Das erste Gesetz der Magie - 1
brauchen.«
»Schön«, meinte er trocken, »wenigstens habe ich dich davor bewahrt, es selbst tun zu müssen.«
Sie antwortete nicht, sondern sah ihn nur traurig an. Offenbar hatte sie keine tröstenden Worte für ihn.
»Wie lange dauert es?« fragte er. »Wie lange braucht ein Konfessor, um seine Kraft wiederzugewinnen?«
»Das ist bei jedem Konfessor anders. Bei manchen ist die Kraft schwächer, und es kann mehrere Tage und Nächte dauern, bis sie sich wieder erholt hat. Bei den meisten dauert es ungefähr einen Tag und eine Nacht.«
Richard sah sie an. »Und bei dir?«
Sie sah ihn an, als wünschte sie, er hätte die Frage nicht gestellt. »Ungefähr zwei Stunden.«
Er drehte sich zum Feuer. Die Antwort gefiel ihm nicht. »Ist das ungewöhnlich?«
Sie seufzte. »Das hat man mir jedenfalls gesagt.« Sie klang erschöpft. »Je schneller die Regeneration, desto stärker ist die Kraft. Sie wirkt stärker bei dem, den sie berührt. Deswegen konnten einige aus den Quadronen auch die drei anderen töten. Bei einem Konfessor mit einer schwächeren Kraft wäre das unmöglich. Die Stellung eines Konfessors bemißt sich nach ihrer Kraft, denn diejenigen mit der stärksten Kraft haben auch die besten Chancen, Töchter mit verstärkter Kraft zu bekommen. Kein Konfessor neidet einem anderen seine Kraft. Wer mehr davon hat, genießt tiefere Zuneigung und wird in schwierigen Zeiten mit mehr Hingabe unterstützt. Was zum Beispiel geschehen ist, seit Rahl die Grenze durchquert hat. Die unteren Ränge beschützen die oberen, wenn nötig mit ihrem Leben, um durch das Überleben derer mit der größten Kraft den Fortbestand unserer Schwesternschaft zu gewährleisten.«
Sie würde es ihm nicht sagen, wenn er nicht fragte, also tat er es. »Und wie ist dein Rang?«
Sie starrte ungerührt ins Feuer. »Alle Konfessoren folgen mir. Viele haben ihr Leben geopfert, um mich zu beschützen…« Ihre Stimme versagte einen Augenblick lang. »Damit ich überlebe und meine Kraft irgendwie dafür einsetze, daß Rahl aufgehalten wird. Im Augenblick folgt mir natürlich niemand. Ich bin die letzte, die übrig ist. Alle anderen sind von Darken Rahl umgebracht worden.«
»Das tut mir leid, Kahlan«, sagte er leise. Erst allmählich dämmerte ihm, wie bedeutend diese Frau war. »Hast du einen Titel? Wie nennen die Leute dich?«
»Ich bin die Mutter Konfessor.«
Richard erstarrte. Der Klang der Worte ›Mutter Konfessor‹ vermittelte die Kälte fürchterlicher Autorität. Richard war ziemlich überwältigt. Er hatte immer gewußt, daß Kahlan jemand Wichtiges war, aber auch schon als Waldführer hatte er mit wichtigen Persönlichkeiten zu tun gehabt und gelernt, sich nicht von ihnen beeindrucken zu lassen. Aber noch nie war er einer so herausragenden Persönlichkeit begegnet. Mutter Konfessor. Es war ihm egal, ob er nur ein Waldführer war und sie so wichtig. Damit konnte er leben. Und sie bestimmt auch. Er würde sie deswegen nicht verlieren oder wegschicken. »Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ist das vergleichbar mit einer Prinzessin oder einer Königin?«
Kahlan zog eine Braue hoch und sah ihn an. »Königinnen verneigen sich vor der Mutter Konfessor.«
Jetzt war er endgültig eingeschüchtert.
»Du stehst höher als eine Königin?« fragte er erschrocken.
»Das Kleid, das ich bei unserem ersten Treffen trug – es war das Kleid eines Konfessors. Wir alle tragen diese Kleider, damit kein Zweifel entsteht, wer wir sind. Die meisten Leute aus den Midlands würden uns allerdings in jedem Fall erkennen, egal wie wir uns kleiden. Alle Konfessoren tragen unabhängig von ihrem Alter ein schwarzes Konfessorenkleid, bis auf die Mutter Konfessor – ihr Kleid ist weiß.« Kahlan wirkte etwas genervt. Offenbar war es ihr unangenehm, ihre hohe Stellung erläutern zu müssen. »Mir ist sehr seltsam dabei zumute, dir dies alles zu erklären, Richard. In den Midlands weiß das jeder, ich brauche also nie darüber nachzudenken, wie ich es in Worte fassen sollte. Es klingt so … ich weiß nicht, so arrogant, wenn ich es ausspreche.«
»Nun, ich bin nicht aus den Midlands. Versuch es einfach, ich muß es verstehen.«
Sie nickte und sah ihn wieder an. »Könige und Königinnen sind Herrscher ihres Landes, sie alle haben ihr eigenes Reich. In den Midlands gibt es eine ganze Menge davon. Andere Länder werden auf andere Art regiert, zum Beispiel von Räten. Wieder andere beherbergen magische Kreaturen. Die Irrlichter, zum Beispiel. In ihrem Land
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