Das erste Gesetz der Magie - 1
riß das Messer hoch, stach zu, traf sie am rechten Arm, und die Klinge glitt am Knochen ab.
Schock und Schmerz machten sie wie tollwütig. Über ihre eigene Dummheit. Das zweite Mal verpaßte sie ihre Eröffnung nicht. Mit links packte sie Toffalar an der Kehle und spürte, wie ihr Griff ihm für einen Augenblick die Luft abquetschte. Sie brauchte ihn nur zu berühren. Daß sie ihn an der Kehle packte, war ein Reflex ihrer Wut, nicht ihrer Macht.
Trotz der entsetzten Schreie ringsum und des Geheuls der Schatten, die Richard massenhaft vernichtete, wurde sie plötzlich ruhig. In ihrem Kopf herrschte absolute Stille. Sonst nichts. Die Stille dessen, was folgen wurde.
Im tragen Funken eines Augenblicks, der sich für sie zu einer Ewigkeit dehnte, erkannte sie den Ausdruck von Angst in Toffalars Blick, die Erkenntnis seines Schicksals, seines Endes. Sie las in seinen Augen, wie er sich diesem Ende widersetzen wollte, wie sich seine Muskeln anspannten, um sich gegen sie zu stemmen, wie seine Hände ebenso langsam wie aussichtslos nach den ihren um seine Kehle griffen. Er hatte keine Chance, nicht die geringste. Sie hatte die Oberhand. Die Zeit gehörte ihr. Er gehörte ihr. Sie spürte kein Mitleid. Keine Reue. Nur tödliche Ruhe.
Wie schon unzählige Male zuvor in dieser Ruhe, loste die Mutter Konfessor ihre Sperre. Endlich befreit, fuhr ihre Kraft Toffalar in die Knochen.
Die Luft ringsum bebte gewaltig. Donner ohne Hall. Das Wasser in den Pfützen tanzte und schleuderte schlammige Tropfen in die Luft.
Toffalar riß die Augen auf. Seine Gesichtsmuskeln erschlafften. Sein Unterkiefer klappte herunter.
»Herrin!« stieß er ehrfürchtig flüsternd hervor.
Ihr ruhiger Gesichtsausdruck verzerrte sich vor Wut. Mit voller Kraft schleuderte sie Toffalar nach hinten in den Ring aus Schatten rings um Richard und Siddin. Er warf die Arme in die Luft, stürzte schreiend in die Schatten, bevor er im Matsch versank. Irgendwie hatte der Aufprall kurz eine winzige Lücke in den Ring der Schatten gerissen. Ohne Zögern stürzte sie sich hindurch, kurz bevor er sich hinter ihr wieder schloß. Kahlan warf sich über Siddin.
»Beeil dich!« brüllte Richard.
Siddin sah sie nicht an. Er starrte wie versteinert mit offenem Mund auf die Schatten. Sie versuchte, ihm den Stein aus seiner kleinen, geballten Faust zu entwinden, doch er hielt ihn mit der ganzen Kraft seines Entsetzens umklammert. Sie riß ihm den Beutel aus der anderen Hand. Mit links packte sie den Beutel und sein Handgelenk, begann mit rechts seine kleinen Finger vom Stein zu lösen, während sie ihn die ganze Zeit anflehte loszulassen. Er hörte sie nicht. Blut lief ihr über den Arm auf die zitternde Hand, vermischte sich mit dem Regen und machte ihre Finger glitschig. Eine Schattenhand griff nach ihrem Gesicht. Sie zuckte zurück. Das Schwert zischte an ihrem Gesicht vorbei, durch den Schatten hindurch. Das Geheul ging unter in dem der anderen. Siddin hatte den Blick auf die Schatten geheftet, seine Muskeln waren erstarrt. Richard war direkt über ihr und schwang das Schwert in alle Richtungen. Es gab kein Zurück. Die drei waren auf sich gestellt. Siddins glitschige Hand ließ sich nicht öffnen.
Mit zusammengebissenen Zähnen und einer Anstrengung, die in ihrem verwundeten Arm einen siedenden Schmerz verursachte, löste sie schließlich den Stein aus Siddins Hand. Im Blut und Matsch entglitt er ihren Fingern wie ein Melonenkern und versank beinahe neben ihrem Knie im Schlamm. Sie schob ihn in den Beutel und riß die Schnur zusammen. Keuchend hob sie den Kopf.
Die Schatten hielten inne. Sie hörte Richards schweren Atem; der Sucher drosch immer noch auf sie ein. Zuerst langsam, dann schneller, zogen sich die Schatten zurück, ganz so, als wären sie verwirrt, verloren, auf der Suche nach irgend etwas. Nacheinander lösten sie sich in Luft auf, verschwanden in die Unterwelt, aus der sie aufgetaucht waren. Die drei befanden sich allein auf einer leeren, weiten Fläche aus Schlamm.
Kahlan lief der Regen übers Gesicht. Sie nahm Siddin in die Arme und drückte ihn fest an sich. Er begann zu weinen. Richard schloß erschöpft die Augen und sank auf Knie und Fersen. Er ließ den Kopf hängen und schnappte nach Luft.
»Kahlan« , jammerte Siddin, »sie haben meinen Namen gerufen.«
»Ich weiß«, flüsterte sie in sein Ohr und küßte es, »jetzt ist alles gut. Du warst sehr tapfer. So tapfer wie ein Jäger.«
Er schlang ihr die Arme um den Hals und ließ sich von
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