Das erste Gesetz der Magie - 1
Schalen aus Metall von den hoch hängenden Haken und hängten andere zurück, überall klapperten rührende, schlagende Löffel, zischten Öl, Knoblauch, Butter, Zwiebeln und Gewürz in heißen Pfannen, und alles schien durcheinanderzuschreien. Es roch so gut, daß ihr fast schwindelig wurde.
Sie zupfte einen der Chefköche am Ärmel, um ihm zu sagen, sie hätte eine Nachricht von der Prinzessin, doch er stritt sich gerade mit einem anderen Koch und meinte, sie solle sich setzen und warten, bis er fertig wäre. Sie setzte sich auf einen kleinen Hocker neben den Herden und lehnte sich an die warmen Ziegel. In der Küche duftete es so gut, und sie hatte solchen Hunger. Aber sie wußte, wenn sie um etwas zu essen bat, würde sie Ärger bekommen.
Die beiden Köche arbeiteten über einem großen Steintopf und schrien sich, mit den Armen herumfuchtelnd, an. Schließlich fiel der Steintopf mit einem dumpfen Knall zu Boden, zerbrach in zwei Teile und verteilte überall seine hellbraune Flüssigkeit. Rachel sprang auf den Hocker, damit sie es nicht über ihre nackten Füße bekam. Die Köche standen wie versteinert da, ihre Gesichter so weiß wie ihre Jacken.
»Was machen wir jetzt?« fragte der Kleine. »Wir haben nichts mehr von den Zutaten, die Vater Rahl geschickt hat.«
»Augenblick mal«, sagte der Große und legte sich die Hand auf die Stirn. »Laß mich nachdenken.«
Er schlug beide Hände vors Gesicht, als wollte er es zerdrücken. Dann warf er beide Arme in die Luft.
»Also schön. Also schön. Ich habe eine Idee. Hol mir einen anderen Steintopf und halt vor allen Dingen die Klappe. Vielleicht können wir unseren Kopf behalten. Hol mir irgendwelche anderen Zutaten.«
»Was für Zutaten!« kreischte der Kleine mit rotem Gesicht.
Der große Koch beugte sich über ihn. »Braune Zutaten!«
Rachel verfolgte, wie die beiden herumhasteten, irgendwelche Dinge griffen, Flaschen in den Topf leerten, Zutaten hinzugaben, rührten, kosteten. Zu guter Letzt lächelten beide.
»Schön, schön. Es wird schon klappen, denke ich. Überlaß das Reden bloß mir«, meinte der Große.
Rachel stakste auf Zehenspitzen über den nassen Boden und zupfte ihn erneut am Ärmel.
»Du? Bist du immer noch da! Was willst du?« fuhr er sie an.
»Prinzessin Violet hat gesagt, ihr sollt ihren Braten nicht wieder so trokken werden lassen, oder sie sagt der Königin, daß sie euch von den Männern schlagen lassen soll.« Sie blickte zum Boden. »Das hat sie mir aufgetragen.«
Er betrachtete sie einen Moment lang, dann wandte er sich an den kleinen Koch und drohte ihm. »Ich hab’s dir doch gesagt. Hab’ ich dir’s nicht gesagt? Schneide ihr Stück aus der Mitte, und vertausche nicht die Teller, sonst kostet uns beide das noch den Kopf!« Er starrte auf sie hinunter. »Und du hast nichts gesehen«, sagte er und deutete mit einer kreisenden Handbewegung auf den Topf.
»Kochen? Ich soll also niemandem erzählen, daß ich euch kochen gesehen habe? Also gut«, sagte sie ein wenig verwirrt und wollte wieder auf Zehenspitzen über den nassen Boden zurückschleichen. »Ich werde es niemandem erzählen, das verspreche ich. Ich finde es scheußlich, wenn Leute von den Männern mit den Peitschen geschlagen werden. Ich verrate nichts.«
»Warte mal!« rief er ihr hinterher. »Rachel, richtig?«
Sie drehte sich um und nickte.
»Komm mal her.«
Sie wollte nicht, trotzdem schlich sie zurück. Er holte ein großes Messer heraus, das ihr erst mal einen Schrecken einjagte, dann machte er sich an einer Platte auf dem Tisch hinter sich zu schaffen und schnitt ihr ein großes, saftiges Stück Fleisch ab. Ein solches Stück Fleisch, ganz ohne Fett und Sehnen, hatte sie noch nie gesehen, jedenfalls nicht aus der Nähe. Es war ein Stück Fleisch, wie es die Königin oder die Prinzessin aßen. Er gab es ihr. Legte es ihr einfach in die Hand.
»Tut mir leid, daß ich dich angeschrien habe, Rachel. Setz dich auf den Hocker da drüben und laß es dir schmecken, und dann sorgen wir dafür, daß du wieder sauber wirst, damit keiner was merkt. Einverstanden?«
Sie nickte und rannte mit ihrer Beute zum Hocker. Diesmal vergaß sie, auf Zehenspitzen zu gehen. Es war das Beste und Köstlichste, was sie je gegessen hatte. Sie versuchte, sich Zeit zu lassen und beim Essen die Leute zu beobachten, die herumliefen, mit Töpfen schepperten und Gegenstände herumtrugen, aber es gelang ihr nicht. Der Saft lief ihr die Arme herunter und tropfte ihr von den Ellenbogen. Als
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