Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
hatten, sei es als Pfand, sei es, um ihre Zeche zu bezahlen. Ich sah dort einen dichten Fellmantel. Ich entledigte mich meines Umhangs und spürte sofort die Kälte, wie sie sich um mich schlang, und zog meine Rüstung aus.
    »Vielleicht solltet Ihr Eure Rüstung ebenfalls ablegen«, riet ich Lea, als ich in den Pelzmantel schlüpfte. Er war kalt und klamm, und dieses Gefühl der Kälte reichte, um mich tüchtig frieren zu lassen.
    »Nein. Meine Rüstung ist leicht, und wer weiß, was wir dort unten vorfinden werden.«
    Früher hätte ich mir auch keine Gedanken darüber gemacht, ob ich kräftig genug wäre, mit Rüstung ein Seil heraufzuklettern, aber das war lange vorbei. Ich band mir mein ledernes Bündel auf den Rücken und benutzte ein kurzes Stück Seil, um eine Schlinge zu fertigen, die ich mir über die Schultern legte. Am freien Ende befestigte ich die Laterne so, dass sie etwas unterhalb meiner Füße hing.
    In der Kiste suchte ich nach Handschuhen, fand keine, also wickelte ich mir Lederriemen um die Hände.
    »Wünscht mir Glück«, rief ich, als ich mich rückwärts in den tiefen Schacht begab.
    »Dann wünscht Ihr Euch, dass ich nicht stürze, denn dann falle ich auf Euch. Ich habe nicht die Absicht, Euch dort allein hinuntergehen zu lassen«, sagte sie, als sie langsam die Laterne an mir vorbei in den Schacht herabließ, bis sie unter meinen Füßen baumelte.
    Ich blickte hoch zu ihr. »Vielleicht solltet Ihr dann zuerst hinunterklettern.«
    Sie kniete neben dem Schacht, ihr Gesicht war auf gleicher Höhe mit dem meinen. Noch stützte ich mich mit einer Hand am Rand des Schachts ab. Sie beugte sich vor und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
    »Nein. Denn dann hätte ich Angst, dass Ihr auf mich fallen würdet.«
    Ihr lächelndes Gesicht begleitete mich hinunter in die Tiefe. Tatsächlich fand ich mich zuerst mehr geneigt, über den Kuss nachzudenken, als über das, was sich dort unten finden würde.
    Das Seil war dick und rau, man konnte es gut greifen, aus Hanf gefertigt, wahrscheinlich Handelsgut, doch trotz der Lederriemen um meine Hände dauerte es nicht lange, bis sie schmerzten. Je tiefer ich mich an dem Seil herabließ, desto kälter erschien es mir; meine Schultern schmerzten, und der Abstieg kam mir endlos vor.
    Solange ich mich im Schacht befand, war es nicht so schwierig. Der Schacht war eng genug, um sich in ihm zu verkeilen und meinen schmerzenden Schultern eine kleine Pause zu gönnen. Aber als der Schacht endete, schwebte ich im Freien, und im ersten Moment dachte ich, ich würde über einem endlosen Abgrund hängen.
    Doch dann konnte ich schwach im Licht der Laterne den Boden unter mir erkennen, ausgelegt mit den gleichen Platten. Große Steine türmten sich unter mir und versprachen, meine alten Knochen zu brechen, sollte ich auf sie fallen. Es mochten vielleicht drei Mannslängen gewesen sein, die ich frei an dem Seil kletterte, ohne dass ich mich irgendwo abstützen konnte. Aber ich kam tatsächlich ohne Sturz unten an und fühlte mich zu allererst erleichtert.
    Ich ließ das Seil los und trat zur Seite. Es war hier unten um einen schweren Steinquader geschlungen, einen Quader, den ein Mann allein kaum anheben konnte: Mehrere Personen hatten geholfen, das Seil zu befestigen.
    »Und, könnt Ihr schon etwas erkennen?«
    Ja, das konnte ich. Mittlerweile waren meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich sah, was es zu sehen gab. Es gruselte mich.
    »Genug, um Euch zu sagen, dass keine Gefahr besteht.«
    Das Seil neben mir wackelte, und ich blickte hoch, konnte bewundern, wie Lea am Seil herabglitt. Sie ließ es einfach aussehen.
    Den letzten Meter sprang sie und landete neben mir sicher in der Hocke, Steinherz seitlich weggestreckt, als ob sie damit rechnete, im nächsten Moment kämpfen zu müssen.
    »Götter!«, murmelte sie.
    »Ja.«
    Der Raum, in dem wir uns befanden, war achteckig, etwa zehn Mannslängen breit und tief. Vier Säulen, jeweils eine Mannslänge von der Wand entfernt, stützten das Gewölbe, an ihnen entdeckte ich Ölschalen etwa auf Schulterhöhe. Ich sah nach und hatte Glück: Die Ölschalen waren noch gefüllt. Das Öl war zwar alt, in der Kälte steif, aber nach einigen Versuchen brannten sie alle und erhellten nun den Raum in aller Deutlichkeit.
    »Was ist hier geschehen?« Lea sprach leise, auch mir war nicht danach, die Ruhe der Toten zu stören.
    »Das wird sich bald herausstellen«, antwortete ich ihr, genauso leise. In all meinen Jahren hatte ich

Weitere Kostenlose Bücher