Das erste Gesetz der Magie - 1
verschiedene und gefährliche Arten von Zauberkraft. Unmöglich zu sagen, mit welcher Sorte Speichellecker Königin Milena sich umgeben hat. Achte auf das, was Kahlan und ich dir sagen, und tu dein Bestes, niemandem in die Quere zu kommen. Du wirst nicht wissen, wer oder was ihre Diener sind.«
Richard zog den Umhang um seinen Körper zusammen. »Rein und wieder raus mit dem geringstmöglichen Aufwand. Das ist mein Plan. Wenn alles klappt, haben wir morgen um diese Zeit schon das Kästchen und brauchen uns nur noch darum zu sorgen, ein Loch zu finden, in dem wir es bis zum Winter verstecken können.«
»Gut. Ich sehe, du hast begriffen, Junge. Gute Nacht.«
An einer Stelle mit lichtem Unterholz entdeckte Richard einen moosbedeckten Stamm, auf den er sich setzen konnte, während er das Lager und den umliegenden Wald im Auge behielt. Er sah nach, ob das Moos trocken war. Er hatte nicht vor, sich auf dem feuchten Moos einen Schnupfen zu holen. Das Moos war trocken, also legte er sein Schwert zurecht, setzte sich und zog den Umhang fest um sich. Der Mond war hinter Wolken verschwunden. Ohne den schwachen Schein, den das Feuer auf die Bäume ringsum warf, wäre es vollkommen finster gewesen. Man hätte glauben mögen, blind zu sein.
Richard saß da und grübelte. Der Gedanke, daß Kahlan ihr Kleid anziehen und sich in Gefahr begeben sollte, gefiel ihm nicht. Noch weniger gefiel ihm, daß es seine eigene Idee war. Besorgt dachte er darüber nach, was sie mit ›seltsamem Benehmen‹ gemeint hatte. Wesentlich mehr noch beschäftigte ihn, was sie damit gemeint hatte, er solle sich verhalten, als sei sie die wichtigste Persönlichkeit, der er je begegnet war. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Er hatte Kahlan immer zumindest als Freundin gesehen. Sie sich als Mutter Konfessor vorzustellen, behagte ihm gar nicht. Der Magie wegen konnten sie nicht mehr als Freunde füreinander sein. Sie so zu sehen wie alle anderen, als Mutter Konfessor, machte ihm angst. Jede Erinnerung an ihren Status, an ihre Magie trieb den Schmerz tiefer in sein Herz.
Ein leises Geräusch ließ ihn blitzartig auffahren.
Die Augen waren auf ihn gerichtet. Sie waren nah, und obwohl er sie nicht sehen konnte, spürte er sie. Da war etwas ganz in der Nähe und beobachtete ihn. Und das machte ihm eine Gänsehaut. Er fühlte sich nackt. Verletzlich.
Mit aufgerissenen Augen und klopfendem Herzen starrte er geradeaus, wo sich dieses Etwas versteckt halten mußte. Die Stille war erdrückend, nur sein Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Richard hielt den Atem an und lauschte. Wieder dieses leise Geräusch eines Fußes, der sich verstohlen auf den Waldboden senkt. Es kam näher. Mit aufgerissenen Augen starrte Richard hektisch ms Dunkel und versuchte, eine Bewegung auszumachen.
Es war nicht mehr als zehn Schritte entfernt, als sich die gelben Augen dicht über dem Boden ins Blickfeld schoben. Die Augen funkelten ihn geradewegs an. Es blieb stehen. Richard hielt den Atem an.
Es stürzte sich auf ihn mit Geheul. Richard schnellte hoch, seine Hand griff zum Schwert. Als es abhob, erkannte Richard, daß es sich um einen Wolf handelte. Den größten Wolf, den er je gesehen hatte. Seine Füße schienen den Boden kaum zu berühren. Dann warf er sich auf ihn. Er kam nicht mal mehr mit der Hand zum Griff. Die Vorderpfoten des Wolfs trafen seine Brust. Der mächtige Aufprall schleuderte ihn nach hinten über den Baumstamm, auf dem er gesessen hatte.
Die Luft wurde ihm aus den Lungen getrieben. Im Fallen sah er hinter sich etwas Beängstigenderes als den Wolf.
Einen Herzhund.
Die riesigen Kiefer wollten sich gerade in seine Brust schlagen, als der Wolf den Herzhund erreichte und sich in seiner Kehle verbiß.
Richard schlug mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Ein kurzes Aufheulen, dann das Geräusch von Zähnen, die Sehnen zerfetzen. Alles wurde schwarz.
Er öffnete die Augen. Zedd stand über ihn gebeugt und berührte mit den beiden Mittelfingern rechts und links seine Stirn. Kahlan hatte eine Fackel in der Hand. Er war benommen und wackelig auf den Beinen, rappelte sich aber trotzdem auf, bis Kahlan ihn auf den Stamm setzte.
Besorgt strich sie ihm mit den Fingern übers Gesicht. »Alles in Ordnung?«
»Glaube schon«, brachte er hervor. »Mein Kopf … tut weh.« Er glaubte, sich übergeben zu müssen.
Zedd nahm Kahlan die Fackel aus der Hand und leuchtete damit hinter den Stamm, wo der Kadaver des Herzhundes mit herausgerissener Kehle lag. Zedd blickte auf
Weitere Kostenlose Bücher