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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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vorlegen konnte.
    Es war, wie ich befürchtet hatte. Wir befanden uns inmitten eines der schlimmsten Stürme, die ich je gesehen hatte.
    Wehe dem Wanderer, der in dieser Nacht fernab von Schutz von diesem Wetter ereilt wurde. Niemand von uns würde in den nächsten Tagen diesen Ort verlassen. Wahrscheinlich würde allein der Versuch, den Hof zu überqueren, einen das Leben kosten.
    Als ich wieder hinunterstieg und die Kerze neben dem Spinnrad abstellte, war der Raum leer. Im Zimmer des Wirts fehlte das Bett, ich war allein im Turm.
    Langsam begab ich mich zurück zum Gastraum, wo die Lage scheinbar unverändert war. Es erschien mir nur wärmer als zuvor. Die Feuer in den beiden Kaminen waren wie entfesselt, die Flammen tanzten im Zug der Esse, und aus dem Kamin selbst hörte man ein Pfeifen und Heulen, als ob die Geister der Unterwelt uns einen Besuch abstatteten. Es war irgendwie gemütlich. Leandra war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war das auch gut so.
    Vielleicht lag es am Geheul des Sturms, dem ich eben noch ausgesetzt gewesen war, vielleicht war es aber tatsächlich so, dass die Unterhaltung leiser geworden war. Ich begab mich zu meinem Tisch zurück, und auf mein Zeichen brachte mir eines der Mädchen einen neuen Wein, diesmal mit Nelken gewürzt. Es war Maria. Ich sah ihr nach, wie sie an dem Tisch der Söldner vorbeieilte, vorbei an dem Lachen der Kerle, die sehr wohl wahrnahmen, dass die Mädchen nunmehr Angst vor ihnen hatten.
    Ich sah mich um und warf auch einen Blick auf die Händler. Sie unterhielten sich noch immer in gedämpftem Tonfall, aber ihre Wachen saßen nun anders. Einige hatten die Position gewechselt, so dass sie den Raum überblicken konnten. Hier und da entdeckte ich eine Teeschale, wo vorhin noch ein Bierhumpen gestanden hatte.
    Als Lisbeth, die Jüngste, von einem der Söldner auf den Schoß gezogen wurde, beobachtete ich die Reaktion der Händlereskorte. Lisbeth kam mit einem sabbernden Kuss davon, noch war es nicht so weit, dass sich die Briganten offen nahmen, was sie wollten. Auch sie wussten noch nicht, wie weit sie gehen konnten.
    Ich lehnte mich zurück gegen die Wand, schloss die Augen und nahm einen Schluck Wein. Es war, wie ich es mir dachte. Die Wachen waren vielleicht bereit, das Hab und Gut und Leben ihrer Auftraggeber zu verteidigen, aber keiner von ihnen würde wegen eines Schankmädchens eingreifen.
    Ich öffnete die Augen wieder und musterte die anderen Gäste erneut. Heute Nacht würde bestimmt noch nichts geschehen. Die Söldner, so sie denn welche waren, erschienen mir bereits zu betrunken, um ernsthaft eine Gefahr darzustellen. Sie wussten genauso gut wie ich, dass sie in diesem Zustand über ihre eigenen Füße stolpern würden, sollte es zu einem Kampf kommen.
    Die Dreiergruppe hingegen bereitete mir Sorgen. Soweit ich es erkennen konnte, waren sie noch immer einigermaßen nüchtern. Sie schienen auf etwas zu warten, war der Gedanke, der sich mir aufdrängte. Aber bei diesem Wetter würde, wer auch immer da erwartet wurde, nicht mehr eintreffen. Nicht heute Nacht und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht innerhalb der nächsten Tage.
    Ich trank meinen Wein aus, ergriff mein Bündel und begab mich hoch in mein Zimmer.

5. Ortenthaler Wein
     
    Die Tür war verriegelt, also klopfte ich an. Eine Weile geschah nichts, und ich hatte die Hand bereits zum erneuten Klopfen gehoben, als sich die Tür schließlich öffnete und sie unmittelbar vor mir stand.
    Ihre Haare waren offen, sie trug ein einfaches weißes Leinengewand, das ihr zu kurz war, ihr Langschwert hielt sie blankgezogen in der Hand. Die Spitze des Schwertes war das Erste, was ich sah, danach ihre stürmischen Augen, erst dann konnte ich genießen, wie das einfache Nachthemd ihre Figur betonte, und dass es, gegen das Licht der einsamen Kerze auf dem Tisch hinter ihr, durchscheinend war.
    »Warum sollte ich Euch hereinlassen?«, fragte sie.
    »Vielleicht, weil es mein Zimmer ist?«
    Sie legte den Kopf zur Seite. »Das ist zumindest ein Argument.« Sie trat zurück, ich schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter mir. Sie musterte mich prüfend, erst dann ließ sie die Klinge sinken.
    Den Raum zierten ein Tisch und zwei Stühle sowie eine Anrichte, auf der eine Schüssel mit überfrorenem Wasser stand. Er verfügte sogar über einen eigenen Kamin, in dem die Flammen genauso munter tanzten wie in den Kaminen unten in der Schankstube. Dennoch konnte man nicht wirklich behaupten, es wäre warm. Sie folgte

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