Das erste Gesetz der Magie - 1
Kopf. »Aber nicht hiermit, sondern«, er rammte ihm den Finger in den Bauch, »damit.«
Richard nickte. Während Kahlan übersetzte, führte er die Pfeife an die Lippen. Wie gewöhnlich war nichts zu hören. Der Vogelmann, Richard und Kahlan blickten über das ebene Land. Die Jäger, die sie hinaus in die Steppe begleitet hatten, lehnten auf ihren Speeren, die sie mit der Spitze nach oben auf den grasigen Boden gestellt hatten. Ihre Köpfe gingen nervös hin und her.
Scheinbar aus dem Nichts stießen Stare, Spatzen und kleine Feldvögel auf die die kleine Gruppe von Menschen herab. Lachend, wie schon den ganzen Tag, zogen die Jäger die Köpfe ein. Die Luft war voller kleiner Vögel, die wild umeinander kreisten. Der Himmel war schwarz von ihnen. Hysterisch lachend warfen sich die Jäger zu Boden und hielten die Hände über den Kopf. Richard verdrehte die Augen. Kahlan wandte sich lachend ab. Völlig außer sich hob der Vogelmann seine eigene Pfeife an die Lippen, blies immer wieder mit wehender Silbermähne hinein, und versuchte verzweifelt, die Vögel zu verscheuchen. Endlich befolgten sie sein Pfeifen und verschwanden wieder. Stille senkte sich über das Grasland. Natürlich bis auf die Jäger, die sich immer noch vor Lachen auf dem Boden wälzten.
Der Vogelmann atmete tief durch und stemmte die Hände in die Hüfte. »Ich geb’s auf. Den ganzen Tag haben wir es jetzt versucht, und es ist immer noch dasselbe wie am Anfang. Richard mit dem Zorn« , verkündete er, »du bist der schlimmste Vogelrufer, den ich je gesehen habe. Ein Kind lernt es mit drei Versuchen, doch du wirst bis zum Ende deines Lebens nicht genug Atem haben, um es zu kapieren. Es ist hoffnungslos. Deine Pfeife gibt nichts anderes von sich als ›Kommt, hier gibt es was zufressen‹.«
»Aber ich habe ›Habicht‹ gedacht, ganz bestimmt. Welchen Vogel du auch genannt hast, ich habe ihn mir so fest vorgestellt, wie ich konnte, ehrlich.«
Nach Kahlans Übersetzung lachten die Jäger nur noch heftiger. Richard warf ihnen einen finsteren Blick zu, doch das änderte nichts. Der Vogelmann verschränkte seufzend die Arme.
»Es hat keinen Zweck. Der Tag geht zu Ende, bald findet die Versammlung statt.« Er legte dem frustrierten Sucher den Arm um die Schultern. »Behalte die Pfeife trotzdem als Geschenk. Sie wird dir zwar nie etwas nützen, aber vielleicht erinnert sie dich daran, daß du zwar in vielen Dingen besser bist als die meisten Menschen, hierin jedoch unfähiger als ein kleines Kind.«
Die Jäger grölten. Richard gab sich geschlagen. Alle sammelten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zurück ins Dorf.
Richard beugte sich zu Kahlan hinüber. »Ich habe mein Bestes gegeben. Wirklich. Ich begreife es nicht.«
Schmunzelnd nahm sie seine Hand. »Davon bin ich überzeugt.«
Der wolkenverhangene Tag war strahlender als die vorhergehenden gewesen – selbst jetzt noch, als die Dämmerung anbrach, und das hatte ihre Laune erheblich aufgebessert. Größtenteils lag das daran, wie Richard sie behandelte. Er hatte keine Fragen gestellt und ihr Zeit gelassen, sich vom vorigen Abend zu erholen. Er hatte sie einfach in den Arm genommen und in Ruhe gelassen. Obwohl nichts geschehen war, fühlte sie sich ihm näher als je zuvor, gleichzeitig wußte sie, daß dies nichts Gutes verhieß. Es verschlimmerte nur ihr Dilemma. Fast hätte sie gestern abend einen großen Fehler begangen. Den größten Fehler ihres Lebens. Sie war erleichtert, weil er sie noch rechtzeitig daran gehindert hatte. Ein Teil von ihr wünschte jedoch, er hätte es nicht getan.
Als sie an diesem Morgen aufgewacht war, hatte sie nicht gewußt, wie er ihr gegenüber empfand, ob er verletzt war, wütend, oder ob er sie vielleicht haßte. Sie hatte sich zwar die ganze Nacht über mit nackter Brust an ihn geschmiegt, doch als sie sich das Hemd zuknöpfte, hatte sie ihm schamhaft den Rücken zugekehrt und ihm erklärt, daß kein Mensch je einen so geduldigen Freund gehabt hätte. Sie hoffte nur, ihm das eines Tages zurückzahlen zu können.
»Das hast du bereits. Du hast dein ganzes Vertrauen, dein Leben in meine Hände gelegt. Du hast geschworen, mich bei deinem Leben zu verteidigen. Welchen Beweis könnte ich sonst noch wollen?«
Daraufhin hatte sie sich umgedreht, mit Macht dem Wunsch widerstanden, ihn zu küssen, und hatte sich bedankt, daß er sich mit ihr abgab.
»Ich muß allerdings zugeben«, hatte er mit einem Schmunzeln gemeint, »Äpfel werde ich von jetzt
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