Das erste Gesetz der Magie - 1
Chance haben wollen, Darken Rahl aufzuhalten. Schwert oder kein Schwert, wir sind zu zweit, und sie sind viele.«
Er hörte nicht zu. »Geehrte Älteste«, hob er mit lauter, klarer Stimme an. Sie übersetzte. »Ich habe die Ehre euch mitzuteilen, daß das Haus der Seelen ein neues Dach bekommen hat, welches dicht ist. Es war mir eine Ehre, eurem Volk beizubringen, wie man solche Dächer baut, damit sie andere Gebäude des Dorfes ebenfalls ausbessern können. Ich habe dies aus Respekt vor eurem Volk getan und erwarte keine Gegenleistung. Ich hoffe nur, daß es euch gefällt.«
Die sechs lauschten Kahlans Übersetzung mit grimmiger Miene. Als sie fertig war, breitete sich Schweigen aus.
Endlich meldete sich Toffalar mit entschiedener Stimme zu Wort. »Es gefällt uns nicht.«
Richards Gesicht verdunkelte sich, als sie ihm Toffalars Worte übersetzte. »Warum nicht?« wollte er wissen.
»Ein bißchen Regen kann der Kraft der Schlammenschen nichts anhaben. Vielleicht ist dein Dach dicht. Aber nur, weil es gerissen ist. Gerissen, wie Fremde nun mal sind. Wir sind anders. Wir würden damit lediglich Fremden gestatten, uns zu sagen, was wir zu tun haben. Wir wissen, was du willst. Du möchtest zu einem von uns ernannt werden, damit wir eine Versammlung für dich einberufen. Wieder einer dieser schlauen, fremden Tricks, damit du von uns bekommst, was dir nutzt. Du willst uns in deinen Kampf hineinziehen. Unsere Antwort lautet ›Nein‹!« Er wandte sich an Savidlin. »Das Dach des Seelenhauses wird wieder in seinen alten Zustand zurückversetzt. So wie unsere geehrten Vorfahren es gewollt haben.«
Savidlin war aschfahl geworden, rührte sich jedoch nicht. Mit einem dünnen Lächeln auf den zusammengekniffenen Lippen wandte sich der Älteste wieder an Richard.
»Jetzt, da deine Tricks versagt haben« , sagte er voller Verachtung, »denkst du jetzt daran, unserem Volk Schaden zuzufügen, Richard mit dem Zorn?« Der Spott sollte Richard in Verruf bringen.
Richard sah so gefährlich aus, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Sein wütender Blick streifte kurz den Vogelmann, dann sah er wieder die sechs Dorfältesten unter dem Schutzdach an. Kahlan stockte der Atem. In der Menge war es totenstill. Langsam drehte er sich zu den Leuten um.
»Ich werde eurem Volk keinen Schaden zufügen«, sagte er ruhig. Allgemeine Erleichterung machte sich breit, als Kahlan seine Worte übersetzte. Als es wieder ruhig war, fuhr er fort. »Aber ich werde um seine Zukunft trauern.« Ohne sich zu ihnen umzudrehen, hob er den Arm und zeigte auf die Dorfältesten. »Um diese sechs werde ich nicht trauern. Den Tod von Narren beklage ich nicht.« Seine Worte waren wie Gift. Der Menge stockte der Atem.
Toffalars Gesicht war vor Wut und Erbitterung erstarrt. Die Zuschauer begannen, ängstlich zu tuscheln. Kahlan sah hinüber zum Vogelmann. Er schien um Jahre gealtert. Sie sah seinen schwermütigen braunen Augen an, wie sehr ihm dies zusetzte. Einen Augenblick lang trafen sich die Blicke der beiden, und beide teilten das Leid, das, wie sie wußten, über ihr aller Leben kommen würde. Dann senkte der Vogelmann den Blick.
Mit einer blitzartigen Bewegung wirbelte Richard zu den Dorfältesten herum und zog dabei das Schwert der Wahrheit blank. Alles ging so schnell, und fast jeder, auch die Ältesten, wich erschrocken einen Schritt zurück und blieb dann wie angewurzelt stehen. Den Sechsen stand das lähmende Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Die Menge wich langsam zurück, der Vogelmann hatte sich nicht gerührt. Kahlan fürchtete Richards Zorn, aber sie verstand ihn auch. Sie beschloß, sich nicht einzumischen, sondern alles zu tun, um den Sucher zu schützen, was immer er auch als nächstes tat. Kein Flüstern war zu hören, das einzige Geräusch in der Totenstille war das Klirren von Stahl. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete Richard das funkelnde Schwert auf die Ältesten, die Spitze nur Zentimeter von ihren Gesichtern entfernt.
»Habt den Mut, ein letztes für euer Volk zu tun.« Richards Ton ließ ihr das Mark gefrieren. Kahlan übersetzte ohne nachzudenken, viel zu gebannt, etwas anderes zu tun. Dann geschah das Unfaßbare. Er drehte das Schwert herum, hielt den Ältesten das Heft hin. »Nehmt mein Schwert«, befahl er, »nehmt es und tötet damit Frauen und Kinder. Es wäre barmherziger als das, was Darken Rahl mit ihnen anstellen wird. Habt den Mut, ihnen die Torturen zu ersparen, die sie sonst erleiden müßten. Gewährt ihnen die
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