll an, zog eine Braue hoch. »Alles.«
Enttäuscht versuchte er, seine Wut in Worte zu fassen, ohne daß sie den Eindruck bekam, er wäre verärgert über sie. Er hatte am Rande einer tödlichen Auseinandersetzung gestanden. Ein einziges falsches Wort, und es wäre passiert. Es quälte ihn, sich zurückhalten zu müssen. Er spürte noch immer, wie die Gier nach Gewalt sein Herz schneller schlagen ließ. Schwer zu verstehen, wie der Zorn seine kühle Urteilskraft mit heißem Verlangen vermischte, schwerer noch, es ihr zu erklären. Beim Blick in ihre grünen Augen jedoch wurde er ruhiger, und sein Ärger verflog.
»Richard, du mußt mit deinen Gedanken bei der Sache bleiben.«
»Wie meinst du das?«
»Darken Rahl. Um ihn solltest du dir Gedanken machen. Diese Männer dort unten gehen uns nichts an. Wir müssen nur an ihnen vorbei, das ist alles. Verschwende keinen Gedanken an sie. Es wäre sinnlos. Richte deine Kraft auf unsere Aufgabe.«
Er atmete aus und nickte. »Du hast recht. Tut mir leid. Das war mutig von dir, vorhin. Auch wenn es mir nicht gefallen hat.«
Sie umarmte ihn, legte den Kopf an seine Brust und drückte ihn sachte. An der Tür klopfte es leise. Nachdem er sich versichert hatte, daß es Bill war, machte er auf. Der Besitzer und sein Sohn trugen Chase herein und legten ihn vorsichtig auf den Boden. Als der Sohn, ein schlaksiger junger Mann, Kahlan erblickte, verliebte er sich sofort hoffnungslos in sie. Richard kannte das Gefühl. Deshalb mochte er den jungen Mann jedoch nicht lieber.
Bill zeigte mit dem Daumen auf ihn. »Das ist mein Sohn: Randy.« Randy starrte Kahlan wie gebannt an. Bill wandte sich an Richard und wischte sich den Regen mit dem Lumpen vom Kopf, den er über der Schulter trug. Den Zahnstocher hatte er noch immer im Mund.
»Du hast mir nicht verraten, daß dein Freund Dell Brandstone ist.« Richard wurde hellhörig. »Ist das etwa ein Problem?«
Bill grinste. »Nicht für mich. Der Posten und ich, wir sind nicht immer einer Meinung, aber er ist fair. Er macht mir keine Schwierigkeiten. Er steigt hier ab, wenn er in offiziellem Auftrag der Regierung in der Gegend ist. Aber die Männer unten würden ihn in Stücke reißen, wenn sie wüßten, daß er hier oben ist.«
»Sie würden es vielleicht versuchen«, korrigierte ihn Richard.
Bill verzog die Mundwinkel zu einem dünnen Grinsen. »Wir holen jetzt den anderen.«
Als sie gingen, gab Richard Kahlan zwei Silbermünzen. »Wenn sie zurückkommen, gibt dem Jungen eine davon. Er soll die Pferde in den Stall bringen und sich um sie kümmern. Sag ihm, wenn er die Nacht über auf sie aufpaßt und sie bei Sonnenaufgang für uns bereit hält, erhält er auch die andere.«
»Wie kommst du darauf, daß er das tut?«
Richard lachte kurz auf. »Keine Sorge, er tut es, wenn du ihn bittest. Du brauchst nur zu lächeln.«
Bill kehrte zurück und hatte Zedd in seinen kräftigen Armen. Randy folgte und trug den größten Teil ihres Gepäcks. Bill legte den alten Mann vorsichtig neben Chase auf den Boden. Stirnrunzelnd sah er Richard an. Dann wandte er sich an seinen Sohn.
»Randy, hol der jungen Lady eine Schüssel und einen Krug mit Wasser. Und ein Handtuch. Ein sauberes. Vielleicht möchte sie sich waschen.«
Randy verließ grinsend rückwärts das Zimmer und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Bill sah ihm nach, dann sah er Richard eindringlich an. Er nahm den Zahnstocher aus dem Mund.
»Die beiden sind in schlechter Verfassung. Ich werde dich nicht fragen, was ihnen zugestoßen ist, weil du es mir nicht verraten wirst, wenn du klug bist. Und ich denke, das bist du. Wir haben hier keinen Heiler, aber es gibt jemanden, der dir vielleicht helfen kann. Eine Frau namens Adie. Die meisten Leute haben Angst vor ihr. Dieser Haufen da unten wagt sich nicht in die Nähe ihres Hauses.«
Richard runzelte die Stirn. »Wieso nicht?«
Bill sah zu Kahlan hinüber, sein Blick verengte sich. »Weil sie abergläubisch sind. Sie glauben, sie bringt Unglück. Außerdem lebt sie in der Nähe der Grenze. Es heißt, Leute, die sie nicht mag, neigen dazu, tot umzufallen. Wie gesagt, ich behaupte nicht, es sei wahr. Ich selber halte nichts davon. Ich denke, das haben diese Dickschädel ausgebrütet. Sie ist keine Heilerin, aber ich kenne Leute, denen sie geholfen hat. Du solltest wenigstens hoffen, daß sie es kann, denn ohne Hilfe werden sie nicht länger durchhalten.«
Richard strich sich die Haare zurück. »Und wie
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