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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Kahlan geholfen, den Verlust ihrer Mutter zu verschmerzen.
    Dennee war ein zartes Wesen, ebenso zart wie ihre Mutter. Sie verfügte nicht über Kahlans Macht, die während dieser Zeit zu ihrer Beschützerin, ihrer Wächterin wurde und sie vor allem beschützte, was mehr Kraft erforderte, als sie in ihrem Innern erzeugen konnte. Kahlan gewann ihre Macht nach ein oder zwei Stunden wieder zurück, Dennee jedoch benötigte manchmal mehrere Tage.
    An jenem entsetzlichen Tag war Kahlan eine Weile fortgewesen und hatte einem Mörder, der gehängt werden sollte, die Beichte abgenommen. Ein Auftrag, den eigentlich Dennee hätte ausführen sollen. Kahlan hatte ihre Schwester vertreten, um Dennee diese Tortur zu ersparen. Dennee haßte es, Beichten abzunehmen. Haßte diesen Blick in den Augen. Manchmal weinte sie noch Tage danach. Nie bat sie Kahlan, an ihrer Stelle zu gehen, das kam ihr nicht in den Sinn, doch der erleichterte Blick, nachdem Kahlan sich bereit erklärt hatte, sprach Bände. Kahlan nahm auch nicht gerne die Beichte ab, aber sie war stärker, weiser, besonnener. Sie wußte, als Konfessor verfügte sie über Macht, daher tat es ihr nicht so weh wie Dennee. Kahlan ging der Verstand immer vor dem Herzen. Sie hätte Dennee jede schmutzige Arbeit abgenommen.
    Auf dem Heimweg hatte sie ein leises Winseln aus dem Unterholz neben dem Pfad gehört, das qualvolle Stöhnen tödlicher Schmerzen. Zu ihrem Entsetzen fand sie dort Dennee. Jemand hatte sie dort liegengelassen.
    »Ich wollte dich abholen und mit dir zurückgehen«, hatte Dennee gestammelt, als Kahlan ihren Kopf in den Schoß nahm. »Ein Quadron hat mich erwischt. Tut mir leid. Ich habe einen von ihnen erwischt, Kahlan. Ich habe ihn berührt. Ich habe einen erwischt. Du wärst stolz auf mich gewesen.«
    Kahlan stand unter Schock, hielt Dennees Kopf, tröstete sie, und meinte, alles würde wieder gut werden.
    »Bitte, Kahlan … kannst du mir das Kleid herunterreißen?« Ihre Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne. Rasselnd und schwach. »Meine Arme wollen nicht mehr.«
    Trotz ihrer Panik hatte sie gesehen, warum. Man hatte Dennee die Arme brutal zertrümmert. Sie lagen nutzlos an ihrer Seite, an den unmöglichsten Stellen geknickt. Aus einem Ohr sickerte Blut. Kahlan zog ihrer Schwester die Überreste des blutgetränkten Kleides über den Kopf und bedeckte sie, so gut es eben ging. Ihr wurde schwindlig, als sie entsetzt erkannte, was die Männer getan hatten. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie brachte kein Wort hervor. Sie hatte sich zusammennehmen müssen, um nicht zu schreien, aus Furcht, ihrer Schwester noch mehr zu ängstigen. Sie wußte, ein letztes Mal mußte sie jetzt noch stark sein.
    Dennee hatte Kahlans Namen geflüstert und sie zu sich gewunken. »Das hat mir Darken Rahl angetan; er war nicht hier, dennoch hat er mir das angetan.«
    »Ich weiß«, sagte Kahlan mit aller Zärtlichkeit, die sie aufbringen konnte. »Lieg still, alles wird gut. Ich bringe dich nach Hause.« Sie wußte, das war gelogen. Dennee würde nie wieder gesund werden.
    »Bitte, Kahlan«, flüsterte sie, »bring ihn um. Mach Schluß mit diesem Wahnsinn. Ich wünschte, ich wäre stark genug. Bring ihn um, für mich.«
    Wut war in ihr hochgekocht. Zum ersten Mal wollte Kahlan ihre Macht dazu benutzen, jemandem weh zu tun, jemanden zu töten. Sie war in Bereiche vorgestoßen, die sie nie zuvor oder danach wieder gespürt hatte. Ein grauenhafter Zorn, eine Kraft tief aus ihrem Innern, ein fürchterliches Geburtsrecht. Mit zittrigen Fingern strich sie Dennee durch das blutige Haar.
    »Das werde ich«, versprach sie.
    Dennee ließ sich entspannt in ihre Arme sinken. Kahlan nahm das Knochenhalsband ab und legte es ihrer Schwester um.
    »Hier, nimm das. Es wird dich beschützen und dir helfen.«
    »Danke, Kahlan«, lächelte sie, während ihr die Tränen aus den großen Augen über die blasse Haut ihrer Wangen liefen. »Aber jetzt kann mich nichts mehr beschützen. Rette dich. Laß dich nicht von ihnen erwischen. Es bereitet ihnen Vergnügen. Sie haben mir so weh getan … und hatten ihren Spaß dabei. Sie haben mich ausgelacht.«
    Kahlan verschloß die Augen vor dem krank machenden Anblick der Qualen ihrer Schwester, wiegte sie in den Armen und gab ihr einen Kuß auf die Stirn.
    »Denk an mich, Kahlan. Denk daran, wieviel Spaß wir hatten.«
    »Schlimme Erinnerungen?«
    Kahlan fuhr hoch, als man sie aus den Gedanken riß. Neben ihr stand der Vogelmann. Er war leise und unbemerkt zu

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