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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sie sich auch die, die widerspenstig sind, um sie zu brechen. Lisbeth, deine Schwester, ist schon gebrochen und stellt keine Herausforderung dar.«
    »Wenn man die Banditen also reizt …«
    »Davon würde ich abraten. Es führt nur dazu, dass sie Appetit gewinnen«, sagte ich leise.
    »Es sind sechs, vielleicht neun. Ich hatte schon zwei Männer.« Sieglinde sprach leise. »Ich bin gesund und kräftig, ich werde es überleben.«
    »Woran denkst du?« Lea flüsterte ebenfalls, ihr Blick war besorgt.
    Sieglinde biss sich auf ihre Unterlippe, sah dann schnell von mir zu Lea und zurück. »Ich bin zehn Jahre und neun, und ich arbeite schon seit drei Jahren im Schankraum. Ich habe schon einige schlimme Gesellen gesehen und weiß, wie ich auf sie wirke. Wenn ich … Wenn ich mich ihnen hingebe … was meint Ihr, werden sie dann meine Schwestern verschonen?«
    »Aber …«
    Ich legte Lea die Hand auf den Arm und sie verstummte. »Willst du die Antwort, die ich dir geben sollte, oder willst du wissen, was ich ehrlich denke? Überlege es dir gut, bevor du etwas sagst.«
    »Ich will wissen, wie Ihr die Sache seht.« Sie gab sich tapfer, aber ihre Unterlippe zitterte.
    Ich zögerte, beide Frauen sahen mich gebannt an. »Die Stimmung hier … Es wird schlimmer werden. Der Sturm, die Kälte, all das drückt auf die Nerven. Dazu noch der Mord im Stall. Es wird nicht viel brauchen, bis hier die Vernunft unterliegt. Meine ehrliche Meinung ist die, dass du dazu beitragen könntest, die Stimmung zu entspannen. Ein Mann wird ruhig und träge, wenn er gut gegessen und gut gevögelt hat. Kannst du gut genug schauspielern? Kannst du die Wünsche von sechs solchen Männern erfüllen und so tun, als gefalle es dir? Auch wenn sie Widernatürliches von dir verlangen?«
    »Widernatürliches?« Ihre Augen weiteten sich, auch die von Lea wurden größer. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Hatte ich je ein solches Gespräch geführt? Wenn ja, hatte ich es verdrängt. Bei den Göttern. Sie hatte zwei Männer gehabt und dachte nun, sie sei erfahren.
    »Die Gelüste von Männern können seltsam sein.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Sieglinde. Ich beugte mich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Das glaube ich nicht!«, entfuhr es Lea. Sie zeigte somit, dass sie gute Ohren besaß. Auch Sieglinde hielt erschrocken die Hand vor den Mund.
    Ich seufzte. Ich war hier in der Situation, zwei unschuldigen Frauen zu erklären, was Männer von ihnen fordern könnten. Vielleicht sollte ich doch mal in einen Tempel gehen und etwas beten, vielleicht würden mich die Götter dann mit solchen Dingen verschonen.
    »Glaubt es oder glaubt es nicht. Was auch immer sie tun werden, du wirst es am eigenen Leib erfahren.«
    »Wird es wehtun?«
    Götter, diese großen Augen.
    »Vielleicht, Sieglinde, wird es das. Du musst dann so tun, als ob es dir gefiele. Vielleicht …« Ich sah sie lange an. »Es besteht keine Garantie dafür, dass sie dir sonst nichts tun.«
    Sie schluckte. »Maria und Lisbeth würden sterben, würde man ihnen das antun. Ich bin die Älteste.« Sie blickte zu Boden, dann wieder hoch zu mir. »Ich danke Euch. Was hättet Ihr mir raten sollen? «
    Ich hatte Schwierigkeiten, ihrem Blick nicht auszuweichen.
    »Deine Ehre bis zuletzt zu verteidigen.«
    »Ich habe keine Ehre«, sagte sie. »Ich bin nicht im Stand geboren.« Sie wollte sich erheben, aber ich hielt sie am Arm fest.
    »Sieglinde, du hast mehr Ehre als so mancher hoher Herr, den ich kennen lernte.«
    Sie zögerte. »Das mag sein. Aber ich tue nur, was ich tun muss, um meine Liebsten zu schützen. Mein Vater … Gestern Nacht versuchte er mit einem Schwert zu üben, das ein Gast als Pfand daließ. Er schnitt sich beinah in den Fuß. Ich schütze nicht nur meine Schwestern.«
    Sie erhob sich, warf uns einen weiteren verlegenen Blick zu und eilte davon. Ich sah ihr hinterher und spürte dabei, wie Leas Augen mich durchbohrten.
    »Wie konntet Ihr dem Mädchen das raten?« Sie klang empört.
    Ich nahm einen Schluck von meinem Tee. Vorhin, als er eingeschenkt wurde, hatte er noch gedampft, jetzt war er kaum mehr lauwarm. Hier im Gastraum war es nun wärmer, unter meinem Gewand war es mir sogar zu warm. Wahrscheinlich hatte der Wirt auch die Nacht über das Feuer in den Kaminen hier geschürt. Ich konnte die Hitze der Flammen auf meinem Gesicht spüren, mein Rücken jedoch war kühl und klamm. Ich sah mich in dem Raum um, musterte die dicken Wände, die sorgsam verzurrten

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