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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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an dieser Stelle schon jetzt kühl an.
    Vor dem Spinnrad stand Sieglindes Stuhl, einfach, wie jedes der Möbel hier. Ich zog ihn heran und ließ mich auf ihm nieder, meinen ledernen Packen quer über die Oberschenkel gelegt, und wartete. Von unten hörte ich den Wirt rumoren. Was er sich dabei gedacht haben mochte, als er es über sich poltern hörte, wusste ich nicht. Auf jeden Fall hatte er sich entschieden, nicht nachzusehen.
    Es dauerte eine Weile, bis Lea ihre violetten Augen wieder aufschlug. Zeit genug für mich, einigen sinnlosen Gedanken nachzuhängen. Warum hatte ich das eben getan? Wollte ich ihr eine Lektion erteilen? Ihr einen Gefallen tun? Oder ihr einfach nur beweisen, dass ich, entgegen meiner eigenen Aussagen, nicht gar so verbraucht und unnütz war, wie ich es vorgab zu sein.
    Als sie erwachte, bewegte sie den Kopf nur wenig und musterte mich.
    »Wenn Ihr mir zeigen wolltet, dass es ein Fehler ist, jemandem zu vertrauen, den ich nicht kenne, dann darf ich Euch gratulieren.« Ihre Stimme war betont neutral. »Wollt Ihr die Lektion fortführen? Vielleicht wollt Ihr Euch ja auch an mir vergehen?«
    Die Bewegung ihrer Schulter war fast nicht zu sehen. Aus meiner Position heraus konnte ich ihre rechte Hand nicht erkennen, sie lag hinter ihrem Körper verborgen, aber dennoch wusste ich, was sie tat. Abgesehen davon sah ich den Lichtschein. Ich hob die Hand.
    »Ihr könnt von einer Vorführung Eurer arkanen Macht absehen. Nachdem ihr Euch als Maestra vorgestellt habt, kommt auch der dümmste Brigant auf die Idee, Euch die Finger zu brechen, bevor er sich mit Euch vergnügt.«
    Sie rollte sich herum und hielt die rechte Hand hoch. Über ihrem Handteller schwebte ein kleiner weißer Lichtpunkt. Kaltes Licht, so kalt, dass mich der Anblick frösteln ließ.
    »Eis?«, fragte ich.
    Sie stand auf und blickte auf ihre Hand hinab. Langsam schlossen sich ihre Finger um den Lichtschein, bis er in ihrer Hand versiegte.
    »Ja, Eis. Je nachdem, wie gut Eure Gesundheit ist, wärt Ihr für einige Zeit gefroren oder vielleicht auch für immer.«
    Ich nickte. »Ich erinnere mich. Eis ist ein sehr beliebter Zauber. Nicht tödlich, aber effektvoll und funktioniert fast immer. Besonders im Sommer. Im Winter dagegen eher seltener. Das hat wohl etwas mit der Balance der Magie zu tun, aber ich glaube gehört zu haben, dass er im Winter nicht einmal bei jedem zweiten Versuch funktioniert.«
    Ich konnte es kaum glauben, aber ich schwöre, sie wurde rot. Sie sah zu Boden. Abwesend öffnete sie eine Hand, und Steinherz sprang vom Boden hoch. Die Klinge glänzte fahl, als sie den Griff erfasste. Sie zog die Schneide über ihren linken Handteller, und wir sahen beide zu, wie ihr Blut von dem blassen Stahl aufgesogen wurde. Dann erst versenkte sie das Schwert wieder in der Scheide. Sie leckte über die Wunde an ihrer Hand, schloss versuchsweise die Finger und ballte sie dann zur Faust zusammen.
    »Ich sollte wohl mehr mit Feuer arbeiten«, sagte sie dann leise.
    »Ja. Feuer ist Furcht erregend und mächtig. Gerade im Winter. Jedes Wesen hat Angst vor dem Feuer. Wenn es so weit kommen sollte, lasst die Flammen für Euch sprechen. Verbrennt ihnen die Augen.«
    »Euer Rat an mich?«
    »Ja. Mein Rat an Euch.«
    »Und sollte ich verlieren, sollten sie über mich herfallen, was werdet Ihr dann tun?«
    »Wahrscheinlich werde ich zusehen.« Ich wusste nicht, warum ich es so herzlos formulierte. Was ich meinte, war, dass ich dann bereits nichts anderes mehr zu tun im Stande wäre. Aber ich wollte ihr nicht sagen, dass ich mich längst entschlossen hatte, dafür zu sorgen, dass ihr nichts geschah. Ihr nicht und auch nicht den Töchtern des Wirts.
    Ich stand auf und begab mich zur Treppe, ignorierte die beiden nächsthöheren Stockwerke und stieß mit einiger Mühe die Tür zum Turmfried auf.
    Hier oben pfiff der Wind mit voller Macht, der Schnee hatte die Zinnen zugeweht, nur auf der windabgewandten Seite war die Schneedecke dünner. Nicht, dass ich davon viel sehen konnte. Die Welt um mich herum war dunkel und kalt, nur einen kurzen Augenblick lang sah ich den Schnee waagerecht durch die Luft schießen, dann hatte der Luftzug die Talgkerze, die ich mit ins Turmhaus genommen hatte, ausgeblasen.
    Die Dunkelheit und Kälte waren absolut. Innerhalb weniger Augenblicke war ich ausgekühlt, gezwungen, mich in das Turmhaus zurückzuziehen. Nun weigerte sich die Tür, wieder richtig zu schließen; es dauerte einige Zeit, bis ich den Riegel wieder

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