Das erste Gesetz der Magie - 1
damit, um sein ›Hobby‹ finanzieren zu können. Bis ich ihn berührt und er seine Beichte abgelegt hatte, wußte fast niemand davon.«
Der Wolf legte die Pfote über die Ohren. »Herrin, bitte! Muß das sein?«
Richard runzelte die Stirn. »Was war das für ein ›Hobby‹?«
Kahlans Grinsen wurde breiter. »Brophy hatte eine Schwäche. Kinder. Auf seinen Reisen, wenn er nach Dingen suchte, die sich verkaufen ließen, besuchte er immer wieder Waisenhäuser und sorgte dafür, daß die alles bekamen, was sie für die Versorgung der Kinder brauchten. All das Gold, das er verdient hatte, landete am Ende in verschiedenen Waisenhäusern, damit man sich dort um die Kinder kümmern konnte und sie nicht zu hungern brauchten. Er drehte den Betreibern der Waisenhäuser die Arme auf den Rücken, um sich ihre Verschwiegenheit zu sichern. Er wollte nicht, daß jemand etwas davon erfuhr. Natürlich brauchte er die Arme nicht allzu fest zu verdrehen.«
Brophy hatte die Pfoten immer noch über dem Kopf und die Augen fest geschlossen. »Bitte, Herrin«, winselte er, »denkt an meinen Ruf.« Er öffnete die Augen und stellte sich auf die Vorderpfoten. »Und der ist wohlverdient! Ich habe genug Arme und Nasen gebrochen! Und ein paar üble Dinge getan!«
Kahlan zog eine Braue hoch und sah ihn an. »Allerdings. Grund genug, dich für eine Weile ins Gefängnis zu sperren. Aber nicht, um dir den Kopf abzuschlagen.« Sie sah Richard an. »Man kannte seinen Ruf und hatte ihn häufiger in der Nähe von Waisenhäusern gesehen, daher war niemand überrascht, als man ihn des Mordes an einem kleinen Jungen bezichtigte.«
»Demmin Nass«, knurrte Brophy. »Das war Demmin Nass.« Knurrend bleckte er seine langen Fänge.
»Wieso sind die Leute aus den Waisenhäusern nicht für dich eingetreten?«
»Wegen Demmin Nass«, knurrte Brophy. »Er hätte ihnen die Kehle aufgeschlitzt.«
»Wer ist dieser Demmin Nass?«
Kahlan und der Wolf tauschten einen Blick. »Kannst du dich erinnern, wie Darken Rahl zu den Schlammenschen kam und Siddin entführt hat? Und er sagte, Siddin sei ein Geschenk für einen Freund? Dieser Freund ist Demmin Nass.« Sie sah Richard bedeutungsschwer an. »Demmin Nass hegt ein sehr krankhaftes Interesse an kleinen Jungen.«
Beim Gedanken an Siddin, an Weselan und Savidlin verspürte Richard einen bangen, schmerzhaften Stich. Er mußte daran denken, daß er versprochen hatte, ihren Jungen wiederzufinden. Noch nie war er sich so hilflos vorgekommen.
»Sollte ich ihn jemals finden«, knurrte Brophy wütend, »werde ich ein paar Rechnungen begleichen. Er darf noch nicht sterben. Er muß erst büßen.«
»Laß bloß die Finger von ihm«, warnte ihn Kahlan. »Er ist gefährlich. Ich will nicht, daß du verletzt wirst.«
Der Wolf funkelte Kahlan einen Augenblick aus seinen gelben Augen an, bevor er sich beruhigte. »Ja, Herrin.« Er legte sich wieder hin. »Ich wäre meinem Henker erhobenen Hauptes entgegengetreten. Die Seelen wissen, daß ich es verdient hätte, aber nicht dafür. Ich wollte nicht zulassen, daß sie mich in dem Glauben hinrichten, ich hätte Kindern diese Dinge angetan. Also verlangte ich einen Konfessor.«
»Ich wollte seine Beichte nicht entgegennehmen.« Kahlan nahm einen Stock und stocherte verlegen im Staub. »Er hätte niemals einen Konfessor verlangt, wenn er nicht unschuldig wäre. Ich sprach mit dem Richter. Er meinte, angesichts des Verbrechens könne er die Strafe nicht umwandeln. Entweder der Tod oder eine Beichte. Brophy bestand auf der Beichte.« Richard sah, wie sich der Feuerschein in ihren feuchten Augen widerspiegelte. »Anschließend bat ich ihn, sich ein anderes Geschöpf auszusuchen, das er gerne sein wollte, wenn er die Wahl hätte. Er wählte den Wolf. Warum ausgerechnet den Wolf, weiß ich nicht.« Sie lächelte zaghaft. »Ich nehme an, er entspricht seinem Wesen.«
»Wölfe sind ehrenwerte Geschöpfe«, meinte Richard. »Du hast nie im Wald gelebt, sondern nur unter Menschen. Wölfe sind sehr gemeinschaftliche Lebewesen, sie gehen feste Bindungen und Beziehungen ein. Sie kämpfen wild entschlossen um ihre Jungen. Das ganze Rudel kämpft, um sie zu beschützen. Und alle kümmern sich um die Jungen.«
»Du verstehst mich«, sagte Brophy leise.
»Wirklich, Brophy?« fragte Kahlan.
»Ja, Herrin. Ich habe jetzt ein gutes Leben.« Sein Schwanz wedelte hin und her. »Ich habe eine Gefährtin! Eine schöne Wölfin. Sie duftet himmlisch, und wenn sie mich neckt, bekomme ich eine
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