Das erste Gesetz der Magie - 1
einmal tief durchatmen konnte.
Dann schlang er seinen linken Arm um Constance und preßte ihren Körper fest an sich. Mit der Faust packte er den Strafer, Dennas Strafer, der um seinen Hals hing. Der Schmerz schoß seinen Arm hinauf. Er hielt ihm stand, verbannte ihn aus seinen Gedanken. Constance stöhnte auf, als er sie von den Beinen hob und an seinem Körper nach oben riß. Sie versuchte, den Strafer fester in seinen Rücken zu bohren, aber ihr fehlte die Kraft. Außerdem hatte er ihren Arm festgeklemmt, so daß sie ihn kaum bewegen konnte.
Als er sie hoch genug hatte und ihr verzerrtes Gesicht vor seinem schwebte, bohrte er ihr Dennas Strafer in die Brust. Ihr Gesicht erschlaffte. Richard mußte daran denken, wie Denna Königin Milena auf diese Weise mit ihrem Strafer berührt hatte. Constance zeigte die gleiche Wirkung. Sie schüttelte sich, und der Druck in seinem Rücken ließ nach. Aber sie tat ihm immer noch weh, genau wie der Strafer in seiner Hand.
Richard biß vor Schmerz die Zähne zusammen. »Ich werde dich nicht mit dem Schwert töten. Dazu müßte ich dir alles vergeben. Ich könnte mich nie überwinden, dir den Verrat an einer Freundin zu verzeihen. Was du mir angetan hast, ja, aber nicht, was du deiner Freundin Denna angetan hast. Das ist etwas, was ich dir niemals vergeben werde.«
Constance schnappte vor Schmerzen nach Luft. »Bitte…«
»Versprochen…«, höhnte er.
»Nein … bitte … tu das nicht.«
Richard drehte den Strafer, wie er es bei Denna gesehen hatte. Constance zuckte zusammen und erschlaffte in seinen Armen. Blut rann ihr aus den Ohren. Ihr lebloser Körper glitt zu Boden.
»Ist versprochen.«
Richard starrte den Strafer lange an, den er fest mit der Faust umklammert hielt, bis er merkte, wie es schmerzte. Endlich ließ er ihn los und an der Kette um seinen Hals baumeln.
Er blickte auf die tote Mord-Sith herab und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. In Gedanken bedankte er sich bei Denna, daß sie ihm beigebracht hatte, Schmerzen zu erdulden. Sie hatte ihm das Leben gerettet.
Es dauerte fast eine Stunde, bis er den Ausweg aus dem Labyrinth von Hallen gefunden hatte und in die frostige Nacht und das weitläufige Gelände hinaustrat. Er hielt das Schwert fest umklammert, als er die beiden kräftigen Posten am offenstehenden Tor der Außenmauer passierte, doch die nickten nur höflich, als wäre er ein geladener Gast, der nach einem königlichen Dinner das Schloß verläßt.
Er blieb stehen und betrachtete die vor ihm liegende Landschaft unter dem Sternenhimmel. Noch nie war er so glücklich gewesen, die Sterne zu sehen. Er drehte sich um, sog alles in sich auf. Der Palast des Volkes, umgeben von hochaufragenden Mauern, lag auf einer gewaltigen Hochebene, die sich vor ihm zu einer Ebene absenkte. Die Hochebene überragte das dürre Land um gut hundert Meter, doch hatte man in die steilen Felsen eine Straße geschlagen, die sich in Serpentinen zum Flachland hinunterwand.
»Ein Pferd, Sir?«
Richard wirbelte herum. Einer der Posten hatte ihn angesprochen.
»Was?«
»Ich wollte wissen, ob man Euch ein Pferd bringen soll, Sir. Ihr wollt offenbar aufbrechen. Zu Fuß ist es sehr weit.«
»Was ist zu Fuß sehr weit?«
Der Posten nickte den Steilhang hinab. »Durch die Azrith-Ebene. Ihr habt nach Westen geblickt, über die Azrith-Ebene. Bis zur anderen Seite ist es ein langer Marsch. Möchtet Ihr vielleicht ein Pferd?«
Daß es Darken Rahl so wenig auszumachen schien, was er tat, und er sich sogar ungehindert ein Pferd besorgen konnte, ging ihm an die Nerven.
»Ja, ich möchte ein Pferd.«
Mit einer kleinen Pfeife blies der Posten einem anderen Mann auf der Mauer eine Folge kurzer und langer Töne zu. Richard hörte, wie die kurze Melodie wiederholt wurde und sich in der Ferne verlor.
Der Posten bezog wieder Stellung. »Wird nicht lange dauern, Sir.« »Wie weit ist es bis zum Rang’Shada-Gebirge?«
Der Mann runzelte leicht die Stirn. »Bis wohin genau? Das Massiv ist sehr weitläufig.«
»Nordwestlich von Tamarang. Dort, wo das Gebirge Tamarang am nächsten ist.«
Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Vier, vielleicht fünf Tage.« Er sah den anderen Posten fragend an. »Oder was meinst du?«
Der andere zuckte mit den Achseln. »Wenn er zügig reitet und häufig, vielleicht fünfmal, die Pferde wechselt. Aber schneller nicht.«
Richards Mut sank. Natürlich war es Darken Rahl egal, ob er ein Pferd hatte oder nicht. Wo sollte er denn hin? Michael und
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