Das erste Gesetz der Magie - 1
Grenze. Ich weiß, es gibt ihn, nur nicht genau wo, und zum Suchen habe ich keine Zeit.« Richard konnte auf diese Spielereien verzichten und spürte, wie sein Zorn wuchs.
»Wer hat dir das erzählt?«
»Beantworte die Frage, Chase!«
Sein Gegenüber lächelte verhalten. »Unter einer Bedingung: Ihr nehmt mich als Führer.«
Richard mußte an die Kinder denken. Chase war Gefahr gewöhnt, aber dies war etwas anderes. »Das ist nicht nötig.«
Chase warf Richard einen abschätzenden Blick zu. »Für mich schon. Der Ort ist gefährlich. Ihr drei wißt nicht, worauf ihr euch einlaßt. Ich werde euch nicht allein dorthin lassen. Und die Grenze fällt in meine Verantwortung. Wenn du es wissen willst, mußt du mich mitnehmen.«
Alles wartete, während Richard einen Augenblick überlegte. Chase bluffte nicht, und Zeit war kostbar. Richard blieb keine andere Wahl. »Chase, es wäre uns eine Ehre, dich bei uns zu haben.«
»Gut.« Er schlug mit der Hand auf den Tisch. »Der Paß wird Königspforte genannt. Er befindet sich in einer üblen Gegend mit dem Namen Southhaven. Zu Pferd vier, vielleicht fünf Tage, wenn wir den Händlerpfad nehmen. Du hast es eilig, also wirst du ihn nehmen wollen. In wenigen Stunden wird es hell. Ihr drei schlaft jetzt etwas. Emma und ich werden Vorräte zusammenpacken.«
12. Kapitel
Er schien gerade erst eingeschlafen zu sein, als Emma ihn weckte und zum Frühstück hinunterholte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und im Haus regte sich noch nichts, aber die Hähne begrüßten das Heraufziehen des neuen Tages bereits mit lautem Krähen. Der Geruch von Essen machte ihn sofort hungrig. Emma, die nicht mehr ganz so strahlend lächelte wie am vergangenen Abend, tischte ein opulentes Frühstück auf und sagte, Chase hätte bereits gegessen und bepacke die Pferde. Richard hatte Kahlan in ihrem ungewöhnlichen Kleid bezaubernd gefunden, doch ihre neue Kleidung änderte daran nicht das geringste. Während Kahlan und Emma über Kinder sprachen, und Zedd ein Kompliment über das Essen nach dem anderen von sich gab, nahm Richard in Gedanken die bevorstehende Aufgabe in Angriff.
Plötzlich verdunkelte sich der Raum. Chase’ Gestalt füllte den Türrahmen. Kahlan erschrak, als sie ihn sah. Er trug ein Kettenhemd über einem hellbraunen Gewand, derbe, schwarze Hosen, Stiefel und einen schwarzen Gürtel mit einer großen Silberschnalle, die mit dem Wappen der Grenzposten verziert war. Er hatte so viele Waffen bei sich, daß er eine kleine Armee hätte ausrüsten können. Bei einem gewöhnlichen Mann hätte das lächerlich gewirkt, bei Chase wirkte es furchterregend. Er war ein Bild offenkundiger Bedrohung. Chase wählte meist zwischen zwei Gesichtsausdrücken. Entweder setzte er eine Miene geheuchelten Desinteresses auf, oder aber er sah so aus, als wollte er sich ins Schlachtgetümmel stürzen. Heute hatte er sich für die zweite Miene entschieden.
Sie waren schon auf dem Weg nach draußen, als Emma Zedd ein Bündel reichte. »Gebratenes Huhn«, sagte sie. Er strahlte sie an und gab ihr einen Kuß auf die Stirn. Dann umarmte Kahlan Emma und versprach, die Kleider zurückzubringen. Richard beugte sich vor und drückte Emma ebenfalls herzlich an sich. »Seid vorsichtig«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Ihrem Gatten gab sie einen Kuß auf die Wange, den der großzügig über sich ergehen ließ.
Chase gab Kahlan ein langes, in einer Scheide steckendes Messer und trug ihr auf, es immer zu tragen. Richard fragte, ob er sich ebenfalls ein Messer ausleihen könne, da er seins zu Hause gelassen habe. Geschickt tastete sich Chase durch das Gewirr, zog ein Messer heraus und reichte es Richard.
Kahlan betrachtete die Waffen. »Meinst du, die brauchst du alle?«
Er lächelte sie schief an. »Wenn ich sie nicht mitnähme, ganz bestimmt.«
Die kleine Gruppe, geführt von Chase, dann Zedd, Kahlan und schließlich Richard als Nachhut, schlug auf dem Weg durch die Wälder Kernlands ein angenehmes Tempo an. Es war ein strahlender Herbstmorgen, und leichter Frost hing in der Luft. Ein Habicht kreiste in der Luft über ihren Köpfen. Am Anfang einer Reise ein Zeichen der Warnung. Im stillen hielt Richard das Zeichen für völlig überflüssig. Am späten Vormittag verließen sie das Kernlandtal und erreichten den oberen Ven Forest, stießen unterhalb des Trunt Lake auf den Händlerpfad und bogen nach Süden ab. Die Schlangenwolke verfolgte sie gemächlich. Richard war froh, sie von Chases Haus und seinen Kindern
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