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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zugleich glaubte sie selbst nicht daran.
    »Es heißt auch immer, es gäbe keine Drachen. Aber ich selbst sah einen.«
    »Na, dass es Drachen gibt, weiß ich. Die Geschichte würde ich trotzdem gerne einmal hören«, sagte sie dann.
    »Vielleicht erzähle ich sie Euch heute Nacht, bevor wir zu Bett gehen.«
    »Das hört sich seltsam an für mich«, sagte sie. Ihren Blick vermochte ich nicht zu deuten.
    »Ich weiß«, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Als seien wir ein Paar. Jetzt aber sollten wir uns um unser Frühstück kümmern.«
    »Ihr habt nach dem Ganzen noch Hunger?«
    »Nein. Aber ich lebe gerne. Deshalb habe ich eine eiserne Regel«, erklärte ich ihr, als ich die Tür zum Lager für sie aufhielt. Wir warfen beide einen verstohlenen Blick in Richtung der Kiste, in der der Junge mit seinem Hund ruhte.
    »Und diese Regel lautet?«
    »Kein Essen ausschlagen, denn man weiß nicht, wann man die Kraft braucht, die es einem gibt. Kälte, Leandra, zehrt an den Kräften wie kaum etwas anderes.«
    In der Schmiede blieb sie plötzlich stehen und legte mir ihre Hand auf den Arm.
    »Ihr sagtet eben etwas.«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    »Ihr sagtet, Ihr lebt gerne. Gestern Abend hatte ich nicht den Eindruck. Eher dachte ich, Ihr wartet darauf, dass Euch der Tod ereilt.«
    Ich sah sie überrascht an. Mir wurde bewusst, dass ich lächelte. Es fühlte sich ungewohnt an. »Nun, seitdem muss etwas passiert sein, was mich anders denken lässt.«
    Ihre violetten Augen ruhten einen Moment lang auf mir, dann lächelte sie leicht. »Das freut mich, Havald.«
    Als ich ihr folgte, bewunderte ich ihren Gang. Packte man einen Mann in einen schweren Kettenmantel, hängte ihm ein Schwert und ein Bastardschwert um, würde er stampfen wie ein Walross. Aber sie, sie ging mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Ich warf einen Blick nach oben Richtung Himmel. Sie hatte wirklich Recht: Ich hatte vergessen, dass das Leben einen erfreuen konnte. Ich dankte den Göttern für das Geschenk, das sie uns Männern gaben.
    Den Gang der Frauen genießen zu können.

8. Ein schlechter Rat
     
    Der Gastraum war noch nicht wieder gefüllt, manche Gäste, speziell unsere Söldner, schliefen noch ihren Rausch aus. Wer wach war, zeigte nicht die beste Laune, die Unterhaltungen waren leise und zurückhaltend. Sieglinde, die an unserem Tisch bediente, warf immer wieder besorgte Blicke zu Lisbeth hinüber, die hinter der Theke die Becher und Humpen spülte. Lisbeth verrichtete ihre Arbeit, aber ihre Schultern zuckten, und ab und zu wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht.
    Sieglinde schenkte uns beiden Tee ein und verharrte an unserem Tisch, dabei nervös von einem Fuß auf den anderen tretend.
    »Was ist?« Ich sah ihren Blick und wies auf einen Stuhl. »Setzt Euch und erzählt.«
    »Sera, Ser, Vater erzählte mir, was Ihr ihm geraten habt«, sagte sie leise.
    »So weit wird es nicht kommen«, sagte Lea in einem bestimmenden Tonfall.
    »Ich habe selbst Augen im Kopf. Und Ohren. Ich habe gehört, was die Söldner untereinander sprachen.« Sie wurde rot, blickte zu Lea hinüber. »Mit Verlaub, Sera, ich befürchte, Ihr werdet es nicht verhindern können. Wenn die Götter es geben, hoffe ich, dass Ihr verschont werdet.«
    »Nun.« Ich sah sie an. »Es muss nicht geschehen.«
    »Ich werde so etwas nicht zulassen«, meinte Lea.
    »Verzeiht, Sera, aber Ihr solltet Euch selbst schützen. Ich sah schon Blicke auf Euch ruhen«, sagte Sieglinde, und Lea zog scharf die Luft ein.
    Das Mädchen wandte sich mir zu. »Vielleicht geschieht es ja nicht, vielleicht doch. Ich selbst denke, Ihr habt Recht. Jetzt brauche ich Euren Rat.«
    Nein, nicht schon wieder. »Ich bin nicht der beste Ratgeber. Es ist nicht so, dass ich jede Antwort wüsste.«
    Sieglinde nickte zu ihrer Schwester hinüber. »Wenn es Sommer ist, nimmt uns Vater manchmal mit auf die Jagd. Ich sah einmal, wie ein Rudel Wölfe aus einer Herde ein verwundetes Reh ausgrenzte.«
    »Ja?«, fragte ich. Ich wusste nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Ich frage Euch, sind Männer genauso? Werden sie sich auf Lisbeth stürzen? Es ist ein offenes Geheimnis, sie und Theobald … sie waren ein Paar.«
    Wie sollte ich das beantworten? Ich erinnerte mich an die Geschichte, die ich Lea erzählt hatte – um wie vieles, wenn überhaupt, war ich besser als diese Briganten? Ein wenig nur. Aber bei den Göttern, diesen Unterschied gab es.
    »Das kann ich dir nicht beantworten. Manchmal ja, manchmal suchen

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