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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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bleicher noch als beim Anblick des Jungen. Er hielt mir den Eimer entgegen; er hatte ihn kurz vorher in einen größeren Bottich geleert, so befand sich nicht viel Milch darin. Sie sah seltsam aus, dann erreichte der Geruch meine Nase.
    »Seht.« Er griff an den Euter und molk kurz weiter. Die Kuh gab dabei einen jämmerlichen Muhlaut von sich.
    »Geronnen.«
    Im Euter geronnen. Der Wirt und ich waren sprachlos. Die Kuh stand nicht weit von dem Ort, an dem der Junge gelegen hatte, und sie war mehr als nur nervös. Als ich meine Hand auf ihr Fell legte, spürte ich, wie sie zitterte.
    »Sagt niemandem etwas davon«, wies ich den Wirt an. Er nickte nur und molk die Kuh weiter. Ich wusste nicht, was mit ihr geschehen würde, bliebe sie mit dieser Milch im Euter zurück, ich wollte es auch nicht wissen.
    Ich war mit meiner letzten Kuh fertig, als Lea mit einer Flasche in der Hand erschien. Ich ging zu ihr, schlug mit meinem Dolch den Hals der Flasche ab und ließ einen Schluck in meine Kehle laufen. Das brachte mir einen missbilligenden Blick ihrerseits ein.
    »Nicht der beste Jahrgang«, sagte ich und verzog dabei das Gesicht. Sauer, wie die meisten Weine. Aber gut für das, was ich wollte. Ich verteilte den Inhalt der Flasche über den Boden.
    »Tiere mögen den Geruch von Wein nicht. Aber sie mögen ihn lieber als den von Blut.«
    Sie sah mich an und verstand. »Es beruhigt mich, dass Ihr kein Säufer seid.«
    »In der momentanen Situation macht es keinen Unterschied. Wir sind alle aufeinander angewiesen, Säufer oder nicht.«
    Ich warf die Flasche in eine Tonne mit anderem Unrat und ging zu meinem Hengst hinüber, der mich mit einem vorwurfsvollen Blick begrüßte, der mir sagte, dass ich mich zu wenig um ihn gekümmert hatte. Auch Lea ging zu ihrem Pferd, und wir führten sie beide aus den Boxen heraus und verbrachten eine ruhige und wortlose Zeit damit, unsere Tiere zu striegeln und zu füttern. Sie ritt eine Stute, und unsere Pferde beäugten sich, wie es mir schien, genauso misstrauisch, wie es ihre Reiter manchmal taten.
    Ich säuberte gerade Zeus’ Hufe, als Lea das Schweigen brach. »Nun, Havald, was denkt Ihr?«
    Ich pulte den Dreck aus dem Huf heraus und gab Zeus das Zeichen, den anderen Huf zu heben, was er auch folgsam tat.
    »Zwei Dinge. Es ist noch hier, und es ist kein gewöhnliches Tier.«
    »Ja«, sagte sie. »Ich sehe es genauso, auch wenn ich es nicht glauben mag. Was meint Ihr, war der Junge das Ziel, oder war es nur Zufall?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete ich. Ich wandte mich Zeus’ Hinterhufen zu. »Das werden wir beim nächsten Mal wissen.«
    »Ihr denkt, es wird ein nächstes Mal geben?«
    »Ja. Was auch immer es ist, es ist ein Raubtier. Raubtiere fressen jeden Tag, wenn sie können. Es wird nicht widerstehen.« Ich klopfte Zeus auf den Rücken, und er schwenkte seinen Kopf herum, sah mich aus seinen großen Augen an.
    »Fertig, mein Junge.« Ich führte ihn in seine Box zurück und gab ihm einen verrunzelten Apfel, den ich aus einer kleinen Tonne nahe dem Eingang geklaut hatte. Winterapfel oder nicht, Zeus machte kurzen Prozess mit ihm.
    »Und hier ist Nahrung in Hülle und Fülle.« Ich hielt meine Hand hoch, so dass Lea sie sah. »Die Krallen sind breiter als meine gestreckte Hand. Es ist demzufolge groß, vielleicht so groß wie ich es bin. Und stark. Ich könnte den Hund nicht so weit werfen, wie es ihn geworfen hat. Es hat ein Maul so groß wie das eines Bären, vielleicht sogar größer. Aber es ist kein Bär.«
    »Sondern?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich zeige Euch etwas.«
    Sie führte ihr Pferd zurück, verriegelte die Box und folgte mir. Ich hatte meinen Dolch benutzt, um das Stück Erde auszuschneiden, und es an die Stalltür gelehnt, damit es schneller einfror. In dem Stück blutgetränkte Erde war ein Tatzenabdruck zu sehen.
    »Ich erinnere mich gar nicht, eine Spur gesehen zu haben«, sagte sie.
    »Es waren auch keine zu sehen. Diese hier war unter dem Stoff der Jacke des Jungen verborgen.«
    »Wollt Ihr sagen, dass das Biest seine Spuren verwischte?«
    »Ja.«
    Wir studierten den Abdruck. Er war in der Tat so groß wie die Pranke eines Bären. Doch ich kannte solche Spuren, hatte sie oft genug im Schnee gesehen und wusste, dass es sich um etwas anderes handeln musste.
    »Wolf«, sagte sie.
    »Ja, vermutlich. Aber ein ziemlich großer Wolf.«
    »Jetzt kommt mir nicht mit Werwölfen! Das sind Ammenmärchen«, sagte sie voller Hoffnung, das Thema sei damit erledigt. Doch

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