Das erste Gesetz der Magie - 1
Angst: vor einem hundert Kilo schweren Mann, der dir einen Laib Brot wegnehmen will und weiß, daß er im Unrecht ist, oder einer fünfzig Kilo schweren Frau, die fälschlicherweise, doch von ganzem Herzen, davon überzeugt ist, du hättest ihr das Kind gestohlen?«
Richard verschränkte die Arme über der Brust. »Ich würde vor der Frau weglaufen. Sie würde nicht aufgeben. Für vernünftige Argumente hätte sie kein Ohr. Sie wäre zu allem fähig.«
Zedds Blick glühte. »Genau so ist Darken Rahl. Je mehr er überzeugt ist, im Recht zu sein, desto gefährlicher ist er.«
Richard erwiderte den glühenden Blick. »Aber ich bin im Recht.«
Zedds Blick wurde sanfter. »Auch die Maus glaubt, im Recht zu sein, mein Kater frißt sie trotzdem. Ich versuche, dir etwas klarzumachen, Richard. Du sollst nicht in seine Fänge geraten.«
Richard löste die Arme und seufzte. »Ich verstehe, auch wenn es mir nicht gefällt. Wie du immer sagst, nichts ist jemals einfach. Das ist zwar alles interessant, trotzdem kann es mich nicht davon abhalten, das zu tun, was ich tun muß und was ich für rechtens halte. Was also hat es mit dem Preis auf sich, den es kostet, das Schwert der Wahrheit zu benutzen?«
Zedd bohrte Richard seinen dünnen Finger in die Brust. »Bezahlt wird mit der Qual, das Böse in dir selbst zu erkennen, mit all deinen Unzulänglichkeiten, mit allem, was wir in uns nicht gerne sehen oder abstreiten wollen. Darüber hinaus erkennst du das Gute in dem, was du getötet hast und büßt die Schuld deiner Tat.« Zedd schüttelte traurig den Kopf. »Bitte glaub mir, Richard, der Schmerz kommt nicht nur aus deinem Innern, sondern, was noch wichtiger ist, aus dem Zauber. Ein sehr mächtiger Zauber, ein gewaltiger Schmerz. Unterschätze ihn nicht. Er ist wirklich und straft deinen Körper ebenso wie deine Seele. Du hast ihn bei Kahlan gesehen, dabei hat sie nur einen Baum getötet. Bei einem Mann wäre er heftiger gewesen. Deswegen ist Wut so wichtig. Zorn ist die einzige Waffe gegen diesen Schmerz, nur so kannst du dich angemessen schützen. Je stärker der Feind, desto größer die Qual. Doch je größer die Qual, um so stärker auch der Schutz. Er nimmt dir ein wenig die Sorge um die Aufrichtigkeit deiner Tat. In manchen Fällen wirst du den Schmerz nicht spüren. Deswegen habe ich auch Kahlan diese fürchterlichen Dinge erzählt, schmerzhafte Dinge, die sie mit Zorn erfüllt haben. Das war zu ihrem Schutz, wenn sie das Schwert gebrauchte. Verstehst du nun, warum ich nicht zugelassen habe, daß du das Schwert benutzt, ohne deinen Zorn benutzen zu können? Du hättest dem Zauber schutzlos gegenübergestanden. Er hätte dich zerrissen.«
Richard machte das ein wenig angst, genau wie der Blick, der in Kahlans Augen gestanden hatte, als sie das Schwert benutzt hatte, doch es änderte nichts an seinem Entschluß. Er sah hinauf zu den Bergen der Grenze. Sie ragten empor und leuchteten blaßrosa im Licht der untergehenden Sonne. Hinter ihnen, von Osten her, zog Dunkelheit herauf. Dunkelheit, die auf sie zuhielt. Er mußte einen Weg über die Grenze finden, hinein in diese Dunkelheit. Das Schwert würde ihm dabei helfen. Das war es, was zählte. Es stand so viel auf dem Spiel. Für alles im Leben mußte ein Preis gezahlt werden. Und er würde ihn ebenfalls zahlen.
Sein alter Freund legte ihm die Hände auf die Schultern und blickte ihm fest in die Augen. Zedds Miene bestärkte die Meinung, die er eben ausgesprochen hatte.
»Ich muß dir etwas verraten, was dir nicht gefallen wird.« Sein Griff wurde fester, fast schmerzhaft. »Gegen Darken Rahl kannst du das Schwert der Wahrheit nicht einsetzen.«
»Was?!«
Zedd rüttelte ihn. »Er ist zu mächtig. Der Zauber der Ordnung schützt ihn während des Jahres seiner Suche. Wenn du versuchst, das Schwert einzusetzen, bist du tot, bevor es ihn trifft.«
»Das ist verrückt! Erst willst du, ich solle der Sucher werden und das Schwert annehmen, und nun erzählst du mir, ich könnte es nicht benutzen.« Richard war außer sich. Er fühlte sich betrogen.
»Nur gegen Darken Rahl nicht, gegen ihn wirkt es nicht! Ich habe den Zauber nicht gemacht, Richard, ich weiß nur, wie er wirkt. Und Darken Rahl weiß es auch. Vielleicht versucht er, dich dazu zu bringen, das Schwert gegen ihn zu erheben. Er weiß, daß dich das tötet. Wenn du deiner Wut nachgibst und das Schwert gegen ihn erhebst, wird er gewinnen. Dann bist du tot, und er hat die Kästchen.«
Kahlan runzelte verzweifelt die
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