Das erste Gesetz der Magie - 1
Richards Schwert, das immer noch in der Scheide steckte.
»Wieso hat der Hund dich nicht erwischt?«
Richard betastete seinen Hinterkopf, der schmerzte, als bohrte jemand mit Dolchen darin herum. »Ich … keine Ahnung. Es ging alles so schnell.« Langsam kam die Erinnerung zurück wie an einen Traum beim Erwachen. Er stand auf. »Ein Wolf! Uns ist ein Wolf gefolgt!«
Kahlan kam näher und legte ihm stützend einen Arm um die Hüfte. »Ein Wolf?« Ihr seltsam argwöhnischer Ton ließ ihn aufhorchen. Sie sah ihn durchdringend an. »Bist du sicher?«
Richard nickte. »Ich saß hier, und plötzlich wußte ich, daß er mich beobachtete. Er kam näher, und ich sah seine gelben Augen. Dann ging er auf mich los. Ich dachte, er würde angreifen. Er hat mich glatt vom Stamm gestoßen. Er hatte es auf den Herzhund hinter mir abgesehen, wollte mich beschützen. Den Herzhund habe ich erst gesehen, als ich nach hinten fiel. Er muß den Hund getötet haben. Dieser Wolf hat mir das Leben gerettet.«
Kahlan richtete sich auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Brophy!« rief sie in die Dunkelheit. »Brophy! Ich weiß, daß du da bist. Komm sofort her!«
Der Wolf trabte mit gesenktem Kopf und eingekniffenem Schwanz in den Schein der Fackel. Sein dichtes Fell war kohlrabenschwarz von der Nasen- bis zur Schwanzspitze. Im dunklen Schädel glommen wilde gelbe Augen. Der Wolf ließ sich auf den Bauch fallen und kroch zu Kahlans Füßen. Dort angekommen, wälzte er sich auf den Rücken und reckte winselnd die Pfoten in die Luft.
»Brophy!« schalt sie ihn. »Bist du uns etwa gefolgt?«
»Nur um Euch zu beschützen, Herrin.«
Richards Kiefer klappte herunter. Er fragte sich, wie hart es ihn wohl am Kopf getroffen hatte. »Er kann sprechen! Ich habe es gehört. Der Wolf kann sprechen!«
Zedd und Kahlan sahen seine aufgerissenen Augen. Zedd warf ihr einen Blick zu. »Hast du nicht gesagt, du hättest ihm alles erzählt?«
Kahlan zuckte leicht zusammen. »Wahrscheinlich habe ich ein paar Einzelheiten vergessen. Es ist nicht leicht, an alles zu denken, was er nicht weiß. Wir haben das ganze Leben lang damit gelebt. Man vergißt einfach, daß das bei ihm anders ist.«
»Kommt«, brummte Zedd. »Gehen wir zum Lager zurück. Alle zusammen.«
Der Zauberer ging mit der Fackel voraus, Kahlan folgte. An ihrer Seite schlich mit angelegten Ohren und eingekniffenem Schwanz der Wolf.
Als sie um das Feuer saßen, richtete Richard das Wort an den Wolf, der auf den Hinterbeinen neben Kahlan saß. »Wolf, ich denke…«
»Brophy. Ich heiße Brophy«
Richard lehnte sich ein Stück zurück. »Brophy Tut mir leid. Ich heiße Richard, und das hier ist Zedd. Brophy, ich möchte dir dafür danken, daß du mir das Leben gerettet hast.«
»Nicht der Rede wert«, knurrte er.
»Brophy«, meinte Kahlan tadelnd, »was tust du eigentlich hier?« Der Wolf legte die Ohren an. »Ihr seid in Gefahr. Ich habe Euch beschützt.«
»Man hat dich freigelassen«, schimpfte sie.
»Warst du das gestern abend?« wollte Richard wissen.
Brophy musterte ihn aus seinen gelben Augen. »Ja. Jedesmal, wenn ihr euer Lager aufgeschlagen habt, habe ich das Gebiet von Herzhunden und ein paar anderen Widerwärtigkeiten gesäubert. Gestern nacht, kurz vor Morgengrauen, hatte sich einer bis dicht an das Lager geschlichen. Ich habe ihn erledigt. Dieser Herzhund heute nacht hatte es auf dich abgesehen. Ich wußte, meine Herrin Kahlan wäre sehr unglücklich, wenn er dich fressen würde, also habe ich ihn daran gehindert.«
Richard mußte schlucken. »Danke«, meinte er mit schwacher Stimme.
»Richard«, fragte Zedd und rieb sich das Kinn, »die Herzhunde sind Monster aus der Unterwelt. Bis jetzt haben sie dich in Ruhe gelassen. Was hat sich verändert?«
Richard hätte sich fast verschluckt. »Nun, Adie hat Kahlan einen Knochen gegeben, den sie bei sich tragen soll. Er sollte uns durch die Grenze bringen und vor den Monstern aus der Unterwelt beschützen. Ich hatte einen alten Knochen, den mir mein Vater gegeben hat, und Adie meinte, er würde den gleichen Zweck erfüllen. Allerdings habe ich ihn vor ein oder zwei Tagen verloren.«
Zedd hatte sein Gesicht nachdenklich in Falten gelegt. Richard sah den Wolf an, in der Hoffnung, das Thema wechseln zu können. »Wieso kannst du sprechen?«
Brophy leckte sich die Lippen mit seiner langen Zunge. »Aus dem gleichen Grund wie du. Ich kann sprechen, weil…« Er schaute auf zu Kahlan. »Soll das heißen, er weiß nicht, wer
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