Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Schmiede.«
»Was wolltet Ihr dort?«, fragte Eberhard.
»Mich einfach umsehen. Ich wollte mal Schmied werden. Eine gute Freundin ist die Tochter eines Schmieds, so fing ich die Lehre an, aber ich fand, dass es nichts für mich ist.« Er schmunzelte. »Sie mag mich jetzt nicht mehr ganz so gerne, weil ich es mir anders überlegt habe.« Er sah mich an. »Ich bin ein Dutzend und zehn. Ich habe keine Lust, mich wieder von Laras Vater und ihrem großem Bruder herumscheuchen zu lassen; aus dem Alter für die Lehrzeit bin ich raus. Aber Schmieden haben mich immer fasziniert, und diese hier ganz besonders. Ich war einfach nur neugierig. Abgesehen davon ist es ein ruhiger Ort, und die Luft ist gut, wenn auch kalt.« Er schüttelte sich. »Bei den Göttern, ist es kalt dort. Sternheim war auch da und sah sich interessiert um, anscheinend hatte er nichts Besseres zu tun. Es war auch die Kälte, die mich wieder zurücktrieb. Ich war gerade dabei, zu gehen, als Sternheim sagte, er höre ein Geräusch vom Lager. Ich lief zur Tür und hörte ebenfalls dieses Geräusch.«
»Was für ein Geräusch?«, fragte ich.
»Ein sehr lautes Scharren und Kratzen. Als ob man schwere Kisten bewegt.« Eberhard verbarg sein Gesicht in seinen Händen.
»Was ist?«, fragte ich den Wirt.
Der seufzte. »Es würde gerade noch fehlen, dass das Untier meine Waren auf den Boden verteilt. Aber vergesst das. Erzähl weiter«, sagte er zu Varosch.
»Nun, ich dachte nicht an den Wolf, eher daran, dass ein anderer auf die Idee gekommen war, unseren guten Wirt hier zu bestehlen. Also ergriff ich die Laterne und öffnete die Tür.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war ein Idiot. Ich habe die Tür leise geöffnet, um den Dieb zu überraschen, und sah dann etwas im Schatten vor mir – die Laterne reicht ja nicht weit mit ihrem Licht –, eine Bewegung. Ich rief irgendetwas, Halt oder Stehen bleiben , ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube, er war genauso überrascht wie ich, denn er drehte sich um und richtete sich auf. Wir standen da und glotzten uns gegenseitig an.«
»Also hast du ihn gut gesehen?«, fragte Zokora.
»Ja. Er stand vielleicht fünf Schritte von mir entfernt. Ich habe ihm die Laterne entgegengeschleudert, bin nach hinten gehechtet und habe die Tür zugeschlagen.«
»Du Bursche hast eine brennende Öllaterne in mein Lager geschleudert?«, fuhr der Wirt auf. »Ja, bist du denn von Sinnen? Wenn das Haus abgebrannt wäre, hätten wir mehr Probleme als so einen verdammten Werwolf!«
Varosch zog den Kopf ein. »Verzeiht, Herr Wirt, aber ich habe nicht nachgedacht. Ich hatte Angst.«
Janos lachte, und Leandra legte Eberhard die Hand auf den Arm. »Wirt, beruhigt Euch. Es ist ja nichts geschehen.« Sie wandte sich an Varosch, der vom Wirt immer noch mit ungläubigem und verständnislosem Kopfschütteln bedacht wurde.
»Was hat Sternheim getan?«, fragte ich.
»Nichts«, antwortete Varosch. »Er war weg, als ich die Tür wieder schloss.«
»Wie tapfer«, Leandras Worte trieften vor Sarkasmus. Sie sah Varosch an. »Könnt Ihr uns den Wolf beschreiben?«
»Endlich«, sagte Zokora. Ihr Blick teilte uns allen mit, dass sie auf die Vorgeschichte hätte verzichten können.
»Er ist nicht so groß wie ich dachte«, antwortete Varosch. Er zeigte auf mich. »Vielleicht einen Kopf größer als Ser Havald hier, aber fast doppelt so breit. Er trug eine zerfetzte lederne Hose und war barfuß, die Füße eher die eines Menschen, mit langen Krallen. Bis zum Bund seiner Hose hätte er ein sehr haariger Mensch sein können, die Lederhose war seitlich aufgeplatzt, dort standen Haare heraus, struppige Büschel, dreckig braun und borstig. Der Oberkörper war nackt und sehr, sehr muskulös. Das Vieh ist kräftig, es hat Brustmuskeln wie kleine Fässer!«
»Das kommt davon, wenn man auf allen vieren umhertobt«, sagte Zokora. Ich warf ihr einen Blick zu und fragte mich, ob das nun ihr erster echter Scherz war. Aber sie verzog keine Miene.
»Der Kopf war groß und massig, vielleicht um die Hälfte größer als ein Menschenkopf«, fuhr Varosch fort. »Spitze Ohren wie die eines Hundes, aber das Gesicht hatte mehr vom Mensch als vom Wolf.«
»Ja«, sagte Zokora. »Das wissen wir, weil er überrascht war. Ein Wolf steht nicht überrascht herum, er reagiert. Nur Menschen stehen dumm herum, wenn sie nicht wissen, was sie tun sollen. Sie denken zu viel und zugleich zu wenig. Menschen eben.«
»Vielleicht gibt es auch Werwölfe, die halb Elf, halb Tier sind«,
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