Das erste Gesetz der Magie - 1
du zufrieden bist. Sie wird dir zeigen, was du sehen willst, damit sie dich wieder loswird. Bestimmt wird sie jedes Aufsehen vermeiden wollen. Du inspizierst also ihr Verlies, lächelst oder machst ein besorgtes Gesicht, was auch immer, und bevor wir wieder aufbrechen, erklärst du ihr, du wolltest deinen früheren Zauberer sehen.«
»Meinst du wirklich, sie sollte alleine gehen?« protestierte Zedd.
»Nein. Wenn Kahlan ohne Zauberer reist, könnte die Königin versucht sein, das als Schwäche auszulegen. Und sie soll ja nicht auf dumme Gedanken kommen.«
Zedd verschränkte die Arme. »Dann spiele ich ihren Zauberer.«
»Nein, das wirst du nicht! Während wir hier sitzen und uns unterhalten, bringt Darken Rahl Menschen um, um dich zu finden.
Wenn du dich zu erkennen gibst, sitzen wir bis zum Hals in der Tinte, bevor wir mit dem Kästchen fliehen können. Wer weiß, welche Belohnung auf deine schrumpelige Haut ausgesetzt ist. Du wirst ihr Schutz sein, aber anonym bleiben. Du wirst…« Richard tippte nachdenklich gegen das Heft des Schwertes. Er senkte den Kopf. »Du wirst als Wolkenleser auftreten. Als Vertrauter des Konfessors in Abwesenheit eines Zauberers.« Richard registrierte Zedds Knurren mit einem Stirnrunzeln. »Ich bin sicher, du weißt, wie du das anzustellen hast.«
»Und dein Schwert willst du auch vor ihr verstecken und deine Identität?« wollte Kahlan wissen.
»Nein. Die Anwesenheit eines Suchers wird ihr zu denken geben, und sie wird ihre Krallen eingezogen lassen, bis wir wieder fort sind. Im Grunde soll sie mit einer ganz normalen Situation konfrontiert werden, einem Konfessor eben, damit sie keinen Alarm schlägt. Gleichzeitig soll sie etwas zum Nachdenken haben, einen Wolkenleser und einen Sucher, damit sie uns lieber ziehen läßt, als herauszufinden, welchen Ärger zu machen wir imstande sind. So wie du vorgehen willst, kommt es auf jeden Fall zum Kampf, bei dem einer oder alle von uns verletzt werden können. Auf meine Weise ist das Risiko gering, in einen Kampf hineingezogen zu werden, und sollte es doch dazu kommen, dann sind wir schon auf dem Weg nach draußen – und zwar mit dem Kästchen.« Er warf den beiden einen ernsten Blick zu. »Ihr erinnert euch doch an das Kästchen? Falls ihr es vergessen haben solltet, darum geht es, nicht um Gillers Kopf auf einem Silbertablett. Es spielt keine Rolle, auf wessen Seite er steht. Wir müssen nur das Kästchen beschaffen, sonst nichts.«
Kahlan verschränkte stirnrunzelnd die Arme, Zedd rieb sich das Kinn und starrte ins Feuer. Richard ließ sie eine Weile darüber nachdenken. So wie sie vorgehen wollten, würden sie auf jeden Fall Arger bekommen, und zwar sehr bald, das mußten die beiden einsehen.
Zedd wandte sich wieder an ihn. »Du hast natürlich recht. Ich bin einverstanden.« An Kahlan gewandt fragte er: »Mutter Konfessor?«
Sie musterte einen Augenblick lang sein Gesicht, bevor sie zu Richard aufschaute. »Einverstanden. Aber ihr beide müßt das Gefolge des Konfessors spielen. Zedd kennt das Protokoll, du nicht.«
»Ich bin hoffentlich nicht lange dort. Erklär mir einfach, was ich wissen muß, um mich eine Weile lang über Wasser zu halten.«
Kahlan atmete tief durch. »Nun, das Wichtigste wird sein, daß du aussiehst, als würdest du zu meiner Eskorte gehören, und daß du … dich respektvoll verhältst.« Sie räusperte sich und sah verlegen zur Seite. »Tu einfach so, als sei ich die wichtigste Persönlichkeit, der du je begegnet bist, und behandle mich dementsprechend, dann wird niemand Fragen stellen. Unter Konfessoren ist es üblich, daß sie ihrem Gefolge gewisse Freiheiten einräumen. Solange du dich respektvoll zeigst, wird sich niemand etwas dabei denken, wenn du etwas ein wenig Unpassendes tust. Auch wenn du mein Benehmen … seltsam finden solltest, spiel einfach mit. Einverstanden?«
Richard betrachtete sie eine Weile, während sie den Boden zu studieren schien. Er stand auf. »Es wäre mir eine Ehre, Mutter Konfessor.« Er verbeugte sich.
Zedd räusperte sich. »Ein bißchen tiefer, mein Junge. Du reist nicht einfach mit einem Konfessor. Du gehörst zum Gefolge der Mutter Konfessor höchstpersönlich.«
»Also schön«, seufzte Richard. »Ich werde mein Bestes tun. Schlaft jetzt etwas. Ich übernehme die erste Wache.« Er zog in Richtung Waldrand los.
»Richard«, rief Zedd ihm hinterher. Er blieb stehen und drehte sich um. »In den Midlands verfügt so mancher über magische Kräfte. Über viele
Weitere Kostenlose Bücher